Grindel fordert Zurückhaltung

SID
Reinhard Grindel versucht in seiner Rolle als DFB-Präsident auch Einfluss auf die FIFA zu nehmen
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DFB-Boss Reinhard Grindel (54) hat in die Diskussion um das Gehalt des FIFA-Präsidenten Gianni Infantino (46) eingegriffen und den neuen Chef des Weltverbandes zu einer maßvolle Lohnforderung ermahnt.

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D"Das damalige Gehalt von Blatter darf nicht der Maßstab sein für den FIFA-Präsidenten", sagte der neue Präsident des DFB der FAZ mit Blick auf das Gehalt von Infantinos Vorgänger Joseph S. Blatter (80).

Blatter hat im vergangenen Jahr 3,3 Millionen Euro verdient, der gefeuerte Generalsekretär Jerome Valcke kassierte 1,9 Millionen Euro.

Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach Infantino nicht mit der vorgeschlagenen Dotierung seines Vertrags (angeblich zwei Millionen Schweizer Franken pro Jahr) zufrieden sein soll. Das hatte die FIFA allerdings entschieden dementiert: "Präsident Infantino hat mehrfach betont, dass sein Gehalt öffentlich bekannt sein wird und dass es viel niedriger als die Gehälter des früheren FIFA-Präsidenten und des früheren Generalsekretärs sein wird."

Grindel hofft auf Unabhängigkeit

Im Streit um die personelle Besetzung der Kontrollgremien forderte Grindel eine rasche Lösung. "Ich wünsche mir, dass die Audit- und Compliance-Kommission sowie Governance-Kommission sehr bald mit ganzer personeller Besetzung ihre Arbeit aufnehmen können - und das unabhängig innerhalb der FIFA", äußerte der DFB-Präsident.

FIFA-Chefaufseher Domenico Scala hatte unmittelbar nach dem FIFA-Kongress in Mexiko-Stadt seinen Rücktritt als Vorsitzender der Audit- und Compliance-Kommission erklärt. Auf dem Kongress Mitte Mai hatte das FIFA-Council beschlossen, für ein Jahr selbst über die Mitglieder der teils komplett, teils zur Hälfte unabhängigen Kommissionen zu bestimmen - auch über die in der Ethik- sowie die in Scalas (Ex-)Kommission, die laut des Reformpakets alle FIFA-Prozesse von außen kontrolliert.

"Die Gremien werden damit faktisch ihrer Unabhängigkeit beraubt und drohen zu Erfüllungsgehilfen derjenigen zu werden, die sie eigentlich überwachen sollten", hatte Scala gesagt. Die FIFA verteidigte zuletzt nochmals die Entscheidung, die den Rat in die Lage versetze, "interimistisch Mitglieder für freie Positionen in den neuen Kommissionen zu ernennen, damit diese Kommissionen ihre Funktionen im Rahmen der Reformprozesse schon vor dem nächsten FIFA-Kongress 2017 aufnehmen können".

"Billige Propaganda"

Das ordentliche Verfahren werde "selbstverständlich eingehalten": "Jegliche Unterstellungen, diese Entscheidung wäre das Ergebnis einer 'Verschwörung' sind abstrus."

Scala selbst sah sich wegen anderer Vorwürfe genötigt, eine Erklärung seines Sprechers Andreas Bantel abgeben zu lassen. Dabei geht es um Berichte, wonach die Entschädigungskommission unter dem Vorsitz Scalas sehr hohe Boni für Blatter, Valcke und den gefeuerten Vize-Generalsekretär Markus Kattner bewilligt habe.

"Diese Darstellung ist billige Propaganda. Die Entschädigungskommission der FIFA hat sich an die geltenden Verträge zu halten, auch an diejenigen, die vor 2012 - dem Gründungsjahr der Entschädigungskommission - unterzeichnet wurden", heißt es in der Erklärung: "Die Kommission verfügt über keine Kompetenz, bestehende Verträge zu kündigen. Sie kann folglich auch keine Änderungskündigungen von Arbeitsverträgen vornehmen. Einzig im Fall des früheren FIFA-Präsidenten konnte die Kommission die Auszahlung von Boni unterbinden, weil ein Ethikverfahren eröffnet wurde - respektive weil die Jahresziele nicht erreicht wurden."

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