Anzeige
GESPONSERT VON

"Ich will gebraucht werden"

Erzielte das erste Pflichtspieltor in Thomas Tuchels Amtszeit beim BVB: Jonas Hofmann (r.)
© imago
Cookie-Einstellungen

SPOX: Als es so blendend für Sie lief, gab es da zwischendurch einmal eine Phase, wo Sie ins Grübeln geraten sind, ob eine Rückkehr zum BVB wirklich sinnvoll ist?

Hofmann: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht eine Sekunde darüber nachgedacht habe. Das ist sicherlich menschlich. Andererseits: Wenn es sozusagen nach mir gegangen wäre, hätte ich ja gar nicht erst für Mainz gespielt. Ich habe mich auch immer in Dortmund total wohl gefühlt. Sportlich ist der BVB zudem eine andere Hausnummer, hier werde ich dieses Jahr hoffentlich international zum Einsatz kommen. Ich bin sehr froh, wieder beim BVB zu sein.

SPOX: Eine Rückkehr wäre also auch erfolgt, wenn Jürgen Klopp Trainer geblieben wäre?

Hofmann: Genau.

SPOX: Wie haben Sie es aufgenommen, als er seinen Abschied verkündete?

Hofmann: Ich hatte keinerlei Vorahnung und habe es ganz normal wie alle anderen auf der damaligen Pressekonferenz erfahren. Natürlich dachte ich mir zunächst auch: Der BVB ohne Klopp? Unvorstellbar! Das musste man erst einmal verdauen. Auf der anderen Seite geht davon auch nicht die Welt unter. Es kann jetzt eine neue Ära beginnen.

SPOX: Wäre ein Neustart unter Klopp sogar schwieriger geworden, weil Sie dann möglicherweise wieder automatisch den "alten" Status des Ergänzungsspielers inne gehabt hätten?

Hofmann: Schwer zu sagen. Nach einer solch verkorksten Saison, wie sie der BVB im Vorjahr hingelegt hat, bin ich davon ausgegangen, dass die Uhren so oder so wieder auf Null gestellt werden. Das hatte Jürgen Klopp ja auch angedeutet. Es musste eine Veränderung her. Die gab es nun, die Uhren stehen tatsächlich auf Null und jeder hat die gleiche Chance.

SPOX: Kaum war Klopp zurückgetreten, stand Thomas Tuchel als sein Nachfolger fest - und Sie spielten gerade bei dessen Ex-Verein. Welche Rückmeldungen haben Sie in Mainz über ihn einholen können?

Hofmann: Die Spieler und Verantwortlichen haben alle sehr von ihm geschwärmt. Er würde sehr interessantes, abwechslungsreiches Training machen und sei als Mensch sehr angenehm. Das hat sich jetzt auch absolut bestätigt. Sie waren sich dort auch sofort sicher, dass er nach Dortmund passen und dem Klub weiterhelfen würde. Es gab niemanden, der mich vor irgendetwas gewarnt hat.

SPOX: Sie haben vorhin bereits vom Mainzer Interesse von vor zwei Jahren gesprochen, Tuchel hätte Sie gerne an den Bruchweg geholt. Woran ist das eigentlich gescheitert?

Hofmann: An Jürgen Klopps Veto. Er meinte damals ja auch öffentlich, dass baggern erlaubt sei, aber mehr nicht ginge. Im Nachhinein bin ich ihm dafür dankbar, sonst wäre meine Karriere wohl auch etwas anders verlaufen.

SPOX: Als Tuchel nun Trainer beim BVB wurde, haben Sie sich da noch einmal vorab persönlich getroffen?

Hofmann: Wir haben im Vorfeld einmal telefoniert. Da er schon damals Interesse an mir hatte, wusste ich, was er von mir und meinem Spiel hält. Viel reden war daher gar nicht nötig. Dazu war ich zehn Tage vor Trainingsauftakt bereits in Dortmund, um dort die Reha abzuschließen. Dabei sind wir uns einige Male über den Weg gelaufen und haben noch das eine oder andere Gespräch geführt.

SPOX: Was gefällt ihm denn besonders gut an Ihrem Spiel?

Hofmann: Er legt Wert auf die Läufe in die Tiefe und eine geradlinige Spielweise. Ich glaube, ich mache keine großen Schnörkel oder Übersteiger, sondern gehe zielgerichtet aufs Tor.

SPOX: Tuchel lobte auch Ihre Anpassungsfähigkeit, er hat Sie beim Testspiel in Luzern sogar 45 Minuten als Sturmspitze getestet. Haben Sie eine Lieblingsposition oder wollen Sie bewusst flexibel einsetzbar bleiben?

Hofmann: Ich würde behaupten, dass jeder Spieler eine Lieblingsposition hat. Da ich mich noch nicht als gestandenen Bundesligaspieler bezeichnen würde, möchte ich hier jetzt auch keine speziellen Präferenzen äußern. Hauptsache, ich spiele. Dass ist das, was für mich zählt. Die Position ist mir letztlich relativ egal. Ich mache auch Abwehrspieler, wenn es sein muss (lacht).

SPOX: Sie sprechen es an: Zum Stammspieler über längere Zeit hinweg haben Sie es noch nicht geschafft. Inwiefern ist daher die kommende auch eine besonders wichtige Saison für Sie und Ihren Status als Spieler?

Hofmann: Als ich kürzlich 23 geworden bin, haben die anderen Jungs auch schon gesagt: Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt kein Talent mehr! (lacht) Dieses Jahr wird für mich extrem wichtig. Ich will Stammspieler werden - wie jeder andere auch. Darauf arbeite ich hin. Ich möchte mich richtig in der Mannschaft festbeißen und nach dieser Saison sagen können, dass ich ein gestandener Bundesligaspieler geworden bin. Ich habe in meiner jungen Karriere zwar auch schon einiges erlebt, aber so langsam kann es dann gerne richtig losgehen.

SPOX: Andererseits: Die Konkurrenz ist beim BVB gerade im Mittelfeld riesengroß. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass Sie die Einsatzzeiten bekommen werden, die Sie sich auch vorstellen?

Hofmann: Ich bin nach meiner Verletzung noch nicht annähernd bei 100 Prozent. Es heißt ja häufig, man braucht ungefähr genauso lange, um wieder topfit zu werden, wie man zuvor verletzt war. Das Feedback der Trainer ist aktuell gut. Ich muss jetzt die fehlenden Prozente so ausschöpfen, dass es dem Trainerteam weiterhin gefällt. Ich denke, wenn mir das gelingt, dann stehen mir die Türen offen.

Seite 1: Hofmann über die Leihe nach Mainz und seinen dortigen Aufschwung

Seite 2: Hofmann über das Ende als Talent und seinen Stammspieler-Anspruch

Artikel und Videos zum Thema