Bombenleger in der Premier League

SID
Paolo di Canio ist neuer Trainer des FC Sunderland
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Premier League

Von Raphael Honigstein

Spiel des Spieltags: Manchester Uniteds 1:0-Sieg gegen Sunderland war reinste Routine, aber hinterher wurde es dann doch spektakulär: Martin O'Neill, der 61-Jährige Trainer der abstiegsgefährdeten Black Cats wurde zum ersten Mal in seiner langen Karriere als Übungsleiter vor die Tür gesetzt.

Die "BBC" wollte dazu Ex-Sunderland-Spieler Michael Gray befragen, rief aber versehentlich bei einem anderen Michael Gray an. Der Student aus Glasgow war verwundert, schlug sich aber mit wachsweichen Antworten ("Chance für den Klub, zusammenzurücken") so tapfer, dass der Radiomoderator nichts merkte. Noch größer wurde die Farce dann am Sonntagabend, als Sunderland Paolo di Canio als neuen Trainer vorstellte.

"Paolo ist leidenschaftlich und voll fokussiert bei der Sache, er kann nicht warten, anzufangen", sagte Sunderland-Eigentümer Ellis Short. Eine interessante Wahl. Der 44-Jährige Ex-Spieler war zuletzt als nächtlicher Einbrecher beim Drittligisten Swindon Town in Erscheinung getreten - er wollte nach seinem Rücktritt noch ein paar Fotos mitnehmen - und hat sich in der Vergangenheit als Faschismus-Sympathisant zu erkennen gegeben.

"Er trainierte mit Handgranate", sagte Swindons ehemaliger Geschäftsführer Nick Watkins. Das war nicht wörtlich gemeint. Muss man zumindest hoffen.

Mann des Spieltags: Es wird langsam langweilig, aber Gareth Bale spielte beim 2:1-Sieg der Spurs in Swansea schon wieder so gut, dass man sich die Wahl zum Fußballer des Jahres auf der Insel in diesem Jahr sparen kann. Der 23-Jährige zimmerte ein sensationelles Ding in den Giebel und bereitet auch das 1:0 von Jan Vertonghen vor. "Er ist offensiv wie defensiv Weltklasse", sagte Andre Villas-Boas, der sich lange vergeblich gegen solche Aussagen gewehrt hatte. Am glücklichsten war jedoch die "Daily Mail". Das konservative Blatt durfte endlich "Gareth Bale ist besser als Messi" schreiben: Bale traf zum achten Mal in dieser Saison außerhalb des Strafraums, das hat sonst in Europa niemand geschafft.

Und sonst? "Rafa rein!"-Plakate hielten die Fans von Southampton hoch, und zusätzlich zum Spott hatte Rafael Benitez auch noch den Schaden: seine vor dem FA-Cup-Spiel gegen Manchester United durchrotierte Truppe verlor 1:2 beim Abstiegskandidaten von der Küste. Das wird wohl nichts mehr mit dem Spanier in West-London.

Vor dem Match hatte er (vergeblich) einen 15-Jährigen Blogger aus Tschechien für seine PR-Probleme verantwortlich gemacht. Der Teenager hatte nach Rafas Amtsantritt ein falsches Zitat getweetet ("ich würde aus Respekt vor Liverpool nie zu Chelsea gehen"), das von vielen Fans der Blauen aufgegriffen wurde. Das mag ein Lehrstück über die Verbreitung von Unwahrheiten im Zeitalter des Internets sein, Benitez hilft das aber auch nicht recht weiter: nach den miesen Ergebnissen gibt es nun auch genügend objektive Gründe, ihn nicht gut zu finden.

Noch schlimmer war allerdings der Samstagnachmittag für Youssouf Mulumbu. Der West-Brom-Spieler schoss den Ball kurz vor Abpfiff der 1:3-Niederlage in West Ham seinem Gegenspieler Gary O'Neil aus kurzer Distanz in den Rücken. "Es tut mir leid, ich erkenne mich nicht wieder", tweetete der 26-Jährige nach dem dämlichstem Platzverweis in dieser Saison.

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