"Bayerns Vorstoß hat mich gewundert"

SPOX-Reporter Fatih Demireli traf Fredi Bobic in Schwäbisch Gmünd
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SPOX: Die Ausgliederung ist ein mittelfristiger Plan, kurzfristig müssen sie aber noch handeln. Gehen wir die Personalien durch. Konkret gefragt: Kommt Filip Kostic?

Bobic: Wir haben Gespräche geführt - und sie gehen auch noch weiter. Wann die Entscheidung fällt, ist offen.

SPOX: Im Sturm deutet sich ein Problem an. Mit Timo Werner und Vedad Ibisevic haben sie derzeit nur zwei fitte Angreifer. Sehen Sie da Handlungsbedarf oder warten Sie auf Ginczek?

Bobic: Wir werden im Sturm nichts tun. Mit Ibisevic, Werner, Martin Harnik, der auch im Zentrum spielen kann, und Ginczek sind wir gut aufgestellt. Ihm werden wir aber die Zeit geben, nach seinem Kreuzbandriss wieder richtig zu werden.

SPOX: Luis Montes und Hector Moreno sollten die Mannschaft verstärken. Beide fallen mit Schienbeinbrüchen lange aus und konnten damit auch nicht verpflichtet werden. Haben Sie dennoch überlegt, das Risiko - wie zum Beispiel bei Daniel Ginczek - einzugehen?

Bobic: Bei Ginczek war es etwas anderes. Bei ihm war es absehbar, wann er zurückkommt. Außerdem waren viele Vereine an ihm interessiert und wir sind froh, dass wir das Rennen um ihn gewonnen haben. Er hat sehr viel Potenzial.

SPOX: Bleiben die Spieler dennoch auf dem Zettel?

Bobic: Wir haben interessante Spieler immer im Auge, auch wenn sie verletzt sind. Manchmal wird dann der eine oder andere Spieler ein Thema, der vor ein oder zwei Jahren noch nicht so weit war und dann wieder interessant wird.

SPOX: Carlos Gruezo war so ein Fall.

Bobic: Richtig.

SPOX: Gruezo fiel bei der WM auf - wie viele andere. Sie kennen die meisten Spieler, schon bevor sie bei einer WM auftrumpfen. Fällt dann doch mal einer auf, der nicht so auf dem Radar war?

Bobic: Das kann passieren. Vor allem bei Mannschaften wie Costa Rica, Ecuador oder Honduras. Da ist man schon überrascht, wie sie sich der eine oder andere auf diesem Niveau präsentiert. Aber man muss auch aufpassen.

SPOX: Inwiefern?

Bobic: Es ist immer noch ein Turnier. Es gibt auch Spieler, die keine gute Saison gespielt haben und dann bei einer WM groß aufspielen. Das macht die Sache nicht einfacher. Es gibt aber genügend Spieler, die diese Bühne genutzt haben, um in den Fokus zu rücken...

SPOX: ...und dann für 80 Millionen Euro zu Real Madrid zu wechseln.

Bobic: James Rodriguez war bekannt, spielte aber nur beim falschen Verein (schmunzelt).

SPOX: Die WM hat nicht nur den Transfermarkt beeinflusst, sondern auch die Vorbereitung als Ganzes und damit auch den Start in die Ligen. Der FC Bayern kritisierte den frühen Auftakt der Bundesliga und hätte nach der langen WM gerne zu einem späteren Termin angefangen. Wie stehen Sie zur Thematik?

Bobic: Ich war bei den Gesprächen dabei. Ich muss sagen, dass die Entscheidung von allen Seiten einstimmig gefällt wurde. Karl-Heinz Rummenigges Vorstoß hat mich sehr gewundert. Ich hätte kein Problem damit gehabt, eine Woche später zu starten, aber der Zeitplan hat es nicht hergegeben. Wir haben die Winterpause eigens eine Woche verlängert, damit die Nationalspieler besser regenerieren können. Jeder war in dem Thema involviert.

SPOX: Der FC Bayern beklagt, dass man durch die Terminierung Chancengleichheit herstellen will.

Bobic: Es ist oft so, dass Vereine, die viele Spieler für ein Turnier abstellen, Probleme zum Start haben. Das war vor vier Jahren auch so, als zum Beispiel Mainz so durchgeschossen ist. Der FC Bayern ist hintendran gewesen. Das kann aber immer passieren.

SPOX: Ist das jetzt also doch eine Chance für die Liga, wie Rummenigge sagt, die scheinbar übermächtigen Bayern zu stoppen?

Bobic: Naja, schauen Sie sich den Kader des FC Bayern aktuell an. Ist das viel schlechter...

SPOX: Herr Bobic, für Diskussionen sorgte auch der Plan des Bremer Senats, der Deutschen Fußball-Liga die Kosten für sogenannte Risikospiele aufzudrücken. Der DFB hat in Absprache mit der DFL darauf reagiert und Bremen das Länderspiel gegen Gibraltar weggenommen. Wie bewerten Sie das?

Bobic: Ich sehe das wie die DFL. Der DFB und die DFL haben gut und konsequent reagiert. Wir, die Vereine, die Organe, die Spieler, stehen nicht dafür, Gewalt in und um Stadien zu bringen. Wir arbeiten da sogar stark dagegen. Wo fängt man an und wo hört man auf, wenn man da die Vereine oder die Liga in Verantwortung ziehen will? Bei Konzerten macht man das doch auch nicht.

SPOX: Haben Sie die Befürchtung, dass die Bremer Vorgehensweise in anderen Bundesländern Schule machen könnte?

Bobic: Das glaube ich nicht. Die Tragweite wäre groß, aber dafür gibt es ja regelmäßige Treffen mit den Senatoren oder Innenministern der Länder. Diese Treffen gab es auch auf Bundesebene mit den Vertretern des Fußballs. Da hat man sich vernünftig auseinandergesetzt und daher ist das aktuelle Unverständnis natürlich groß.

Seite 1: "Demut tut immer gut"

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