Sachverständige: Brandlegung wahrscheinlich

SID
Breno (r.) mit seinem Anwalt Werner Leitner
© Getty

Im Fall des wegen schwerer Brandstiftung angeklagten Breno halten Sachverständige und Gutachter eine Brandlegung für wahrscheinlich. Allerdings gibt es keine konkreten Hinweise auf den Einsatz von Brandbeschleunigern wie Alkohol oder Benzin, wie die Experten am Mittwoch vor dem Münchner Landgericht aussagten.

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Die Staatsanwaltschaft wirft dem 22 Jahre alten Brasilianer vor, im September 2011 an mehreren Stellen der von ihm gemieteten Villa Feuer gelegt und dabei Brandbeschleuniger benutzt zu haben. Verletzt wurde niemand. Motiv soll Frust über eine langwierige Knieverletzung gewesen sein.

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Der Prozess war am Mittwoch mit der Befragung von Sachverständigen und Gutachtern fortgesetzt worden, nachdem Brenos Frau Renata L. von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch gemacht hatte und nicht wie erwartet vor Gericht erschienen war.

Kleine Flammen möglich

Nach Einschätzung des Brandsachverständigen beim bayerischen Landeskriminalamt (LKA), Johann Schmuderer, muss der Brand an mehreren Stellen gleichzeitig entstanden sein. Durch eine Entzündung an einer einzigen Stelle könne eine derart starke Zerstörung des Hauses nicht erklärt werden, betonte Schmuderer.

Von den Ermittlern seien aber keinerlei Rückstände von möglicherweise verwendeten Brandbeschleunigern gefunden worden. Der LKA-Experte betonte, das Feuer könne auch durch "kleine Flammen an verschiedenen Stellen" entstanden sein. Noch während der Löscharbeiten soll Breno an Feuerwehrleute drei Feuerzeuge übergeben haben, mit der Bitte, diese wegzuwerfen.

Zuvor hatte der Brandsachverständige Peter Schildhauer auch einen technischen Defekt nicht ausgeschlossen. Allerdings hatte auch Schildhauer auf mehrfache Nachfrage des Gerichts eingeräumt, er halte mehrere Brandausbruchstellen für möglich und sogar für "wahrscheinlicher" als nur einen Brandherd.

Dem Gutachter und Chemiker Stefan Tewinkel zufolge ist ein technischer Defekt hingegen äußerst unwahrscheinlich. Die Untersuchung sämtlicher Steckdosen im Haus hätte keinen Hinweis darauf ergeben, außerdem habe es im Anwesen ein Schutzsystem gegeben, das Brände durch elektrische Geräte verhindern sollte.

Brenos Ehefrau bleibt Gericht fern

Zu der von Prozessbeobachtern mit Spannung erwarteten Aussage von Brenos Ehefrau Renata L. kam es am Mittwoch indes nicht. Die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann gab zu Verhandlungsbeginn bekannt, dass L. von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch mache und das Gericht der Bitte der Zeugin um "Abladung" nachgegangen sei.

Die Ehefrau des Brasilianers war beim Ausbruch des Feuers im September vergangenen Jahres nicht im gemeinsamen Haus im Münchner Nobelvorort Grünwald. Sie war kurz zuvor mit dem 22-Jährigen offenbar in Streit geraten und mit den drei Kindern weggefahren.

Vollständig übersetzte Telefonprotokolle verlesen

Telefongespräche, die Renata mit guten Freunden nach der Brandnacht geführt hatte, belegen, dass sie ihren Mann weitgehend für unschuldig hält. Nachdem es bei einem früheren Verhandlungstermin Unmut beim Gericht gegeben hatte, weil die Dolmetscherin beim Übersetzen der portugiesischen Gespräche einzelne Passagen ausgelassen hatte, wurden am Mittwoch schließlich die vollständig übersetzten Telefonprotokolle verlesen.

In einem der beiden Gespräche betonte Renata L., sie glaube nicht, dass Breno "es irgendwie absichtlich war". Sie berichtete ihrer Freundin, wie verzweifelt ihr Mann am Abend vor dem Brand gewesen sei, wie er getrunken habe und dass sie aus Angst vor ihm mit den Kindern das Haus verlassen habe.

Sie erzählte der Freundin weiter, dass sie mit den schlafenden Kindern im Auto um das Haus gefahren sei und beobachtet habe, wie Breno immer wieder das Haus verlassen und wieder dahin zurückgekehrt sei, wie er alle Türen geöffnet und plötzlich Flaschen hinausgeworfen habe. "Er hat sich in einen anderen Menschen verwandelt", beschrieb sie Brenos Zustand und fügte hinzu: "Satan hatte schon von seinem Körper Besitz ergriffen."

Durch das Feuer entstand ein Millionenschaden. Der Angeklagte schwieg bislang zu den Vorwürfen. Bei einer Verurteilung drohen dem Brasilianer bis zu 15 Jahre Haft. Sein Vertrag mit dem FC Bayern läuft Ende der Woche aus; ein Angebot von Lazio Rom soll für den Fall eines Freispruchs vorliegen.

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