Der Iceman 2.0

Von Christoph Köckeis
Williams-Pilot Valtteri Bottas möchte die Tradition finnischer Weltmeister fortsetzen
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Jules Bianchi (23 Jahre, Frankreich, Team: Marussia)

Die Paydriver-Posse scheint nicht enden wollend. Seit geraumer Zeit bewegt sich ein Gros der Teams an der monetären Schmerzgrenze. Zuletzt schrieb Marussia ein neues, unrühmliches Kapitel. Erst räumte Timo Glock notgedrungen sein Cockpit - Luiz Razia sollte für Beruhigung sorgen. Doch als die millionenschwere Mitgift ausblieb, verlor der Brasilianer seine Daseinsberechtigung.

Boss John Booth versuchte sich zu rechtfertigen: "Wir hatten keine Alternative, um die Langzeit-Zukunft zu sichern." Nun beschert Erbe Jules Bianchi der russisch-britischen Allianz den erhofften Geldsegen. Hinter dem 23-Jährigen steht ein potentes Team: Ferrari.

Nachdem er in unteren Formel-Klassen nachhaltig beeindruckte, lud ihn die Scuderia zu Testfahrten ein. Im Dezember 2009 durfte Bianchi erstmals die Rote Göttin zähmen. Seither stattete er den heiligen Hallen in Maranello regelmäßig Stippvisiten ab. Ausgestattet mit einem langfristigen Fördervertrag lief es selten nach Wunsch.

In der GP2 verunglückte er schwer, brach sich einen Lendenwirbel an. Fahrerische Glanzlichter machte der Franzose durch jugendlichen Leichtsinn zunichte. Besonders unter Druck strapazierte er das Nervenkostüm seiner Vorgesetzten. Unzulänglichkeiten, welche ihm fortan seine Zukunft kosten könnten.

Bianchis Auftritte werden in Italien kritisch beäugt. Sie drängten ihren Jungstar in die Formel 1. Force India hätte man Rabatt auf die neue V6-Motoren-Generation gewährt. Diese widerstanden der Verlockung, gaben Adrian Sutil den Vorzug. Nun wird er beim chronischen Nachzügler Marussia seine Bewährungsprobe erleben.

"Ich bin froh, dass ich diese Gelegenheit erhalte. Gleichzeitig möchte ich der Ferrari Driver Academy danken, die mich sehr unterstützt hat", betont Bianchi, dem das Talent in die Wiege gelegt wurde. Opa Mauro ist dreifacher GT-Weltmeister, sein Großonkel Lucien fuhr ebenfalls in der Königsklasse.

"Ich bin bereit", versichert der Schützling von Manager Nicolas Todt, dem Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt. Ob er bereit für höhere Aufgaben bei Ferrari ist? Die erste Antwort gibt's in Melbourne.

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