Der Iceman 2.0

Von Christoph Köckeis
Williams-Pilot Valtteri Bottas möchte die Tradition finnischer Weltmeister fortsetzen
© getty

In Melbourne startet die Formel 1 wieder durch. Wenn am Sonntag die roten Ampellichter erlöschen, jagt das jüngste Fahrerfeld seit 2004 die Punkte. Mit dabei gleich fünf Rookies. SPOX porträtiert das Quintett vor dem Saisonauftakt.

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Valterri Bottas (23 Jahre, Finnland, Team: Williams)

Frank Williams ist eine Institution in der Königsklasse. Jahrzehntelang mischt er nunmehr als Big-Player im lukrativen Business mit. Mit gewieftem Unternehmersinn formte er einen Privatrennstall zum erfolgreichen Traditionsteam. Sieben Piloten dirigierte der 70-Jährige zur WM-Krone, erlebte herausragende Persönlichkeiten à la Damon Hill oder Alain Prost.

Bei der Vorstellung seines neuen Schützlings erstaunte daher die Wortwahl: "Valtteri ist einer der talentiertesten Jungen, die ich je gesehen habe." Gemeint ist Valtteri Bottas, der in den Galgenhumor flüchtete: "Vielen Dank für den Druck, Frank." Seit 2010 gehört er zur Williams-Familie. Um möglichst nah die Entwicklung zu verfolgen, zog er dazumal in Fabriknähe nach Grove.

"Er ist längst ein vollwertiges Mitglied. Er ist schnell, höchstprofessionell und fährt mit Kopf", betont Chefingenieur Mark Gillian. Ein Status, welchen sich Bottas hart verdiente. "Das technische Feedback ist präzise. Er sagt nicht viel, aber was er sagt, stimmt." Das erinnert stark an Kimi Räikkönen, den Iceman, den Schweiger.

"Wir haben eine ähnliche Mentalität", illustriert Bottas das skandinavische Gemüt: "Manchmal ist es besser still zu sein und die Dinge auf der Strecke auszutragen."

Die Faszination Kartsport packte ihn schon, da reichten die kurzen Beine nicht mal zu den Pedalen. "Wir wurden durch eine Werbung darauf aufmerksam und sahen zum ersten Mal ein Rennen von der Tribüne. Mein Vater meinte, dass ich sonst nie ruhig sitzen blieb - nur dort." Ein Vorbild war Ende der 90er in Finnland schnell gefunden. Es war die Blütezeit Mika Häkkinens.

Im McLaren lieferte er sich packende Duelle mit dem späteren Rekordchampion Michael Schumacher, darf sich selbst zweifacher Weltmeister nennen. "Ich wollte immer so sein wie er", sinniert der 23-Jährige. Nun zieht Häkkinen im Hintergrund für ihn die Strippen.

Gemeinsam mit Mercedes' Neo-Motorsportchef Toto Wolff widmet sich Häkkinen der Vermarktung aufstrebender Piloten, lässt für diese sein hervorragendes Netzwerk arbeiten. "Wir stehen ständig in Kontakt, sprechen jede Woche miteinander. Mika hat eine Menge für mich getan."

Privat ist der Fitness-Fanatiker mit der Schwimmerin Emilia Pikkarainen liiert. "Sie kann nachvollziehen, welche Opfer es zu bringen gilt, um an die Spitze zu gelangen. Das hilft mir." Bottas möchte es Mentor Häkkinen gleichtun. Und die Dynastie finnischer Weltmeister fortführen.

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