Sturmlauf ohne Happyend

Von Florian Bogner / Stefan Moser
EM, Euro, österreich, kroatien, wien, gruppe b, fußball
© Getty

München/Wien - Bitterer Fehlstart auch für den zweiten Gastgeber: Nach der Auftaktpleite der Schweiz im Eröffnungsspiel am Samstag gegen Tschechien startete am Sonntag auch Österreich mit einer Niederlage gegen Kroatien in die Europameisterschaft.

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Am 1. Spieltag der deutschen Gruppe B unterlag die Elf von Josef Hickersberger vor 53.000 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien knapp mit 0:1 (0:1). Erst in der Schlussphase kam Österreich zu Chancen, schaffte aber nicht mehr den Ausgleich.

Den entscheidenden Treffer für Kroatien erzielte Luka Modric bereits in der 4. Minute per Elfmeter. Zuvor hatte Rene Aufhauser HSV-Profi Ivica Olic im Strafraum zu Fall gebracht, und Schiedsrichter Pieter Vink zeigte zu Recht auf den Punkt.

Bemerkenswert: In den folgenden 86 Minuten brachte Kroatien, das am Donnerstag Gegner der deutschen Mannschaft sind (18 Uhr), keinen weiteren Schuss mehr aufs Tor.

Der SPOX-Spielfilm:

4., 0:1, Modric (Elfmeter): Aufhauser viel zu ungestüm, fällt Olic links im Strafraum. Klare Sache! Modric bleibt cool und schiebt den Elfmeter flach in die Mitte.

14.: Olic verpasst eine Freistoß-Flanke von Srna nur haarscharf, der Ball hoppelt knapp am linken Pfosten vorbei.

29.: Olic setzt sich an der rechten Eckfahne gegen Pogatetz durch, wird dann gefoult. Pogatetz hat Glück, dass er nicht Gelb-Rot sieht.

35.: Österreich spielt auf Abseits, Petric schleicht sich im Rücken der Defensive aufs lange Eck. Dort kommt er völlig frei aus 14 Metern zum Volleyschuss, haut das Ding aber etwas überhastet drüber.

40.: Aufhauser schickt Harnik in die Gasse, der bringt den Ball von der Torauslinie flach vors Tor. Simunic klärt in höchster Not.

42.: Gercaliu flankt von links, Standfest setzt seinen Kopfball aus spitzem Winkel drüber.

56.: Harnik zieht zum zweiten Mal in kurzer Zeit von rechts in die Mitte, findet für seine Flanke aber keinen Abnehmer. 

60.: Modric angelt sich auf dem rechten Flügel einen Fehlpass von Pogatetz und gibt in die Mitte - Stranzl klärt knapp vor Olic.

61.: Hickersberger bringt unter dem Jubel der Zuschauer den 38-jährigen Vastic, nimmt dafür mit Säumel einen Mittelfeldspieler raus.

79.: Österreich erhöht in der Schlussphase den Druck: Vastic probiert es per Kopf aus 13 Metern, Pletikosa hat den Ball erst im Nachfassen.

86.: Korkmaz setzt sich gegen zwei Mann durch und schießt aus 20 Metern verdeckt aufs rechte Eck, Pletikosa pariert.

90.+3: Freistoß von links, in der Mitte setzt der eingewechselte Kienast seinen Kopfball knapp rechts neben das Tor. 

So lief das Spiel: Österreich in der ersten halben Stunde hypernervös, Kroatien gleich aggressiv. Nach der frühen Führung hebelten die ballsicheren Kroaten die Gastgeber immer wieder über die Doppelpärchen auf Außen (Pranijc/Kranjcar, Corluka/Srna) aus und kamen so fast problemlos vor den Strafraum. Zehn Minuten vor der Pause legten die Hausherren ihre Nervosität dann ab, doch außer durch Fernschüsse und Standards, bei denen Prödl immer wieder mit aufrückte, entwickelte Österreich bis zur hitzigen Schlussphase Torgefahr. Erst mit der Hereinnahme von Vastic zu Beginn von Hälfte zwei und der Umstellung von Harnik auf Rechtsaußen kamen die Kroaten noch einmal in Bedrängnis, fuhren den Sieg am Ende aber nach Hause.

Der Star des Spiels: Ivica Olic. Rackerte und lief für zwei und fand immer wieder den Weg am hüftsteifen Pogatetz vorbei. Fast jeder Angriff der Kroaten lief über ihn. Holte zudem den Elfmeter gegen Aufhauser raus, indem er sich den Ball geschickt vorbei legte und bereitwillig über dessen ausgestrecktes Bein fiel.

Die Gurke des Spiels: Kroatiens Nachlässigkeit. War es Taktik, um sich für Deutschland zu schonen? Fehlende Kondition? Überheblichkeit? Jedenfalls stellte Kroatien nach 35 bärenstarken Minuten das Offensivspiel vollkommen ein und ließ damit die bis dato konzept- und mutlosen Österreicher zurück ins Spiel.

Die Lehren des Spiels: Aus deutscher Sicht gesehen: Vor beiden Gegnern muss man keine Angst haben. Kroatien hielt das Tempo nur eine Halbzeit lang hoch und brach dann völlig weg. Gefahr strahlten eigentlich nur die offensiven Außen, wenige Geistesblitze von Modric und der nimmermüde Olic aus. Österreich hingegen hatte nur Leidenschaft und Kampfesmut anzubieten. Das Aufbauspiel war viel zu behäbig, das Mittelfeld hat in dieser Form allenfalls internationale B-Klasse.

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