"Ich habe auch schon mal Bushido gehört"

Von Interview: Daniel Börlein
Horst Hrubesch (58) wurde mit der U 19 und der U 21 Europameister - jetzt trainiert er die U 20
© Getty
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SPOX: Vieles wird sich wohl auf Sie fokussieren. Durch die beiden Titelgewinne hat der Trainer Horst Hrubesch in der Öffentlichkeit eine enorme Wertschätzung erfahren. Haben Sie das auch so empfunden?

Hrubesch: Der Trainer und das Team drum herum können für solche Erfolge natürlich schon etwas tun. Aber - so platt es klingt - auf dem Platz stehen die Spieler, und die müssen es letztendlich richten. Klar habe ich die Mannschaft zusammengestellt, das Training gemacht und die Jungs auf die Spiele vorbereitet, aber entscheidend bleibt doch immer noch: Was machen die Spieler daraus, wie setzen sie die Dinge um?

SPOX: Vom wem haben Sie als Trainer am meisten gelernt?

Hrubesch: Von Ernst Happel habe ich natürlich viel mit auf den Weg bekommen. Vor allem die Philosophie, die er jeden Tag gelebt hat, war einfach klasse. Bei ihm hat es immer Spaß gemacht, jedes Training, jedes Spiel. Er war einfach auch ein Typ, mit dem man reden konnte. Da muss man dann einfach auch sagen: Das ist es letztlich, was einen großen Trainer auszeichnet.

SPOX: Peter Pacult sagte vor kurzem im SPOX-Interview, Happel hatte mit Taktik in Wirklichkeit nicht so viel am Hut.

Hrubesch: (lacht) Ach, was der Pacult sagt... Ernst Happel war schon ein Fuchs.

SPOX: Sie sind seit 2000 beim DFB und haben die Entwicklung der letzten Jahre miterlebt. Plötzlich gewinnt der DFB im U-Bereich wieder Titel. Sicher kein Zufall?

Hrubesch: Bestimmt nicht. Jahrelang hat man uns DFB-Trainer in der Öffentlichkeit so hingestellt, als ob wir nichts könnten. Nun hat sich das geändert und darüber sind wir natürlich froh. Aber viele Einschätzungen der Öffentlichkeit hängen auch immer am seidenen Faden. Wenn wir beispielsweise im Playoff-Spiel gegen Frankreich mit der U 21 nicht kurz vor Schluss das Tor machen, sind wir nicht mal bei der EM dabei. Und dann wäre in der Öffentlichkeit wieder über uns geschimpft worden.

SPOX: Ein entscheidender Grund für den Aufschwung im Jugendbereich war sicher das Nachwuchskonzept von Matthias Sammer. Wie viel Horst Hrubesch steckt in diesem Konzept?

Hrubesch: Da steckt sicher auch ein bisschen Hrubesch drin. Genauso allerdings sind daran auch alle anderen DFB-Trainer beteiligt. Es fließen unheimlich viele Ideen ein. Natürlich hat Matthias Sammer auch sehr viele neue Dinge angeregt, wie zum Beispiel die Schulkooperationen und die Zusammenarbeit mit den Vereinen und Verbänden, die er verbessert hat. Wir sind mittlerweile auf einem guten Level. Aber wir haben auch immer noch einen Weg vor uns. Denn das Ziel heißt: Weltspitze.

SPOX: Daran arbeiten Sie ehrgeizig. Dennoch wirken Sie immer sehr entspannt, unaufgeregt und strahlen auf die jungen Spieler dadurch eine Ruhe aus. Ist das eine perfekte Mischung: Junge Mannschaft - erfahrener Trainer?

Hrubesch: Ob es perfekt ist, weiß ich nicht. Ich als erfahrener Trainer versuche einfach, ihnen einige Dinge zu vermitteln.

SPOX: Zum Beispiel?

Hrubesch: Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig, sich selbst gegenüber, aber auch gegenüber anderen. Auch, dass die Jungs mündig sind, sich Dinge anhören können, aber auch ihre Meinung dazu äußern. Fußballerisch können wir ihnen sicherlich noch etwas zeigen. Doch wichtig ist, dass wir auch das Drumherum, die Charakterbildung mitnehmen. Die Mischung macht's: Ein guter Fußballer plus der Mensch, der dahinter steckt.

SPOX: Die Spieler kriegen von Ihnen also viel mit auf den Weg für ihre Karriere. Was bekommen Sie von den Jungs?

Hrubesch: Sicher ist es ein Geben und Nehmen. Die Jungs lernen von mir und ich lerne von ihnen.

SPOX: Was lernen Sie denn?

Hrubesch: (lacht) Ich bin immer auf dem neuesten Stand, was Musik und Mode angeht. Der Austausch ist immer da. Und ich bleibe dadurch irgendwie auch jung. Es macht mir einfach sehr viel Spaß. Und das ist letztlich der entscheidende Faktor.

SPOX: Was halten Sie denn von Bushido und Rammstein?

Hrubesch: Das habe ich mir natürlich auch schon mal angehört - ganz kurz. Aber ein Moment reicht mir dann auch. (lacht) Wenn die Jungs das hören, schaue ich, dass ich woanders bin.

SPOX: Und wie sieht's mit Playstation aus?

Hrubesch: Habe ich auch schon gemacht. Dabei habe ich natürlich keine Chance. Wenn die Jungs dann allerdings anschließend mit mir an den Tischkicker müssen, dann sieht es gleich wieder ganz anders aus. (lacht) Da zeige ich ihnen dann, was Sache ist.

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