Van Gaal: "Hoeneß war nicht gut für mich"

Von SPOX
Louis van Gaal kritisiert die Machtstellung von Uli Hoeneß beim FC Bayern
© Getty

Louis van Gaal resümiert seine Zeit als Bayern-Trainer - mit einer zentralen Erkenntnis: Uli Hoeneß war der Einzige im Klub, der ihn loshaben wollte. Außerdem äußert sich der 61-Jährige zum Niveau der Bundesliga, Kritik an Bundestrainer Joachim Löw und der Entdeckung des Linksverteidigers Alaba.

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Der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal hat im Interview mit der "Sport Bild" erstmals über seinen Abschied bei Bayern München gesprochen. Dabei sieht er Uli Hoeneß als zentralen Vorantreiber seiner Entlassung - und als Problem für den Verein: "Der FC Bayern hat eine Struktur, in der der Präsident vom Vorstand bis runter zum Trainer alles beeinflussen kann. Franz Beckenbauer hat das nicht gemacht, Uli Hoeneß dagegen sehr viel."

Er kann sich vorstellen, eines Tages als Trainer nach München zurückzukehren - wie er es nach eigener Aussage bisher bei jedem Klub getan hat - letztlich scheitere es aber an der Person Uli Hoeneß. Zwar verstehe er, was Hoeneß für die Bayern bedeute, aber: "Trotzdem bin ich der Meinung, dass es keineswegs eine gute Sache ist, wenn die Macht bei einem großen Klub wie dem FC Bayern nur bei einer Person liegt. Für mich und meine Arbeit war Uli Hoeneß also nicht gut."

Nerlinger-Aus vorausgesagt

Ebenfalls nicht gut war der Präsident Uli Hoeneß laut van Gaal für seinen Nachfolger auf dem Manager-Posten Christian Nerlinger. Dessen Entlassung habe der Niederländer bereits vorausgesagt: "Es hat mich nicht überrascht. Ich habe mit Nerlinger zusammengearbeitet und gesehen, wie viel Druck er die ganze Zeit über Hoeneß bekommen hat."

Darüber hinaus kritisiert van Gaal die neue, alte Politik der Bayern, viel Geld für neue Spieler in die Hand zu nehmen. Auch sein System, auf junge Spieler aus den eigenen Reihen zu setzen, habe Erfolg gehabt. In der Zeit nach ihm sei aber kein Spieler aus der Jugend mehr dazugekommen. "Plötzlich spricht die ganze Welt über die Entdeckung des Linksverteidigers David Alaba. Dabei hat Alaba erstmals bei mir gespielt", so der 61-Jährige.

Dass er mit der Beförderung von Thomas Kraft zur Nummer eins im Bayern-Tor den Transfer von Manuel Neuer boykottieren wollte, bestreitet der Double-Sieger von 2010 indes. Er habe den Neuer-Transfer befürwortet und mit Kraft einen Konkurrenten aufbauen wollen.

Guardiola? "Weiß nicht, ob Hoeneß das gefällt"

Auf die Frage, ob der ehemalige Barcelona-Trainer Pep Guardiola ein Kandidat wäre, um beim FC Bayern seine Philosophie weiterzuentwickeln, antwortete van Gaal: "Ich habe bei Bayern immer betont, dass für Spiel und System das Beispiel Barcelona sein muss. Und Guardiola war damals dort Trainer. Er passt daher sehr gut zum FC Bayern. Aber ich weiß nicht, ob Herrn Hoeneß die Personalie Guardiola dann auch gefällt."

Zufrieden zeigt sich van Gaal darüber, dass immer mehr seiner niederländischen Nationalspieler in der Bundesliga spielen. Diese sei neben der spanischen Primera Division die beste Liga der Welt - auch wegen ihrer Fans und Stadien. "Darum habe ich auch van der Vaart und Afellay gesagt, dass es sehr gut für sie ist, dass sie nach Deutschland gewechselt sind."

Löw-Kritik nicht gerechtfertigt

Die jüngste Kritik an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 4:4 gegen Schweden hält van Gaal nicht für gerechtfertigt. Vielmehr könne so etwas jedem Trainer passieren.

Löws Personal-Entscheidungen während des EM-Halbfinals kritisiert der Bondscoach jedoch: "Die Entscheidungen, die Jogi mit seinen Spielern beim Italien-Spiel getroffen hat, waren nicht gut für die Mannschaft. Damit bin ich aus taktischer Sicht nicht einverstanden. Allerdings kann ich von außen nicht sagen, was innerhalb des Teams abgespielt hat."

Louis van Gaal im Steckbrief

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