...mit dem besten Sturm Europas

Von Stefan Rommel
Deutschland, Porträt, EM 2008
© Getty

München - Die Geschichte wurde schon tausende Male erzählt und eigentlich langweilt sie auch.

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Aber an den harten Zahlen kommt man nun mal nicht vorbei - und schon gar nicht, wenn es um Fußball geht.

Seit Oliver Bierhoffs Golden Goal im Finale von Wembley, an jenem 30. Juni 1996, wartet Deutschland auf einen Sieg bei den kontinentalen Titelkämpfen. Fast zwölf lange Jahre, sechs Spiele, 540 Minuten.

Nicht die besten Voraussetzungen für das "härteste Turnier überhaupt" (Bundestrainer Joachim Löw).

Kein Problem, findet allerdings Guido Buchwald: "Die verpatzten EM-Turniere werden mit Sicherheit nicht in den Köpfen spuken. Da sind die tollen Momente von der WM 2006 noch viel zu lebendig."

Zusammen mit dem 76-fachen Nationalspieler und Weltmeister von 1990 stellt SPOX.com die deutsche Mannschaft vor.

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Die Stärken:

Löw hat die Philosophie und das offensive Spielsystem der Klinsmann-Ära konserviert und zum Teil sogar noch verbessert.

Das deutsche Spiel lebt vom Agieren, von überfallartigen Angriffen und einer unheimlichen Homogenität. "Für uns spricht der Teamgeist, der Wille, die Begeisterung. Und: In der Breite haben wir den besten Sturm Europas", so Buchwald.

Im Angriff hat der Bundestrainer vier beinahe gleichwertige Stürmer und "damit in der Tiefe die meisten Variationsmöglichkeiten aller Teilnehmer". Buchwald: "Für jede gegnerische Abwehr ein Alptraum."

Die Mannschaft ist eingespielt, der Stamm ist das hübsche Relikt aus Sommermärchen-Zeiten. Und natürlich: Wenn es eine Turniermannschaft gibt, dann Deutschland.

Die Schwächen:

Mit Jens Lehmann und Christoph Metzelder bekleiden zwei Spieler Schlüsselpositionen, die im Verein in dieser Saison kaum gespielt haben. Besonders Metze erscheint nach seiner langwierigen Verletzung im Abwehrzentrum als Risikoquelle.

Die linke Seite mit Bastian Schweinsteiger und vermutlich Marcell Jansen gilt in der Rückwärtsbewegung als Achillesferse. "Generell macht mir das Defensivverhalten Sorgen. Da stimmen einige Automatismen noch nicht", sagt Buchwald.

Weiterer Wermutstropfen: Die Standards haben sich unter Löw nicht so entwickelt wie der Rest an taktischen Variationen. Eckbälle und Freistöße führen so gut wie nie zu gefährlichen Situationen, geschweige denn zu Toren.

Der Trainer:

Als Trainer für die Bundesliga schien Joachim Löw nach seinen mehr oder weniger erfolgreichen Auslandsengagements schon verbrannt. Dann aber kam der Anruf von Jürgen Klinsmann im Juli 2004 und Löw war plötzlich wieder mittendrin.

Deutschland spielt im klassischen 4-4-2, allerdings nicht als Raute, sondern mit einem zurückgezogenen Michael Ballack.

Die beiden Außenverteidiger Jansen und Philipp Lahm rücken bei Ballbesitz mit nach vorne und schaffen im Mittelfeld eine schnellere Ballzirkulation.

Löw hat im Dribbler Marko Marin, im Sprinter David Odonkor und auch in Lukas Podolski als hängende Spitze noch drei taktische Variationen in der Hinterhand.

Der Spieler im Fokus:

Nicht erst durch seine 28 Pflichtspieltreffer in 32 Spielen der abgelaufenen Saison rückt Mario Gomez bei seinem ersten großen Turnier in den Mittelpunkt. "Mario ist ganz klar einer unserer Hoffnungsträger. Er ist jetzt schon ein Topstürmer, ein Star", so Buchwald.

Der Stuttgarter ist von den fünf deutschen Stürmern sicherlich am besten in Form, gilt als kommender Star im europäischen Fußball. Der VfB kann sich vor Anfragen ausländischer Klubs kaum retten.

"Ein Jahr bleibt er aber noch bei uns", sagt Stuttgarts Coach Armin Veh. Spielt Gomez aber eine gute EM, wird das hehre Vorhaben schwer umzusetzen sein.

Die Prognose:

Die Vorrundengruppe B birgt Risiken, der Einzug ins Viertelfinale ist aber Pflicht für die DFB-Elf. Da darf auch die verheerende Statistik (seit zwölf Jahren kein Sieg mehr bei einer EM) keine Ausrede sein.

Erst dann könnten mit Tschechien oder Portugal die ersten echten Kaliber warten. Findet Deutschland aber gleich ins Turnier und kommt ins Laufen wie vor bei der Heim-WM - wer weiß?

Buchwald: "Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt, ist reifer und abgeklärter. Mit etwas Glück ist der Titel auf jeden Fall drin."

 

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