Fink: "Nur ein Quentchen Glück hat gefehlt"

Von Fatih Demireli / Philipp Dornhegge
Der Hamburger SV ist in dieser Saison zu Hause immer noch ohne Sieg
© Getty

Der Hamburger SV hat sich am 10. Spieltag vom letzten Tabellenplatz verabschiedet, kam aber beim Debüt des neuen Trainers Thorsten Fink nicht über ein 1:1 (0:1) gegen den VfL Wolfsburg hinaus. Hamburg wartet damit weiter auf seinen ersten Heimsieg seit dem 19. März. Wolfsburg dagegen hat der Negativserie von vier Auswärtspleiten in Folge ein Ende bereitet.

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Vor 54.378 Zuschauern in der Hamburger Imtech Arena erzielten Mario Mandzukic (2.) und Mladen Petric (56.) die Tore. Der HSV zeigte sich beim ersten Spiel unter Fink klar verbessert.

Reaktionen:

Thorsten Fink: "Der Schreck nach dem frühen Gegentor war groß. Es war schwierig für die Mannschaft. Aber danach habt sie super gespielt, viele Torchancen herausgespielt. Ich denke, wir waren in allen Belangen besser. Uns hat nur ein Quäntchen Glück gefehlt. Wolfsburg ist eine Mannschaft, die ganz oben mitspielen will. Und wir stehen unten drin. Wer das Spiel diktiert hat, hat jeder gesehen. Wenn wir so weiter machen, werden wir siegen und da unten rauskommen."

Mladen Petric: "Wir haben heute viel offensiver gespielt, haben versucht, den Ball schon in der gegnerischen Hälfte zu erobern, damit der Weg zum Tor kürzer ist. Ich glaube, das war ein richtig gutes Spiel von uns. Schade wegen dem frühen Gegentor, sonst hätten wir gewonnen."

Felix Magath: "Wir haben uns in der ersten Hälfte gut verkauft, das war ein sehr gutes Spiel in der ersten Hälfte. Der HSV hat durch den Rückstand versucht, Druck zu machen. Zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir zu wenig getan. Ich will nicht sagen, wir haben um den Ausgleich gebettelt, aber wir haben zu wenig gemacht. Letztendlich bin ich aber ganz zufrieden."

Hasan Salihamidzic: "Ich habe ihm (Thorsten Fink, Anm. d. Red.) gesagt, es ist schön, ihn wieder zu sehen. Ich freue mich riesig für ihn, dass er wieder in die Bundesliga kommt. Er macht das schon. Er ist ein super Typ, der in Hamburg auch gut ankommt."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Drei Änderungen beim HSV: Jansen für Lam, Guerrero für Son und Rincon für Tesche in der Startelf. Magath stellt taktisch und personell um: Im 4-2-3-1 rücken Kyrgiakos, Hasebe, Ochs und Koo in die Startelf. Madlung und Lakic sind verletzt, Salihamidzic und Oroczo rotieren raus.

2., 0:1, Mandzukic: Katastrophenstart für den HSV! Aogo mit einem üblen Fehlpass, anschließend greift er auf dem Flügel Ochs nicht an. Der Wolfsburger kann frei flanken, in der Mitte stehen Bruma und Rajkovic meterweit von Mandzukic entfernt. Und der köpft aus fünf Metern ein.

10.: Rincon mit einem herrlichen Lupfer auf Töre, der allein vor Benaglio auftaucht, dann aber zu lange mit dem Abschluss wartet. Thoelke kann den Schuss im letzten Moment am Tor vorbei lenken.

12.: Eine klasse Vorarbeit von Westermann auf rechts bleibt ungekrönt, weil Petric aus 12 Metern zentraler Position den Ball nicht richtig trifft. Benaglio hat keine Mühe zu parieren.

37.: Jansen mit einem scheinbar harmlosen langen Ball nach vorn. Doch Guerrero spritzt dazwischen und zieht plötzlich auf das Tor zu. Nach dem Sprint fehlt beim Schuss aber die Präzision, Benaglio taucht klasse ab und hält.

