Mertesacker: Das letzte Glied der Fehlerkette

Von Daniel Börlein
Per Mertesacker: Das letzte Glied der Fehlerkette
© Getty

Werder Bremen steckt ganz tief drin im Abstiegskampf. Die Derby-Klatsche gegen den Hamburger SV wurde vor allem an Per Mertesacker festgemacht, objektiv betrachtet ist der Nationalspieler allerdings der falsche Sündenbock. Dortmund schlug derweil mit St. Pauli die bis dato beste Mannschaft der Rückrunde, weil der BVB das Spiel dominierte - mit und ohne Ball. Signifikante Statistiken des 23. Spieltags im Überblick.

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Wer ist schuld an Werders Pleite?

Werders Wackel-Wochen: Bremens Pleite im Nordderby gegen den Hamburger SV machte deutlich, wie schlimm es derzeit um Werder steht. Mit 0:4 ging das Team von Trainer Thomas Schaaf gegen einen Gegner unter, der derzeit selbst alles andere als gefestigt ist - und das fast ohne Gegenwehr. Nach wie vor liegen die Bremer zwar einen Punkt vor dem Relegationsplatz, die Bilanz der letzten Wochen ist allerdings erschreckend. In den letzten 14 Spielen holte Werder nur zwei Siege. In den vergangenen fünf Partien gab's sogar nur zwei Punkte, dafür aber zwölf Gegentreffer. Auch gegen den HSV wirkte Bremens Defensive ganz und gar nicht sattelfest.

Der falsche Sündenbock: Vor allem an Abwehrchef Per Mertesacker, der bei drei von vier Treffern keine gute Figur abgab, wurde die Niederlage festgemacht. Den Nationalspieler allerdings zum Hauptverantwortlichen für die Derby-Klatsche zu machen, wäre eine zu oberflächliche Erklärung für das kollektive Werder-Versagen. Denn: Mertesacker war häufig das letzte Glied einer langen Fehlerkette (vgl. Video). Rein statistisch betrachtet lieferte der 26-Jährige sogar eine ordentliche Partie ab. Mertesacker gewann zwei Drittel seiner Zweikämpfe und war damit nach Mikael Silvestre (76 Prozent) bester Abwehrspieler auf dem Platz. Auch in Sachen Passquote fiel der Bremer (86 Prozent) im Vergleich mit seinen Gegenübern Gojko Kacar (86 Prozent) und Joris Mathijsen (76 Prozent) nicht ab.

Dortmund: Aktiv mit und ohne Ball

Wo sind Paulis Stärken hin? Durch den Derby-Sieg gegen den Hamburger SV unter der Woche fuhr der FC St. Pauli als beste Rückrundenmannschaft zum Tabellenführer nach Dortmund. Beim BVB waren die Hanseaten allerdings in allen Belangen unterlegen. "Wenn man diese Leistung sieht, ist es ein Rätsel, wie wir 28 Punkte geholt haben", sagte Coach Holger Stanislawski. Zuletzt hatte St. Pauli mit aggressivem Spiel gegen den Ball, defensiver Kompaktheit und schnellem Umschalten in die Offensive überzeugt. Von alledem war gegen Dortmund nichts zu sehen - was allerdings auch an einer starken Borussia lag.

Der weite Weg zum Tor: "Das letzte Mal, dass wir gegen eine so dominante Mannschaft gespielt haben, war im Hinspiel", sagte Abwehrspieler Ralph Gunesch. Wie immer in Heimspielen setzte der BVB die Gäste früh in der eigenen Hälfte unter Druck, attackierte den ballführenden Spieler in hohem Tempo, schob mit dem Rest der Mannschaft im Block hinterher und hielt St. Pauli dadurch weit weg vom eigenen Tor. So dauerte es bis zur 36. Minute bis die Gäste ihren ersten Torschuss abgaben, im weiteren Spielverlauf ließ Dortmund nur zwei weitere zu - alle drei von außerhalb des Strafraums. Durch den hohen Druck des BVB und das permanente, frühzeitige Attackieren landete in Halbzeit eins jeder dritte Pass eines St. Paulianers in den Reihen der Borussia.

Dortmunder Offensiv-Aktivität: St. Paulis Problem: Nicht nur bei eigenem Ballbesitz waren die Gäste überfordert, sondern auch dann, wenn die Borussia das Spiel machte. Stanislawskis Schachzug, mit Sukuta-Pasu und Hennings zwei gelernte Stürmer ins offensive Mittelfeld zu stellen und mit Lehmann auf nur einen Sechser zu setzen, ging überhaupt nicht auf. Dortmund schaffte es meist relativ problemlos hinter Paulis Vierer-Mittelfeld, wo sich dann Lehmann zentral vor dem eigenen Tor häufig gleich mehreren Borussen gegenüber sah.

Die Folge: Der BVB hatte in diesem Bereich ungewohnt viel Ballkontrolle und konnte relativ ungestört agieren. So kamen Dortmunds offensive Mittelfeldspieler häufig in aussichtsreicher Position zum Abschluss. Lewandowski gab fünf Torschüsse ab, Götze drei und Großkreutz gar sieben.

Auch die Anspiele in die Spitze auf Barrios konnten die Gäste nur selten verhindern. Der BVB-Mittelstürmer suchte entweder selbst den Weg zum Tor (fünf Torschüsse) oder legte auf einen Nebenmann ab (sechs Torschussvorlagen). Insgesamt kam Dortmund zu 28 Torschüssen, davon elf innerhalb des Strafraums (jeweils Spieltagsbestwert).

Der 23. Spieltag im Überblick

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