"Deutschland ist Favorit"

Von Interview: Florian Regelmann
Hleb, Alexander, Nigel, de, Jong, Weißrussland, Niederlande
© Imago

München - Alexander Hleb hat ein durchwachsenes Jahr hinter sich. Wenngleich der Weißrusse auch in seinem dritten Jahr beim FC Arsenal überzeugen konnte, blieb ihm ein Titelgewinn erneut versagt. Und bei der bevorstehenden EM ist er nur Zuschauer.

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Im Interview mit SPOX.com spricht der frühere Stuttgarter über das Turnier in Österreich und der Schweiz, die Wechselgerüchte um seine Person und das Besondere an Arsenal und Arsene Wenger.

SPOX.com: Herr Hleb, alle zwei Jahre findet ein großes Turnier statt und Sie sind irgendwo im Urlaub. Jetzt steht die EM vor der Tür.

Hleb: Ja, ich bin es schon gewöhnt. Es ist schlimm für mich. Ich kann die Spiele fast gar nicht anschauen, weil ich mich dann immer frage, warum bin ich nicht da, warum nicht. Aber jetzt haben wir mit Bernd Stange einen guten Trainer und die Hoffnung, dass wir es vielleicht beim nächsten oder übernächsten Mal schaffen.

SPOX: Andrej Schewtschenko hat auch gedacht, dass er nie ein großes Turnier spielen würde.

Hleb: Das stimmt - und er hat es am Ende doch geschafft. Plötzlich war er mit der Ukraine für die WM 2006 qualifiziert. Ich glaube auch weiter daran, dass wir es schaffen können. Den Glauben darfst du nie verlieren.

SPOX: Wer sind Ihre Favoriten für die EM?

Hleb: Deutschland, Italien und beim dritten Team muss ich überlegen. Ich sage mal Spanien.

Wer sind Ihre Favoriten? Spielen Sie Schicksal mit dem SPOX-EM-Rechner.

SPOX: Was macht die deutsche Mannschaft Ihrer Meinung nach aus?

Hleb: Bei den Deutschen ist es immer gleich: Sie sind hinten so stark und vorne schießt immer einer Tore. Bei der EM vielleicht Mario (Gomez).

SPOX: Könnte Michael Ballack der große EM-Star werden?

Hleb: Michael ist überragend. Was mir an ihm so gefällt, ist, dass er das spielt, was er kann. Und das sensationell gut. Er macht nicht irgendetwas Besonders, er macht keine Wahnsinns-Dribblings, aber er kämpft, er läuft viel, er hat einen guten Schuss, ein tolles Kopfball-Spiel und das alles macht er sehr gut. Er versucht nicht irgendetwas zu machen, was er nicht kann und konzentriert sich auf seine Stärken. Das imponiert mir.

SPOX: Viele dachten, Arsenal würde in dieser Saison auf jeden Fall einen Titel gewinnen. Nun stehen Sie wieder mit leeren Händen da. Warum hat das Team am Ende der Saison so nachgelassen?

Hleb: Ich weiß nicht, was passiert ist. Nach der schweren Verletzung von Eduardo ist es einfach sehr schlecht für uns gelaufen. Es ist ehrlich schwer zu erklären, was genau die Gründe sind. Plötzlich war alles weg. Es ist schade, weil wir in dieser Saison sehr gut drauf waren. Normal hätten wir Meister werden und die Champions League holen können.

SPOX: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung?

Hleb: Ich denke, ich habe ganz gut gespielt, auch wenn es immer noch hätte besser sein können. Ich bin schon zufrieden. Nur mit dem Ende, dass wir eben keinen Titel haben, bin ich natürlich überhaupt nicht zufrieden.

SPOX: Wie war Ihr Verhältnis zu Jens Lehmann?

Hleb: Super. Jens ist zusammen mit Mathieu Flamini und Cesc Fabregas einer meiner besten Freunde bei Arsenal. Er ist ein toller Kerl. Ein echter Winner-Typ. Im Privatleben ist er ein ganz Netter, aber wenn es dann zum Training geht, ist er immer sehr ehrgeizig. Am Anfang haben wir uns nicht so gut verstanden, aber dann haben wir viel geredet und ich habe ihn besser kennengelernt. Fußball ist Fußball und privat ist privat, das muss man trennen. Ich hoffe, dass er noch ein paar Jahre spielt. Aber am Dienstag will ich meinem Freund natürlich gerne einen reinschießen.

SPOX: Sie haben ihm im Training täglich gesehen. Kann Deutschland bei der EM auf ihn bauen?

Hleb: Absolut. Er ist so professionell. Für mich ist er einer der besten Torhüter der Welt und auf jeden Fall der beste in Deutschland. Er ist vielleicht 38, aber er wirkt wie 28, so gut ist er drauf.

SPOX: Hat der Streit zwischen Lehmann und Manuel Almunia die Mannschaft belastet?

Hleb: Nein, gar nicht. Nach unserem letzten Abend nach der Saison bei Arsenal hat Jens noch mal mit Almunia geredet. Das war alles sehr freundlich. Jens hat ihm alles erklärt. Manu ist auch ein super Kerl, aber er hat eben Jens den Platz weggenommen und Jens wollte ihn zurückhaben. Bei Torhütern ist das immer ein bisschen schwierig, aber auch ganz normal.

SPOX: Bei Arsenal hat man Angst, dass die Stars alle davonlaufen könnten. Flamini geht nach Mailand, an Ihnen sollen Inter Mailand und Real Madrid dran sein. Was ist dran an den Spekulationen?

Hleb: Ich erfahre das auch alles nur über das Fernsehen und die Zeitung. Ich habe bei Arsenal einen Vertrag bis 2010 und denke derzeit nur an das Spiel gegen Deutschland.

SPOX: Die Gerüchte sind auch deshalb entstanden, weil Sie gesagt haben sollen, dass Sie weg wollten.

Hleb: Ich habe das auch gelesen. Ich weiß nicht, wer das geschrieben hat. Das ist Blödsinn. Das habe ich nicht gesagt. Ich habe auch gelesen, dass ich wechseln wolle, weil Arsenal gar nichts gewinnen würde. Auch das ist Quatsch. Aber ich möchte zu dem Thema eigentlich nichts mehr sagen, denn der Klub bedeutet mir so viel. Ich habe so viel von Arsene Wenger gelernt. Dieser Mann hat mich immer unterstützt und mir die Chance gegeben, zu Arsenal zu kommen. Ich würde deshalb nie etwas Negatives über Arsenal erzählen.

SPOX: Ihr Berater Nikolai Spilewski hat aber jetzt in der "Sun" gesagt, dass er es offiziell bestätigen kann, dass Sie wechseln. Sie sollen sich in London nicht wohlfühlen.

Hleb: Was soll ich dazu sagen? Ich will hier keine Meldungen aus einer Zeitung kommentieren, zumal das angebliche Zitat nicht von mir stammt. Da bin ich der falsche Ansprechpartner.

SPOX: Grundsätzlich. Falls Sie Arsenal irgendwann verlassen sollten, suchen Sie dann eine neue Herausforderung in einem neuen Land?

Hleb: Wenn ich mal wechseln sollte, dann nur in eine andere Liga, auf keinen Fall innerhalb von England. Dort gibt es für mich nur Arsenal.

Im zweiten Teil des Interviews: Hleb über eine mögliche Rückkehr zum VfB, sein Verhältnis zu Arsene Wenger und Cristiano Ronaldo.  

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