Positionskämpfe und Systemfehler

Von SPOX
Die Bundesliga samt Javi Martinez und Co. startet am Freitag in die neue Saison
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Am Freitag beginnt die 51. Bundesliga-Saison mit dem Klassiker Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach. 82 Tage Pause sind dann Vergangenheit - eigentlich Zeit genug für die Klubs, sich für die kommende Saison neu aufzustellen. Und trotzdem gibt es wenige Tage vor dem Start noch offene Baustellen und ungeklärte Personalien. Ein Überblick.

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Bayern München: Ebenso wie Pep Guardiola seine Spielsysteme durchrotieren lässt, wechselt er auch sein Personal gerne und probiert weiterhin viel aus. Javi Martinez hat allerdings immer noch unter seiner deutlich verkürzten Vorbereitung zu leiden. Die Umstellung auf ein dominantes Spielsystem mit nur einem Sechser und vier offensiveren Mittelfeldspielern beraubt den Spanier seiner angestammten Position. Hinter Thiago, Bastian Schweinsteiger und Luiz Gustavo macht sich nun auch noch Zugang Jan Kirchhoff auf der Sechs zu schaffen und hinterließ bei seinen Einsätzen einen sehr ordentlichen Eindruck. Es kristallisiert sich offenbar immer mehr heraus, dass Martinez über kurz oder lang eher in der Innenverteidigung seinen Platz suchen wird. Der "deutscheste Spanier", wie sich Martinez selbst nennt, wäre damit wieder dort angelangt, wo er vor seinem Wechsel zu den Bayern seine letzte Saison in der Primera Division absolvierte. Da setzte ihn Coach Marcelo Bielsa besonders in wichtigen Spielen nur noch in der Innenverteidigung ein. Guardiola folgt nun offenbar dem Beispiel des Argentiniers, den er einst als "besten Trainer der Welt" tituliert hat.Borussia Dortmund: Am Samstag in Wilhelmshaven suchte man Julian Schieber vergebens auf dem Spielberichtsbogen. Der BVB war ohne den Angreifer angereist, Trainer Jürgen Klopp nahm stattdessen Nachwuchshoffnung Marvin Ducksch mit. Dass dieser dann mit einem Tor und einem Assist zum Matchwinner wurde, macht die Ausgangslage für Schieber nicht besser. In der Vorbereitung wirkte der ehemalige Stuttgarter vor seiner zweiten Saison wie ein Neuzugang, fand keine Bindung zum Dortmunder Spiel. Selbst vermeintlich einfache Dinge wollten nicht gelingen. Die Ausbootung für das Pokalspiel jedenfalls hatte rein sportliche Gründe. Vielleicht will Klopp den 24-Jährigen auch nur ein wenig kitzeln. Schieber muss angesichts der beiden neuen direkten Kontrahenten Ducksch und Pierre-Emerick Aubameyang aber nun endlich auch zulegen.

Bayer Leverkusen: Emre Can hat sich Bayer 5,5 Millionen Euro Ablöse kosten lassen. Eine Menge Geld für einen 19-Jährigen mit der Erfahrung von lediglich vier Bundesligaspielen. Zumal auf Cans Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld so viel Betrieb herrscht wie nirgendwo sonst im Kader. Also könnte des Rätsels Lösung eine andere Position für das Talent sein? "Emre kann auf mehreren Positionen spielen. Der Konkurrenzkampf ist jetzt noch größer", sagt Trainer Sami Hyypiä - und denkt womöglich daran, Can auf einer der beiden Außenverteidigerpositionen einzuplanen. Bayern-Coach Guardiola testete Can in den paar Wochen seines Wirkens in München schon, brachte ihn unter anderem beim Uli-Hoeneß-Cup als rechten Verteidiger. Im Training übte Can links in der Viererkette. Dort haben sich weder Sebastian Boenisch noch Zugang Kostas Stafylidis besonders aufdrängen können. Nach dem Wechsel von Stammkraft Michal Kadlec zu Fenerbahce könnte hier durchaus Cans neues Betätigungsfeld liegen.

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Schalke 04: Eigentlich war die Kaderplanung längst abgeschlossen, mit dem Abgang von Michel Bastos ist aber eine neue Baustelle eröffnet. Die zu schließen, gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht. Xherdan Shaqiri ist ebenso wenig zu bekommen wie Sydney Sam. Auch Stuttgarts Ibrahima Traore ist aus dem Rennen, nachdem VfB-Manager Fredi Bobic einem möglichen Wechsel unmissverständlich einen Riegel vorgeschoben hat. Der mit dem Klub wenig kompatible Bastos hinterlässt keine große Lücke, trotzdem hat Boss Clemens Tönnies vollmundig einen Ersatz noch in dieser Transferperiode angekündigt. Ein Kauf, eine Ausleihe oder ein ablösefreier Spieler - alles ist möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass der Spieler die deutsche Sprache beherrscht und im besten Fall Linksfuß sein soll. Was die Kandidatenliste wiederum erheblich einschränkt. Einen Panikkauf will Horst Heldt vermeiden. Schon in seiner Stuttgarter Zeit lag er damit einige Male daneben.SC Freiburg: Die Tage vor dem Ligastart muss Trainer Christian Streich vor allen Dingen für ein intensives Videostudium nutzen. Zu viele Mängel, Fehler und Unzulänglichkeiten offenbarte seine Mannschaft beim glücklichen Pokalsieg in Neustrelitz. Zwei Tage Analyse brummte sich Streich selbst auf, "damit wir alles zusammenbekommen." Im Freiburger Spiel wollte partout nichts funktionieren, was für eine Mannschaft wie den SCF, die komplett über das Kollektiv und gefestigte Abläufe kommt, eine alarmierende Erkenntnis sein dürfte. "Wir haben sehr viel falsch gemacht", sagt Zugang Mike Hanke. Streich legt sich ungern fest auf ein einziges taktisches Korsett, wechselt mitunter in einem Spiel zweimal und öfter die Ausrichtung. Derzeit sitzen aber die grundlegenden Dinge noch nicht, von einer gut laufenden Maschine ist Freiburg einiges entfernt. Zu viele Systemfehler stehen Streich noch im Weg. "Mir wäre es lieber, wir hätten noch drei Monate Zeit", sagt Streich. Es sind nur noch wenige Tage. Am Samstag wartet die Auswärtspartie beim Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen...

Eintracht Frankfurt: In der Offensive gibt es bei der Eintracht noch einige Fragezeichen. Zunächst ist da die Systemfrage: 4-4-2 oder 4-2-3-1? Im Pokalspiel gegen Illertissen setzte Trainer Armin Veh auf eine Doppelspitze mit einem Vierermittelfeld dahinter. Interessant war dabei die Besetzung der Sturmreihe mit den beiden Zugängen Jan Rosenthal und Joselu. Für Srdjan Lakic, dem Veh eine gute Vorbereitung und Form attestierte, war kein Platz. Dahinter wurde Stefan Aigner zum Opfer des Systems und musste zunächst draußen bleiben. Ebenso wie Takashi Inui, der gar nicht zum Einsatz kam. Der Japaner hat nach seinem Confed-Cup-Trip immer noch Trainingsrückstand, war überdies leicht angeschlagen. Für eine Rückkehr zum alten System aber sei Inui unverzichtbar. "Für das 4-2-3-1, wie wir es letzte Saison gespielt haben, brauche ich Inui. Er kann die linke Seite am besten spielen", sagt Veh.

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