Schalke hat einen neuen Helden

SID
Jones, Schalke
© Getty

Trondheim - Beim Wasserlassen nahm sich Jermaine Jones jede Menge Zeit, beim ersten Europapokal-Tor seiner Karriere war er dagegen blitzschnell. 

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"Die Dopingkontrolle dauert immer extrem lange bei mir", sagte Jones, der in den Katakomben des Lerkendal-Stadions nicht so konnte, wie er wollte (Alle Tore und die Stimmen im Video bei SPOX.TV).

Als Letzter verließ der Neuzugang des FC Schalke 04 eine halbe Stunde vor Mitternacht den Umkleidetrakt, auf dem Platz war er beim Toreschießen der Erste gewesen.

Eiskalt, abgeklärt und unwiderstehlich schuf Jones mit seiner Treffer-Premiere im königsblauen Trikot die Basis dafür, dass Schalke nach dem 2:0 (0:0) bei Norwegens Rekordmeister Rosenborg Trondheim im Millionen-Spiel Champions League wieder voll dabei ist.

Erster Auswärtssieg seit Oktober 2001 

Es war die 62. Minute, als er in seiner neuen sportlichen Heimat endgültig ankam. Ivan Rakitic führte einen Freistoß so rasch aus, dass außer Jones keiner reagierte, Trondheims Defensive vergeblich auf Abseits stellte und der Neu-Schalker vor 21.361 Zuschauern endlich sein Tor bejubeln konnte.

"Da ist uns schon eine Last runtergefallen", schilderte der 25-Jährige seine Gefühlswelt im bislang bedeutungsvollsten Moment seiner noch jungen Laufbahn bei den Schalkern, die durch Kevin Kuranyi (89.) den ersten Auswärtssieg in der europäischen "Königsklasse" seit dem 4:0 am 16. Oktober 2001 bei RCD Mallorca sicherten.

"Das war lebensnotwendig" 

Schalke-Manager Andreas Müller atmete tief durch: "Für uns war dieser Sieg lebensnotwendig, um die Chance zu haben, im Rennen zu bleiben." Die 0:1-Heimschlappe gegen Valencia war eine schwere Hypothek, der Erfolg von Trondheim eröffnet dem deutschen Meisterschafts-Zweiten die Möglichkeit, im dritten Anlauf nach 2001 und 2005 endlich die Gruppenphase zu überstehen.

"Es ist ein extrem wichtiger Sieg. Und für Schalke ist noch alles möglich", sagte Jones, ohne dabei zu verkennen, dass er und seine Mitstreiter noch extrem schwere Aufgaben vor sich haben: Die Millionen-Truppe des FC Chelsea ist nun am 24. Oktober in London und am 6. November in Gelsenkirchen zwei Mal hintereinander die ultimative Herausforderung in Gruppe B.

Höwedes mit gelungenem Debüt 

Schalke-Coach Mirko Slomka erklärte die bevorstehende Härteprüfung gegen das Ballack-Team zum Normalfall: "Auf Schalke gibt es immer Druck. Den müssen wir aushalten, in der Champions League und in der Bundesliga." Der 40-Jährige will, dass seine Mannschaft am Gegner wächst. Je schwerer die Aufgabe, desto besser.

Jede Partie eine neue Nagelprobe, auch für Youngsters wie den 19-jährigen Benedikt Höwedes, den Slomka bei dessen Profi-Debüt gleich der Feuertaufe in der kontinentalen Meisterliga unterzog.>

"Respekt vor dieser Leistung", lobte Slomka den angehenden Abiturienten, der auf der ungewohnten Linksverteidiger-Position einen ordentlichen Einstand gab.

Chelsea kann kommen 

Höwedes und die anderen Schalker hatten indes lange Probleme, um zu sich zu finden. Die ersten 45 Minuten von Trondheim waren spielerisch alles andere als eine Glanzleistung.

Nervosität griff um sich, fast hätte Heiko Westermann (9.) Torhüter Manuel Neuer bei einer riskanten Kopfball-Rückgabe überwunden. Erst nach dem Wechsel wurde es besser, am Ende war es dann sogar ein ungefährdeter Erfolg.

Slomka: "Wir sollten alle glücklich sein, dass es geklappt hat. Wir haben gut verteidigt, erneut zu Null gespielt und die Tore zur richtigen Zeit erzielt." Und damit Gerald Asamoahs 29. Geburtstag zu einem mitternächtlichen Freudenfest gemacht: "Es kann kein besseres Geschenk für mich geben", sagte der Nationalspieler. Chelsea kann laut Asamoah kommen: "Wir haben gegen die nichts zu verlieren." Und auch Jones hat Blut geleckt: "In London ist was zu holen."

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