In der Dauerschleife

Von Sebastian Steegmüller
Göktan, 1860 München
© Getty

Nach einem klassischen Fehlstart in die 2. Liga herrscht beim TSV 1860 München wieder leichtes Chaos. Während sich die Löwen auf dem Spielfeld kraft- und harmlos präsentieren, werden die Fans langsam unruhig.

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Am Rande einer Trainingseinheit an der Grünwalder Straße machte Günter Haimerl seiner Unzufriedenheit Luft. Der Löwen-Edelfan hatte Chefcoach Marco Kurz lauthals zum sofortigen Rücktritt aufgefordert.

"Das ist das Geschäft", zeigte sich der 1860-Trainer aber nur wenig beeindruckt. "So was lässt einen nicht kalt, aber es ist nichts Außergewöhnliches."

13 Punkte aus 19 Spielen

Die Stimmung beim TSV 1860 ist frostig. Der Fehlstart zerstörte die aufkeimende Harmonie und Euphorie jäh, viele fühlen sich zurückversetzt in die Rückrunde der abgelaufenen Saison. Alles wieder auf Null, die Löwen befinden sich in der Dauerschleife.

Trotz einer beängstigenden Ausbeute - saisonübergreifend holten die Sechziger 13 Punkte aus 19 Spielen - blickt Kurz aber weiter optimistisch in die Zukunft. "Dieser Eindruck der Rückrunde zieht immer noch mit rein. Aber eigentlich betrachten wir die beiden vergangenen Spiele unabhängig davon."

Als Tabellenschlusslicht mit zwei Niederlagen aus zwei Begegnungen sieht die aktuelle Situation nicht eben rosiger aus. Dennoch glaubt der 39-Jährige an sein Team. Man könne die Bilanz jetzt nicht mehr drehen, doch die Qualität der Mannschaft habe sich verbessert.

Potenzial nicht abgerufen

Zugegeben, Freiburg und Mainz waren zwei richtig dicke Brocken gleich zum Auftakt. Aber auf dem Papier haben die Löwen einen Kader, der in der 2. Liga mühelos bestehen sollte. Mindestens. So mancher Experte traute den Münchenern sogar zu, ganz oben angreifen zu können. Die Mannschaft besitzt genügend Potenzial, abgerufen hat sie es bisher aber noch nicht.

Spieler wie Daniel Bierofka, Danny Schwarz oder Benny Lauth sind gestandene und erfahrene Bundesliga-Profis.

Doch gerade Letzterer sorgt indirekt und unverschuldet für neue Unruhe. Der ehemalige Nationalstürmer läuft aufgrund guter Leistungen dem bisherigen Publikumsliebling Berkant Göktan den Rang ab - der türkische Torjäger ist vom "Lauth-Hype" nun offenbar schon etwas genervt.

Keine wirklich guten Voraussetzungen für den Genesungsverlauf des 27-Jährigen, der unter einem Müdigkeits- und Erschöpfungssyndrom leidet. Der Gesundheitszustand von Göktan gibt weiter Rätsel auf. Und nun kommt auch noch ein Verletzung an der Fußsohle hinzu, die eine Operation nötig macht.

"Komme als Vulkan zurück"

"Dann komme ich eben demnächst nicht nur mental, sondern auch körperlich als Vulkan in die Mannschaft zurück", sagt Göktan.

Trotz der Probleme um Göktan blickt Kurz zuversichtlich auf das kommende Auswärtsspiel: "Wir werden angeschlagen nach Ahlen fahren, aber ich will dort gewinnen."

Ein Sieg für die Löwen ist Pflicht, will man für Ruhe im Verein sorgen. Bislang stellt sich Reuter noch schützend vor den Trainer. Zum Dauerzustand wird diese Art der Protektion aber sicherlich nicht.

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