"Eines Tages verliebte ich mich in dich"

Von Oliver Birkner / Ben Barthmann
"Kommt schon Freunde, wo ist meine Hose?"
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Premier League

von Ben Barthmann

Debüt des Spieltags: Um ehrlich zu sein, wissen wir gar nicht, ob wir auf Jan Kirchhoff wirklich noch draufhauen sollen. Andererseits brauche wir ja Klicks (Spohox!), also machen wir es doch. Jan Kirchhoff, seines Zeichens Ex-FC-Bayern-München-Physiotherapie-und-Reha-Praktikant, feierte an diesem Wochenende gegen Tottenham sein Debüt für den AFC Sunderland. Dass er das ordentlich versägte, dürfte inzwischen jedem klar sein, für eine Nacherzählung verweisen wir auf das Roundup (Klicks, Klicks, Klicks - ihr wisst schon) und zitieren lieber einfach die BBC, die den Abwehrrecken als "Mertesacker, der gerade aus der Eistonne gestiegen ist", beschrieb.

Damit sich unser Legionär auf der Insel aber nicht gleich ausgegrenzt fühlt, schlug sich immerhin die DailyMail auf seine Seite und sammelte vergleichbare "Stinker"-Debüts. Da wäre Jonathan Woodgate 2005 für Real Madrid: Eigentor nach 24 Minuten, Gelb-Rot nach 66 Minuten. Oder Rio Ferdinand 2000 für Leeds: Er kam, sah und verspielte eine 3:0-Führung. Wir gehen es anders an und behaupten: Es dürfte eines der besseren Spurs-Debüts der letzten Jahre gewesen sein. Haha. Nächster Punkt.

Burner des Spieltags: Manchester United gegen den FC Liverpool. Und das an der Anfield Road. Das hat etwas von Real Madrid gegen den FC Barcelona. Traditionsduell, Rivalitäten, Gänsehaut. Das gilt auch für dieses Jahr. Nur anders. Wir probieren es nochmal. Manchester United gegen den FC Liverpool. Und das an der Anfield Road. Das hat momentan etwas von Carlisle United gegen Oxford United. Nein, gut, das war jetzt nicht ganz wahr, Oxford spielt in dieser Saison einen wirklich gepflegten Ball.

Warum das Spiel dann trotzdem das Spiel des Spieltags ist? Wissen wir nicht, kann aber der Sport-Informations-Dienst beantworten: "Jürgen Klopp hat das pikante Teammanager-Duell in der englischen Premier League gegen den Niederländer Louis van Gaal verloren." Blöd für The Normal One, gut für The Grumpy One. Weil The Redhairy One nach Lattenkopfball von The Wuschelig One den einzigen Treffer des Tages markierte, sieht es für die Reds also weiterhin nach - wenn überhaupt - Donnerstag-Abend-Action aus. Dabei fieberte Klopp an der Seitenlinie dermaßen mit, dass man lange Angst um eine Hamstring-Injury beim Coach hatte.

Mit Aussagen und Emotionen wie diesen hat Klopp in der Premier League aber weiterhin alle auf seiner Seite: "Es ist ein Derby und in jedem Derby hast du nur einen Job: Gewinnen." Damit konnte er zumindest vorerst die Interviews von Vorgänger Brendan Rodgers vom Titelblatt verdrängen und wird weiter an seinem Projekt arbeiten können. Mit 31 Punkten und einem Punkt aus den letzten drei Liga-Spielen auch höchste Zeit. Aber Klopp belehrte eben auch: "This is not a wish concert!"

Sonst so? Völlig abseits der Topspiele und Topklubs sorgte ein Kellerduell in England am 22. Spieltag für Aufsehen. Chelsea gegen Everton lautete die gewöhnungsbedürftige Ansetzung, die letztlich aber brillanten Fußball lieferte. Der Underdog aus London zeigte trotz Abstiegssorgen im Nacken den Toffees über 90 Minuten die Stirn. Nach einem 0:2-Rückstand kämpften sich die tapferen Blues nochmal heran und konnten letztlich durch den sympathischen Kapitän John Terry, dem zuvor noch ein Eigentor unterlief, nach obligatorischen acht Minuten Nachspielzeit doch noch das 3:3 erzielen.

"Abseits beim Ausgleich? Weiß ich nicht und mir auch völlig egal", gab Terry im Anschluss an die Partie kultig zu Protokoll. Den unerwarteten Punktgewinn feierte Chelsea standesgemäß, als sich das Team in die nahe Fankurve warf. Einzig Everton-Trainer Roberto Martinez wollte den Gastgebern nicht einmal den Punkt gönnen. "Das Level des Schiedsrichters war diabolisch", schimpfte er über die klare Abseitsposition Terrys.

Seine Laune dürfte sich nicht unbedingt gehoben haben, als Fernseh-Experte und ManUnited-Legende David Moyes sich kurz nach dem Spiel zu Wort meldete. "Everton hatte die Chance, an der Stamford Bridge 2:0 zu führen. Das wäre ein tolles Ergebnis gewesen, aber sie haben es aus der Hand gegeben", analysierte er messerscharf. So so.