Mittelmaß als Maxime

Von Haruka Gruber
Asamoah, Bordon, Schalke, Valencia
© Getty

München - Die Aussagen gleichen sich. Seit Tagen, seit Wochen, im Prinzip seit der Saisonvorbereitung.

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Schalke 04 ist zwiegespalten. Einerseits gefallen sich die Gelsenkirchener in der Rolle des Spitzenklubs, andererseits lehrte die Erfahrung aus dem letzten Jahr, dass man mit forschem Auftreten schnell auf die Nase fallen kann.

Daher flüchten sich die Mirko Slomkas und Andreas Müllers immer wieder in die Zwitterform. Halb Kampfansage, halb Zurückhaltung, fertig ist das Schalker Phrasenallerlei.

Eine Probe gefällig? "Wir müssen keine Angst haben, auch wenn der Gegner FC Chelsea heißt", sagt etwa Trainer Slomka vor der Champions-League-Partie an der Stamford Bridge (20.45 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere), nur um demütig zu ergänzen: "Vielleicht können wir aus London sogar was mitnehmen."

Bloß nicht zu viel fordern

Ähnlich Gerald Asamoah. Einem "Wir haben eine gute Mannschaft und können gegen jeden Gegner bestehen" folgt prompt ein "Wir müssen möglichst lange die Null halten, dann ist vielleicht was drin".

Das Schalker Selbstverständnis ist ein kompliziertes Konstrukt. Letztes Jahr fühlten sich die Königsblauen zur Meisterschaft berufen, heuer pflegen die Verantwortlichen das Understatement. Bloß nicht zu viel fordern, es könnte ja schief gehen.

Mittelmaß als Maxime. Eine Maxime, die scheinbar bis zur Mannschaft durchgedrungen ist. Richtig schlecht spielen die Schalker in dieser Saison nur selten, dafür fehlen die spielerischen Höhepunkte, das gewisse Etwas.

Dem starken 4:1 gegen Dortmund folgten drei Remis, dem 2:0-Erfolg in Trondheim eine Niederlage gegen den KSC und zuletzt ein Unentschieden in Rostock. In der Bundesliga beträgt der Rückstand auf den ersten Platz bereits neun Punkte. Von wegen Bayern-Jäger.

Es gärt

Dabei sind die Voraussetzungen besser als noch letzte Saison. Die Mannschaft ist - ausgenommen von Lincoln - zusammengeblieben, die Neuzugänge schlugen durchweg ein, und was am meisten erstaunt: Die Medien halten sich vornehm zurück.

Dennoch will es nicht so recht klappen. Das Kernteam mit Kevin Kuranyi, Marcelo Bordon, Rafinha, Mladen Krstajic, Fabian Ernst oder Zlatan Bajramovic spielt seit Jahren zusammen, auf dem Platz ist davon aber nur wenig zu sehen.  Unruheherd Lincoln ist weg, trotzdem gärt es im Kader mit den unzufriedenen Gerald Asamoah, Mimoun Azaouagh oder Mesut Özil.

Schalke: Ein Verein, dessen neu definiertes, vorsichtiges Selbstverständnis offenbar zu Stagnation führt. "Wir müssen uns als Mannschaft Gedanken machen, was wir in dieser Saison erreichen wollen", sagt daher auch Jermaine Jones, bezeichnenderweise ein Neuzugang. "Wenn wir in London drei Punkte holen, gibt das einen ungeheuren Schub für die kommenden Aufgaben."

Und wenn nicht, geht es einfach weiter mit dem Mittelmaß.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Chelsea: Cech - Belletti, Ricardo Carvalho, Alex, Bridge - Mikel, Essien, Lampard, J. Cole - Drogba, Malouda

Schalke 04: Neuer - Rafinha, Westermann, Bordon, Rodriguez - Ernst - Jones, Grossmüller - Rakitic - Kuranyi, Lövenkrands

Schiedsrichter: Fröjdfeldt (Schweden)

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