Onkel Fester, Rambo und Smokin' Balo

SID
Mario Balotelli und Adriano Galliani sorgten mal wieder für Aufregung in Italien
© imago

Was wären die Blitzlichter ohne den AC Milan: Mario Balotelli raucht sich ins Abseits. Bei Adriano Galliani sorgt ein Geldregen für Verdrossenheit. Auf der Insel ist sich Roberto Mancini für keine Ausrede zu schade. Und: Ganz Spanien freut sich mit Eric Abidal. Dies und mehr von unseren Korrespondenten in Europa.

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Serie A

Von Oliver Birkner

Spiel des Spieltags: Man weiß, dass Weihnachten ansteht, wenn die 289. "Best of"-CD von Rod Stewart im Regal liegt. Und man weiß, dass die Serie A zum Saisonfinale bläst, wenn Italien zum kunterbunten Hauen und Stechen einlädt. Darin zeichneten sich insbesondere Inter und Atalanta am Sonntagabend aus.

Zunächst ein Fausthieb von Bergamos Raimondi gegen den Ex-Atalanta-Kicker Schelotto in der 90. Minute (Rote Karte). Nach dem Schlusspfiff dann ein mädchenhaftes Haareziehen von Cigarini an Schelottos langem Schopf samt folgender Treibjagd und Rudelbildung, zu der freilich auch der vom Platz gestellte Raimondi wieder aus dem Kabinengang sprintete. "Ich glaube, da waren noch ein paar alte Rechnungen offen", sagte Atalanta-Coach Stefano Colantuono. Ja, das könnte hinkommen.

Bleibt anzumerken, dass sich fraglos die gesamte Inter-Elf einen Tritt in den Allerwertesten verdient hatte. Bis zur 64. Minute führten die Mailänder 3:1 und verloren durch drei Tore von "Panzer" German Denis 3:4. In der 94. Minute setzte Andrea Ranocchia den glorreichen Schlusspunkt, aus drei Metern freistehend das 4:4 zu vergeben.

Drei Heimniederlagen in Folge bilanzierten die Interisti zuletzt in der Saison 1955/56 und wer weiß, wie oft Keeper Samir Handanovic an den letzten Sommer zurückdenkt, als ihn Esteban Cambiasso nach dem Wechsel beruhigte: "Keine Sorge, das hier ist nicht Udine, hier bekommst du kaum Schüsse aufs Tor."

Schaffner des Spieltags: Wenn einer eine Zugreise tut, dann kann er was erleben. Der AC Mailand reiste mit dem italienischen Schnellzug zum Auswärtskick nach Florenz, was beim Namen "Roter Pfeil" farblich Sinn machte. Zudem entdeckte Manager Adriano Galliani einen neuen Nebenjob und fungierte auf der Fahrt als Schaffner: "Diese Mütze ist einfach phantastisch und so traumhaft schick in Rot und Schwarz!"

An den Pflichten muss er allerdings noch üben, denn ihm entging Mario Balotelli, der sich zu einer Zigarette heimlich aufs WC verdrückte. Super-Mario wurde schließlich vom Sturm-Kollegen M'Baye Niang denunziert - wahrlich nicht die feine französische Art. Auf der toskanischen Tribüne hatte Galliani weiter viel zu erledigen. Zunächst musste er die "Onkel Fester"-Masken der Fiorentina-Tifosi ertragen. Infolge der Roten Karte gegen Tomovic fokussierte sich die Wut der VIP-Tribüne auf Galliani: Neben verbalen Wut-Tiraden prasselten Geldstücke auf Galliani und Bodyguard Giampaolo, genannt Rambo.

Onkel Fester und Stallone zogen es dann vor, ihre Plätze schleunigst zu verlassen. "Seit 30 Jahren geht das hier so, das schlimmste Stadion Italiens", wetterte Galliani. Tja, da ist das Schaffner-Leben schon beschaulicher. Angesichts seiner Leistung hatte Balotelli übrigens offenbar mehr als nur eine Kippe durchgezogen. Während der Rückfahrt warf der Zug-Obmann Fester ein besonders waches Auge auf ihn.

Und sonst? Herzzerreißend feierte Juventus gegen Pescara. Doppel-Torschütze Mirko Vucinic erhielt aufmunternde Schläge von Trainer Antonio Conte, der ihm zurief: "Zwei Treffer, obwohl du ein Scheiß-Spiel abgeliefert hast." Vucinic bedankte sich per: "Leck mich doch, Mister!" Zum Teufel mit politisch korrekt, mehr davon!

Zum Abschluss noch das Tor des Tages von Udineses Totò Di Natale, der nach diesem Kunstschuss gegen Chievo im Mittelkreis sogar vom Referee händedrückende Glückwünsche empfing. Diese Finesse wird Steve von Bergen nicht mehr erreichen. Zumindest gelang dem Ex-Herthaner in seiner, sagen wir mal bescheidenen Karriere, der erste Treffer in drei Jahren und 90 Partien Italien - ist ja immerhin auch was.

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