Positionskämpfe und Systemfehler

Von SPOX
Die Bundesliga samt Javi Martinez und Co. startet am Freitag in die neue Saison
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Hamburger SV: Trainer Thorsten Fink hat seine erste Elf offenbar im Kopf, auch wenn ihm nach dem eine Stunde lang lethargischen Auftritt im Pokal bei SCHOTT Jena durchaus einige Zweifel kommen könnten. Nur eine Position ist umkämpfter denn je: Die des einzigen Angreifers. Erneut bekam Jacques Zoua den Vorzug von Artjoms Rudnevs. Der wurde später eingewechselt und erzielte den entscheidenden Doppelpack zum letztlich doch noch glatten Sieg. Auch in den letzten Tests gegen Inter Mailand (1:1) und den TSV Etelsen (2:0) war der Lette erfolgreich. Rudnevs, mit zwölf Treffern der erfolgreichste Hamburger Torschütze der abgelaufenen Saison, war in der Sommerpause einige Male Gegenstand heftiger Spekulationen. "Wir wollen Rudnevs keinesfalls verkaufen, wir brauchen ihn. Es sei denn, ein Verein kommt und macht ein unmoralisches Angebot. Dann müssten wir darüber nachdenken", sagte Sportdirektor Oliver Kreuzer. Der technisch nicht überragende Rudnevs passt offenbar nicht mehr so ganz ins Konzept von Fink, der sich einen Stürmer wünscht, der vorne den Ball besser festmachen kann. Auf der anderen Seite: Der 25-Jährige trifft wenigstens das Tor.

Borussia Mönchengladbach: Den fahrlässigen Auftritt und das Aus im Pokal hat Thorben Marx nicht zu verantworten. Der Routinier stand auch in Darmstadt nicht im Kader. Für Marx, in den letzten Jahren eine Konstante im defensiven Mittelfeld der Gladbacher, sieht es zu Beginn seiner 14. Bundesliga-Saison nicht gut aus. Neben Granit Xhaka, Christoph Kramer, Havard Nordtveit hat sich nun auch das 17-jährige Talent Mahmoud Dahoud vor Marx gedrängelt, der 32-Jährige ist derzeit nur noch fünfte Wahl. Adduktoren- und Rückenprobleme in der Vorbereitung erschwerten zudem Marx' Plan, mehr als nur der "Gute-Laune-Bär" zu sein, den er in keinem Fall spielen will. Setzt Trainer Lucioen Favre auf der Doppel-Sechs auf Nordtveit, benötigt die Borussia fast zwangsläufig einen kreativeren zweiten Sechser. Marx dürfte für dieses Anforderungsprofil kaum in Frage kommen.Hannover 96: In Hannovers Überraschungs-Saison vor zwei Jahren war Manuel Schmiedebach eine der großen Entdeckungen, räumte an der Seite von Sergio da Silva Pinto im defensiven Mittelfeld überragend ab. Jetzt ist die Doppel-Sechs von damals endgültig gesprengt. Da Silva Pinto hat keinen neuen Vertrag bekommen und hat sich nach Levante verabschiedet. Und Schmiedebach? Ist für die beiden Planstellen nicht mehr als erste Wahl vorgesehen. Spätestens mit der Rückkehr des langzeitverletzten Lars Stindl steht das defensive Mittelfeld. Neben Stindl hat sich Winter-Zukauf Andre Hoffmann ins Team gespielt. Nach einer durchwachsenen letzten Saison und einer längeren Verletzungspause während der Vorbereitung (Muskelfaserriss) dürfte es für Schmiedebach schwer werden, so schnell in die Startelf zurückzukehren.

1.FC Nürnberg: Bei zehn Millionen Euro soll die Schmerzgrenze für Hiroshi Kiyotake liegen, Aston Villa baggert weiter. Viel Geld wäre das für einen Verein wie Nürnberg. Aber der Club kann sich einen Weggang seines kreativsten Spielers aus sportlicher Sicht wohl kaum leisten. Nicht zuletzt das blamable Aus im Pokal bei Drittligist Sandhausen machte dies einmal mehr deutlich. Trotz 70 Prozent Ballbesitz und über 600 gespielten Pässen kam der Club nur zu dem einem Tor von Zugang Daniel Ginczek, dem zweiten großen Lichtblick in Nürnbergs Kader. Da man die Qualität von Josip Drmic bisher nur erahnen kann und Alexander Esswein in Sandhausen nicht mal im Kader stand, ist der Club noch mehr von Kiyotakes Ideen abhängig als ohnehin schon. Zumal vom Saisonstart einiges abhängen wird. So oder so prophezeit Kapitän Raphael Schäfer: "Es wird ganz, ganz schwer, die 40 Punkte zu holen."VfL Wolfsburg: Die Außenverteidigerpositionen sind enorm umkämpft beim VfL. Links hat sich Ricardo Rodriguez offenbar durchgesetzt und Ex-Kapitän und Ex-Nationalspieler Marcel Schäfer auch zu Beginn der neuen Saison verdrängt. Rechts hat sich dagegen ein alter Bekannter wieder eindrucksvoll zurückgemeldet. Christian Träsch hat gegenüber Makoto Hasebe und Patrick Ochs die Nase vorn. Nach zwei schwachen Spielzeiten, in denen er hauptsächlich im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, fängt der Neustart für Träsch bei den Wölfen nun auf der Position wieder an, die ihn groß und zum Nationalspieler gemacht hat.

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VfB Stuttgart: Er wolle "auf jeden Fall gehen", bekräftige William Kvist vor ein paar Tagen seine Absichten. Der Däne steht beim VfB völlig auf dem Abstellgleis, passt nicht mehr ins Anforderungsprofil von Trainer Bruno Labbadia, der auf der Doppel-Sechs mehr Kreativität einfordert und neben Christian Gentner wahlweise mit Arthur Boka oder Moritz Leitner plant. Kvist ist kaum noch ein Thema. Deshalb, und weil der dänische Nationalspieler die WM trotz einer schlechten Ausgangsposition seiner Mannschaft noch nicht abgeschrieben hat, muss er regelmäßig spielen, um bei Morten Olsen weiter dabei zu sein. In Stuttgart stehen die Chancen dafür aber ziemlich schlecht. Immerhin ist Kvist Profi genug, um auch im Falle eines Bleibens nicht für Ärger zu sorgen. Die Krux an der Geschichte ist aber: Labbadias Plan, in der Spieleröffnung ohne den zögerlichen Kvist schneller zum Zuge zu kommen, geht bisher überhaupt nicht auf. In nahezu allen Testspielen und in beiden Pokalspielen enttäuschte der VfB spielerisch komplett.

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