Bloß kein Wort vom Triple

SID
Manchester United mit Keeper Edwin van der Sar sind ins Halbfinale der Champions League geflogen
© Getty

Nach dem Halbfinal-Einzug in der Champions League hat Manchester United weiter das Triple im Visier. Beim unterlegenen FC Chelsea sind die Tage von Teammanager Carlo Ancelotti wohl gezählt.

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Teammanager Alex Ferguson von Manchester United stand nach dem Halbfinal-Einzug in der Champions League schon fast wieder in der Tür, als ihm eine letzte Frage zugerufen wurde. "Alex, was ist jetzt mit dem Triple?" Ferguson machte eine abwehrende Handbewegung und stöhnte auf. Das Unwort vom Dreifachcoup wollte er nicht hören.

Dann verließ er den Presseraum im Stadion Old Trafford - wohl wissend, dass United nach dem 2:1 (1:0) gegen den FC Chelsea gute Chancen hat, das "Treble" von 1999 zu wiederholen.

"Carlo, jetzt bist du am Ende"

Während Ferguson sich nach Gelsenkirchen aufmachte, um bei Schalke 04 gegen Inter Mailand den Gegner der Vorschlussrunde in der Königsklasse (26. April/4. Mai) zu beobachten, blieb dessen Kollege Carlo Ancelotti konsterniert zurück.

Mit dem Aus im Viertelfinale verlor Chelsea die letzte realistische Chance auf einen Titel. Und Ancelotti wusste, was das bedeutete. "Morgen früh werfen sie dich raus", skandierten die ManUtd-Fans höhnisch. Am Mittwochmorgen war er noch im Amt, doch der "Daily Mirror" titelte richtig: "Carlo, jetzt bist du am Ende!"

Das war noch eine der netteren Schlagzeilen. Das Massenblatt "Sun" sah "die geschärfte Axt von (Klubbesitzer Roman) Abramowitsch wie ein Damoklesschwert" über dem Kopf des Trainers hängen. Die altehrwürdige "Times" schrieb, Ancelotti müsse sich "vorkommen wie ein Trottel".

Und der seriöse "Guardian" nannte in den Niederländern Guus Hiddink, Marco van Basten und Frank Rijkaard Kandidaten für die Nachfolge des 51-Jährigen. Bei ManUnited sah die Zeitung indes bereits das "Treble-Feeling", ein Gespür fürs zweite Triple der Vereinsgeschichte.

Schwache Bilanz gegen deutsche Teams

Einzig Schalke 04 könne Uniteds Final-Einzug jetzt noch verhindern, hieß es in Anspielung an die mit Ausnahme des Endspielsieges 1999 gegen Bayern München schwache Bilanz gegen deutsche Teams. "Don't mention the Germans", erwähnt die Deutschen nicht, schrieb ein Kommentator.

Schalke war tatsächlich kein großes Thema nach dem zweiten Sieg über Chelsea nach dem 1:0 im Hinspiel, den Javier Hernandez (43.) und Ji-Sung Park (77.) bei einem Gegentor von Didier Drogba (77.) gegen nach Gelb-Rot für Ramires (70.) noch zehn Blaue herausschossen.

Mehr wurde über das Triple und den nächsten Gegner Manchester City gesprochen.

Duell gegen den Stadtrivalen

Das Stadtderby im Halbfinale des FA-Cup steigt am Samstag in Wembley, wo am 28. Mai auch das Champions-League-Finale gespielt wird. Daher "haben wir keine Zeit zu feiern und an Schalke zu denken", sagte Patrice Evra.

Ryan Giggs hätte sich allerdings ein Bier verdient gehabt. Der 37-Jährige bereitete gegen Chelsea alle drei Tore vor. "Es wurde schon so oft gesagt über ihn, aber ja, er ist echt unglaublich. Ein einzigartiger Mensch und Spieler", huldigte Ferguson dem Routinier.

Mit dem Schachzug, Giggs nach fast 20 Jahren auf dem Flügel in die Zentrale zu beordern, hat der Sir großen Anteil am x-ten Frühling des Vereinsidols. "Mir liegt diese Rolle", meinte Giggs lapidar.

Torres weiter glücklos

Giggs hob den Altersdurchschnitt seiner Mannschaft auf 30 Jahre und 71 Tage - nie war eine United-Elf in der Champions League älter. Doch am Ende waren es die Blues und Besitzer Abramowitsch, die wirklich alt aussahen. "Abramowitsch musste die hässliche Wahrheit erkennen: Auch mit einer Milliarde Pfund kannst du die Champions League nicht kaufen", schrieb die "Sun".

So viel hat der Russe in sein Spielzeug bereits investiert, zuletzt 58 Millionen Euro für Fernando Torres, der in nun 693 Minuten für Chelsea noch nicht getroffen hat. "Danke für nichts, Fernando! Nimm den Rest der Saison frei", schrieb die "Daily Mail".

"Drogba hat es besser gemacht"

Ancelotti verwehrte sich gegen Fergusons Vermutung, er habe Torres wegen der Höhe der Ablösesumme spielen lassen müssen. Doch Ancelotti musste zugeben, dass es "vielleicht" ein Fehler war, Drogba erst nach der Pause für den erneut glücklosen Torres zu bringen: "Drogba hat es besser gemacht."

Der Ivorer wird den Klub wohl dennoch zum Ende der Saison verlassen. Und Ancelotti? "Ich weiß nichts über meine Zukunft. Ich muss arbeiten, versuchen, mein Bestes zu geben. Es ist nicht meine Entscheidung, ob ich bleibe oder gehe."

Nach der schwächsten Saison seit Abramowitschs Übernahme vor acht Jahren hat sich der Daumen des Oligarchen aber wohl längst gesenkt.

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