"Eines Tages verliebte ich mich in dich"

Von Oliver Birkner / Ben Barthmann
"Kommt schon Freunde, wo ist meine Hose?"
© getty

Während Inter in Italien seine ganz eigenen Methoden hat, dürfen sich die Tifosi aus Napoli auf den größten Track seit Romina Power & Al Bano freuen. Auf der Insel gibt's eine neue Art von Topspielen und in Spanien versprüht Zidane seinen ganz eigenen Charme.

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Serie A

von Oliver Birkner

Alien des Spieltags: Laktatwerte, Drohnen über dem Trainingsgeläuf, alles Humbug. Die Internazionale aus Mailand weiß, was dich im modernen Fußball wirklich weiterbringt: Magie. Davon erzählte Xherdan Shaqiri, der sechs mystische Monate bei den Schwarzblauen erlebte, und sich währenddessen tapfer zum Verkauf an die Großmacht Stoke City empfahl. Als Shaqiri an einer Verletzung laborierte, wollte ihn Inter schleunigst fit bekommen. Zu Hilfe eilte ein Arzt? Physiotherapeut? Keine Chance für Quacksalber. Inter schickte den Schweizer natürlich auf vertrautes Terrain. "Man sagte mir, es gäbe einen Wunderheiler in den Bergen. Also setzte ich mich ins Auto, fuhr eineinhalb Stunden und ließ mich von diesem alten Herrn behandeln. Geholfen hat es aber überhaupt nicht", erzählte Shaqiri. Das überrascht nun doch außerordentlich. Denn offensichtlich verlieh der Mann aus den Bergen Keeper Samir Handanovic doch erst am Wochenende wundersame Kräfte. Die slowenische Mauer rettete Inter das 1:1 in Bergamo, indem er reihenweise Großchancen per Knie, Schienbein, Nase und gelegentlich auch Händen entschärfte. Atalanta-Coach Edy Reja stöhnte: "Aliens gehören im Tor verboten." Aliens raus? Ein brisanter Fall für die kommende Regelsitzung des International Board, die sich in einem Zusatzparagraphen dann auch gleich um den faltigen Signore aus den Inter-Bergen kümmern sollte.

Hymne des Spieltags: Das Stadio San Paolo in Neapel transformiert sich jetzt ganz offiziell alle zwei Wochen in ein Pandämonium. Schuld daran sind die Tabellenführung, ein möglicher Scudetto, auf den man seit 26 Jahren besessen wartet, und Gonzalo Higuain. Der Argentinier, dribbelt, rast, tunnelt, schießt aus allen Lagen. Ganz nebenher knipste "El Pipita" 20 Buden in 20 Spielen, in denen er bisweilen aus dem nebulösen Nichts zwei Tore erzielte (fünf Doppelpacks in den letzten sieben Partien). In seiner Bilanz fehlen nun lediglich noch ein Torerfolg mit dem Hintern, ein Treffer vom Stadiondach und eine Ecke, die er tritt und selbst einnickt. Seit einigen Wochen singt Higuain nach Spielende gemeinsam mit den Tifosi im Chor: "Eines Tages verliebte ich mich plötzlich in dich".

Der Singsang dröhnt zur Melodie des Songs "Der Sommer geht zu Ende" der kongenialen italienischen Combo "Righeira", die unter anderem die Welthits "Vamos a la playa" und "No tengo dinero" erschuf. Das Lied zum Kurvenhit erschien 1985 in der ersten Maradona-Saison - wenn das mal kein Zeichen ist - und kämpfte in Neapel damals zaghaft gegen die Gassenhauer wie "Maradona ist besser als Pelé", "Hymne an Maradona" und "Il Tango de Maradona" - nicht autorisiertes Original zehn Mark, Raubkopie des illegalen Originals 6,50 Mark. Boxen trällerten Songzeilen wie: "Wer mag, kann die Polizei rufen, aber die macht Maradona auch nass. Napoli ersteht dank dir wieder auf, und wir machen dich zum König!" Gerüchte besagen, dass schon an diversen Higuain-Chansons gewerkelt wird. Der Schock kam natürlich prompt aus dem verfeindeten Turin: "Ich habe Text und Musik komponiert und bin Juventino. Das wird Napoli wohl Pech einbringen", erzählte Stefano Righi von Righeira. Spielverderber.

Und sonst? Juventus feierte in Udine den zehnten Sieg hintereinander, doch bei Präsident Andrea Agnelli fahndete man wie gewohnt vergeblich nach einem Lächeln. "Er sieht immer so kränklich melancholisch aus, als habe man gerade seiner Katze oder Oma den Hals umgedreht. Fußball macht Spaß, lach doch mal!" entsandte der Rock'n'Roll-Patron von Sampdoria, Massimo Ferrero, als guten Ratschlag. Womöglich sollte Agnelli sich ein paar Righeira-Kracher in die Playlist schieben, dann klappt das schon.

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