56., 1:1, Petric: Herrlicher Treffer. Kacar und Guerrero mit einem schönen Doppelpass an der Strafraumgrenze, die verwirrte Wolfsburger Abwehr verliert Petric aus den Augen. Der Durchstecker kommt, Petric schließt mit einem gefühlvollen Lupfer ab. Keine Chance für Benaglio.

57.: Gleich im nächsten Angriff kann Jansen das Spiel endgültig drehen, doch er probiert's aus spitzem Winkel mit Gewalt und findet in Benaglio seinen Meister. Klasse Parade!

64.: Mandzukic schlenzt nach einem Konter herrlich auf den rechten Winkel, die VfL-Fans haben den Torschrei schon auf den Lippen. Aber irgendwie schafft es der Keeper, die Finger noch an den Ball zu bringen und zur Ecke zu klären.

Der Star des Spiels: Gojko Kacar. Der Serbe belebte die HSV-Mannschaft, die völlig verunsichert begann, mit seiner kampfstarken Haltung. Kacar suchte viele Zweikämpfe, schaltete sich aber im Fortlauf auch immer wieder ins Offensivspiel ein. So bereitete er auch das 1:1 vor, als er mit Guerrero erst kombinierte und dann für Petric servierte. Kacar hatte zudem die meisten Ballkontakte aller Spieler.

Der Flop des Spiels: Ja-Cheol Koo. Felix Magath beorderte den Südkoreaner etwas überraschend auf die Zehnerposition, aber Koo wirkte total überfordert mit dieser Aufgabe. Die Laufleistung war ordentlich, nur die Richtung stimmte nicht immer, denn Koo wirkte phasenweise auch orientierungslos. Insgesamt war er nur an einem Torschuss beteiligt.

Der Schiedsrichter: Günter Perl aus Pullach. Kein schwieriges Spiel für den Unparteiischen, der aber in einigen Situationen zu kleinlich pfiff und phasenweise so den Spielverlauf zum Stottern brachte. Als es phasenweise hitzig wurde, behielt er aber kühlen Kopf und verzichtete auf ein großes Kartenspiel und erledigte viel mit Kommunikation.

Analyse: Der Hamburger SV benötigte fast 20 Minuten, um ins Spiel zu finden und da stand es auch schon längst 0:1, weil Dennis Aogo einen Befreiungsschlag verunstaltete. Viele Fehlpässe, wie eben beim Gegentor, sehr schlampiger Aufbau zu Beginn, aber die Wolfsburger Zurückhaltung eröffnete Räume für den HSV, der sich im ersten Durchgang zunehmend eine Überlegenheit erspielte.

Westermann und Aogo rückten auf den Außenpositionen permanent auf, besonders Töre und Westermann gingen rechts in gute Kombinationen, aber es haperte vor allem am Abschluss: Petric, Guerrero und Töre vergaben gute Chancen zum Ausgleich.

Wolfsburgs Problem war die fehlende Entlastung, weil Koo, der das Spiel machen sollte, keine Bindung zu seinen Mitspielern hatte und als Verteiler unbrauchbar war. Dessen Aufgaben übernahm Träsch, der aber zu tief stand.

Der HSV rückte auf: die Außenverteidiger suchten die Grundlinie, die Mittelfeldaußen zogen als Optionen in die Mitte und schafften so Überzahlsituationen. Das Ausgleichstor durch Petric war nur noch eine Frage der Zeit.

Mit dem Treffer verlor der Hausherr aber den Drive und war nicht mehr ganz so zwingend, auch weil Wolfsburg noch tiefer stand, mit seinen Spielerwechseln (Salihamidzic für Dejagah und Hitzlsperger für Josue) für noch mehr Kompaktheit sorgte und bei den Kontern etwas passgenauer wurde. Die Maßnahmen genügten zum Punktgewinn in Hamburg.

Hamburg - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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