"Ich habe auch schon mal Bushido gehört"

Von Interview: Daniel Börlein
Horst Hrubesch (58) wurde mit der U 19 und der U 21 Europameister - jetzt trainiert er die U 20
© Getty

Am Samstag startet die deutsche U-20-Nationalmannschaft mit dem Spiel gegen die USA in die WM in Ägypten. Trainer Horst Hrubesch muss mit einer C-Elf auskommen, glaubt aber dennoch an die Konkurrenzfähigkeit seines Teams. Im Interview mit SPOX spricht der Doppel-Europameister-Trainer über die vermeintliche "Witz-WM", Kritik von Matthias Sammer, Generationen-Unterschiede und heiße Duelle mit den Jungs am Tischkicker.

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Gegen wen spielt Deutschland? Der Spielplan der U-20-WM

SPOX: Herr Hrubesch, nach zwei Titelgewinnen in Folge als Trainer der U 19 und U 21 haben Sie die Messlatte ganz schön hoch gelegt. Da haben Sie sich selbst ja was eingebrockt.

Horst Hrubesch: (lacht) So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Im Ernst: Die Messlatte liegt ohnehin sehr hoch. Das liegt aber nicht an den beiden Titelgewinnen zuletzt, sondern eher daran, dass man beim DFB ein Turnier immer gewinnen will.

SPOX: Demnach ist auch bei dieser U-20-WM der Titel das Ziel?

Hrubesch: In unserem Fall muss man natürlich berücksichtigen, dass wir einen komplett neuen Kader haben. Es sind nur noch fünf Spieler dabei, die damals bei der U-19-EM gespielt haben. Da müssen wir erstmal sehen, wie wir die Mannschaft zusammensetzen. Es geht zunächst mal nur ums Überleben in der Gruppenphase.

SPOX: Das hört sich nicht so an, als ob ein Titelgewinn realistisch ist.

Hrubesch: An den Titel denke ich im Moment nicht. Meine Ausrichtung, die ich auch den Jungs so mitgeteilt habe, ist, dass wir nur von Spiel zu Spiel denken dürfen. Und für uns wird jede Partie ein Endspiel. Mit USA, Südkorea und Kamerun haben wir ja auch keine einfachen Gegner.

SPOX: Wer sind Ihre Favoriten auf den Titel?

Hrubesch: Es sind viele da: Ghana, sicherlich Kamerun, auch Nigeria wird eine Rolle spielen. Ich rechne auch mit den Spaniern. Ganz stark schätze ich Tschechien ein.

SPOX: Diese Nationen haben den Großteil ihrer Spieler dabei. Ihnen dagegen fehlen 27 Mann.

Hrubesch: Eine stolze Zahl, nicht wahr? Wir müssen nun sehen, dass die Spieler, die da sind, sich schnell finden und wir dann gut ins Turnier reinkommen. Das würde vieles einfacher machen.

SPOX: Sie scheinen sich mit der Absagenflut abgefunden zu haben. Sportdirektor Matthias Sammer dagegen schämt sich ob der vielen Absagen und spricht von einer 'Witz-WM'.

Hrubesch: Ich hätte mir gewünscht, mit einer eingespielten Mannschaft hierher zu fahren. Dann hätte man von vorneherein klipp und klar sagen können: Wir wollen diesen Titel. Ob es diese Möglichkeit nun noch gibt, lasse ich im Moment dahingestellt. Es ist einfach eine schwierige Konstellation, vor allem für die Jungs. Sie haben alle Potenzial, aber eben noch nie miteinander gespielt. Was für uns spricht: Wir haben eine gute Stimmung. Und wir sind in guter körperlicher Verfassung.

SPOX: Die, die nun dabei sind, wissen natürlich, dass sie zweite oder dritte Wahl sind. Wie reagieren Sie als Trainer darauf?

Hrubesch: Viele haben ja zum erweiterten Kader der U 20 gehört. Natürlich muss man zugeben, dass auch einige dabei sind, die keinen Stammplatz in ihren Klubs haben oder nur in der zweiten Mannschaft spielen. Aber alle können Fußball spielen, und nun bekommen sie eine Plattform, um das zu beweisen. Wenn sie dann noch als Mannschaft auftreten, müsste schon einiges möglich sein.

SPOX: Die großen Namen fehlen im Kader, aber dennoch sind viele interessante Spieler dabei. Auf wen darf man sich besonders freuen?

Hrubesch: Freuen Sie sich einfach mal auf alle. Jeder hat seine Berechtigung, hier dabei zu sein. Natürlich weiß ich auch nicht, wer wie nervös reagiert, wer sich wie verhält, wenn es Probleme gibt. Aber es sind alles Jungs, die überzeugen und für Furore sorgen können.

SPOX: Und wer wird der Star des Turniers?

Hrubesch: Nach der U-21-EM habe ich mir abgewöhnt, zu sagen: Das ist einer oder der wird mal ein Großer.

SPOX: Warum?

Hrubesch: Bei der U-21-EM lief das immer folgendermaßen: Da wurde ich gefragt: Was machen Sie gegen die Wunderkinder der Spanier? Dann habe ich mir immer überlegt: Ja, was mache ich denn gegen die Wunderkinder? Aber eigentlich interessieren die mich ja nicht. Ich habe dann immer gesagt: Die sollen sehen, dass sie mit meinen Wunderkindern klar kommen.

SPOX: Nun haben Sie viele neue 'Wunderkinder' dabei. Wer sind die Köpfe der deutschen Mannschaft?

Hrubesch: Vorangehen wird sicherlich Florian Jungwirth, auch Björn Kopplin. Lars Bender und Ron-Robert Zieler können das ebenfalls. Die kennen das schon von früheren Turnieren und wissen, was auf sie zukommt. Die müssen diese Verantwortung nun übernehmen.

Teil 2: Hrubesch über sein Trainer-Vorbild, Charakterfragen und moderne Musik