WM

Blatter-Besuch erstaunt Südafrika

SID
WM 2010, Südafrika, Sepp Blatter, Thabo Mbeki
© dpa

FIFA-Präsident Joseph Blatters viertägige Inspektionsreise hat im WM-Gastland Südafrika Erstaunen ausgelöst.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Rund 630 Tage vor dem Anpfiff von Afrikas erster Fußball-Weltmeisterschaft wunderte sich die Zeitung "City Press": "Blatter kommt tatsächlich nach Südafrika" und meinte: "Der Besuch des FIFA-Präsidenten ist umgeben von Geheimniskrämerei".

Nach FIFA-Angaben wurde er in der Tat kurzfristig nach den Olympischen Spielen angesetzt. Er kommt zu einem Zeitpunkt, an dem in dem Kap-Staat wie im Nachbarland Simbabwe wichtige politische Weichen gesetzt werden.

Südafrikas Politik versetzt Blatter in Sorge

Der Bau der WM-Stadien - die mittlerweile sichtbar fortgeschritten aus dem Boden wachsen - ist dabei Blatters geringste Sorge, wie er zum Auftakt erklärte. Die Politik macht dem Boss des Weltfußballs zu schaffen.

Denn im WM-Gastland Südafrika stehen politisch zur Zeit mehr Frage- als Ausrufezeichen am Horizont. Präsident Thabo Mbeki - dessen zweites Mandat kommendes Jahr ausläuft - ist bei der eigenen Partei in Ungnade gefallen. Der regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) wittert ihn hinter juristischen Problemen seines früheren Vize und heutigen Gegenspielers, ANC-Chef Jacob Zuma.

Der ANC erwägt daher Möglichkeiten, Mbeki aus dem Amt zu drängen und vorgezogene Neuwahlen anzusetzen. Ein Misstrauensantrag der mit Zweidrittelmehrheit regierenden Partei im Parlament gilt als möglich. Dem ebenso umstrittenen wie populären Zuma werden danach Chancen eingeräumt, Mbekis Nachfolge anzutreten.

Politisches Chaos muss vermieden werden

Blatter hat daher viel Zeit eingeplant, um mit Zuma zu sprechen. Zumal der öffentliche Umgangston spürbar rauer geworden ist und im Politiker-Vokabular Begriffe wie "Eliminieren", "Töten" und "Erschießen" salonfähig werden. Politisches Chaos im Vorfeld des sportlichen Großereignisses will der Chef des Weltfußballverbands aber auf jeden Fall vermeiden.

Ein politisch instabiles Südafrika wäre für Blatter ein wesentlich größeres WM-Sicherheitsrisiko als Verzögerungen bei den Arena-Bauten.

Doch auf einer landesweit ausgestrahlten Pressekonferenz mit Blatter versuchte Mbeki zu beschwichtigen: "Ganz egal, was hier passiert in Bezug auf politische Änderungen, dieses Land wird seine der FIFA gegenüber eingegangenen Verpflichtungen erfüllen um eine erfolgreiche FIFA-Fußball-WM sicherzustellen. Wir werden Wahlen haben und eine neue Regierung, aber es wird keine Änderung in Politik oder Position (gegenüber der WM) geben", betonte er.

WM soll in Südafrika bleiben

Blatter seinerseits widersprach früheren Äußerungen, wonach es für WM-Gastgeber Südafrika Alternativpläne gebe und betonte: "Der Plan B ist Südafrika, und auch der Plan C ist Südafrika."

Wenigstens eine Sorgenfalte wird sich immerhin glätten können: Blatters Besuch fällt zusammen mit der politischen Lösung einer Dauerkrise im Nachbarland Simbabwe, die nach rund zehnjähriger Krise mit einer feierlichen Zeremonie besiegelt wurde.

Das Chaos in Simbabwe schwebte bisher wie ein Damokles-Schwert über dem Ereignis, da es das Potenzial hätte, die WM nachhaltig negativ zu beeinflussen. Millionen Simbabwer sind bereits geflohen - und am Kap hatte der wachsende Zustrom von legalen und illegalen Einwanderern im Mai bereits zu gewalttätigen Übergriffen geführt.

Nationalteam in jämmerlichem Zustand

Offiziell will sich Blatter aus erster Hand über den Fortgang der Vorbereitungen auf die WM-Endrunde 2010 und den Confederations Cup im kommenden Jahr informieren.

Stationen seiner Reise sind Kapstadt, und Johannesburg. Inoffiziell wird er auch mit Sportfunktionären des Landes ein ernstes Wort reden. Neben Spannungen im Fußballverband befindet sich das Nationalteam Bafana Bafana in jämmerlichem Zustand.

Südafrika denkt jedoch schon über 2010 hinaus und drängt auf eine Aufnahme in den Formel-1-Kalender, aus dem es 1993 - ein Jahr vor der demokratischen Wende am Kap - gestrichen worden war.

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte 1998 Südafrikas damaligem Präsidenten Nelson Mandela versprochen, wieder einen Grand-Prix ans Kap zu bringen. Nach Medieninformationen soll bis Jahresfrist ein Abkommen unterzeichnet werden, das ab 2011 auf der Rennstrecke Kyalami wieder Formel-1-Rennen vorsieht.

Artikel und Videos zum Thema