"Rachegefühle hegen wir nicht"

Von SPOX
Real Madrid trifft im CL-Achtelfinale mal wieder auf Olympique Lyon
© Getty

Real Madrid misst sich im Champions-League-Achtelfinale mal wieder mit Olympique Lyon (20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Die Franzosen haben gegen die Königlichen noch nie in der Königsklasse verloren. Der FC Chelsea steht trotz Krise vor einer Pflichtaufgabe gegen den FC Kopenhagen und übt den Schulterschluss mit Trainer Carlo Ancelotti.

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Olympique Lyon - Real Madrid (20.30 Uhr im LIVE-TICKER)

Miralem Pjanic. Nicht unbedingt ein Name wie Donnerhall im internationalen Fußball. Für Olympique Lyon aber ein sehr wertvoller Spieler. Und für Real Madrid der bisher letzte Mosaikstein in einem nicht enden wollenden Albtraum.

Im Achtelfinal-Rückspiel der letzten Saison drückte Real die Gäste aus Frankreich über eine Stunde lang förmlich an die Wand, hatte Chancen für zwei oder drei Spiele, führte aber nur 1:0 - was nach einem 0:1 im Hinspiel den Ausgleich bedeutete.

Dann aber zerbrach der weiße Druck immer mehr. Und dem Bosnier war es vorbehalten, die Königlichen in ein weiteres Jahr schlimmster Agonie zu stürzen. Pjanic' Ausgleich eine Viertelstunde vor dem Ende bedeutete das Aus für Madrid. Das sechste in Folge in der Runde der letzten 16. Die nächste Schande, wie ein Fluch, der bis heute nicht ausgemerzt ist.

Davor waren Liverpool, die Roma, Bayern München, Arsenal und Juventus Endstation für Real. Der bekannteste Klub der Welt mit dem bekanntesten Trainer auch ein siebtes Jahr nicht im Viertelfinale des wichtigsten Vereinswettbewerbs der Welt? Unvorstellbar.

Ronaldo: "Ein Team wie Real gehört ins Finale!"

"Wir haben die Geschehnisse vom letzten Jahr schon noch in unseren Köpfen. Aber jetzt geht es um das Erreichen der nächsten Runde, das ist das wichtigste. Rachegefühle hegen wir nicht", sagt Kapitän Iker Casillas.

Teamkollege Karim Benzema, in Lyons Internat ausgebildet und vor Beginn der abgelaufenen Saison zu den Königlichen gewechselt, sieht einen entscheidenden Vorteil. "Letzte Saison haben wir Lyon schlicht unterschätzt. Das wird uns jetzt nicht noch einmal passieren!" Der Franzose dürfte im Angriff gegen seinen Ex-Klub die Nase vor Emmanuel Adebayor vorn haben.

Für Cristiano Ronaldo steht fest, dass es ein erneutes Ausscheiden gegen OL nicht geben wird. "So Gott will, werden wir dieses Jahr weiterkommen. Ein Team wie Real Madrid gehört ins Finale der Champions League. Und da wollen wir auch hin: Nach Wembley! Ins Finale!"

Dem 26-Jährigen sei der Sieg in der Königsklasse sogar mehr wert als der Gewinn des Ballon d'Or, den sein großer Widersacher Leo Messi zuletzt zum zweiten Mal in Folge gewinnen konnte.

Ganz so eindeutig dürfte das erneute Aufeinandertreffen mit Olympique aber nicht werden. Die Franzosen sind in der Champions League der große Angstgegner Reals. Von sechs Spielen hat Lyon drei gewonnen und drei Mal remis gespielt. Verloren hat OL noch nie.

"Diese Serie bedeutet uns viel. Und sollten wir erneut weiterkommen und nicht gegen sie verlieren, wäre das eine der größten Stunden unserer Vereinsgeschichte", sagt OL-Präsident Jean-Michel Aulas. "Ich hätte mir lieber die Bayern gewünscht, um Revanche für das Halbfinal-Aus zu nehmen. Aber auch Real Madrid ist eine fantastische Chance für uns."

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Real: Casillas - Marcelo, Carvalho, Pepe, Arbeloa - Di María, Khedira, Ronaldo, Xabi Alonso, Özil - Benzema

Lyon: Lloris - Cissokho, Lovren, Cris, Réveillère - Bastos, Toulalan, Gourcuff, Källström - Delgado, Gomis

FC Kopenhagen - FC Chelsea (20.30 Uhr im LIVE-TICKER)

Für Jesper Gronkjaer wird der Besuch aus London zu einem ebenso späten wie nicht mehr für möglich gehaltenen Wiedersehen. 33 Jahre alt ist der Däne mittlerweile und damit der älteste in Kopenhagens hoffnungsvoller Truppe.

Vier seiner 15 Profijahre verbrachte Gronkjaer an der Stamford Bridge. Am letzten Spieltag der Saison 2002/03 schoss er die Blues mit seinem Tor gegen Liverpool in die Champions League - und gab damit Roman Abramowitsch unfreiwillig den Ruck, sich ein neues Spielzeug zuzulegen: Den FC Chelsea. "Ich weiß nicht, ob er auch ohne mein Tor Chelsea gekauft hätte", sagt Gronkjaer mit einigen Jahren Abstand.

Wie halb Dänemark freut sich der gesamte Klub auf den Vergleich mit einem der Schwergewichte des europäischen Fußballs. Weniger spaßig werden die Begegnungen wohl für Chelsea-Coach Carlo Ancelotti. Der steht nach dem bösen Durchhänger in der Premier League mit mittlerweile schon zwölf Punkten Rückstand auf ManUnited in der Königsklasse unter enormem Druck.

Das öde 0:0 im Stadtteil-Derby gegen Fulham, Platz fünf in der Liga und das Aus im FA Cup gegen Everton haben die Lage nur noch dramatisiert. Der Italiener nimmt's zumindest nach außen hin gelassen. "Wir haben jetzt 180 Minuten, um uns gegen Kopenhagen durchzusetzen - und unsere Saison zu retten."

Hartnäckige Gerüchte, wonach Ancelotti bei einem Ausscheiden sofort seinen Hut nehmen werde, dementierte er. "Die Herren im Präsidium sind dafür zuständig, wer Trainer ist. Nicht ich. Aber ich werde nicht freiwillig gehen. Ich habe noch nie ein Amt hingeschmissen oder bin einfach abgehauen. Das werde ich auch dieses Mal nicht tun!"

Unterstützung bekommt Ancelotti von seinem Kapitän John Terry: "Wir müssen wie Männer zusammenstehen und als Mannschaft Verantwortung übernehmen. Die Spieler stehen zu hundert Prozent hinter dem Trainer. Er vertraut uns vollkommen und wir vertrauen ihm vollkommen."

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Kopenhagen: Wiland - Jorgensen, Antonsson, Wendt - Pospech, Claudemir, Bolanos, Jorgensen - Vingaard, Gronkjaer, Ndoye

Chelsea: Cech - Bosingwa, Ivanovic, Terry, Cole - Essien, Mikel, Lampard - Anelka, Torres, Malouda

Das Champions-League-Achtelfinale im Überblick

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