Der Iceman 2.0

Von Christoph Köckeis
Williams-Pilot Valtteri Bottas möchte die Tradition finnischer Weltmeister fortsetzen
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Esteban Gutierrez (21 Jahre, Mexiko, Team: Sauber)

Esteban Gutierrez lernte schon früh, die Aufmerksamkeit auf sich zu projizieren. Er, zweitjüngster einer sechsköpfigen Kinderschar, musste stets geschwisterlichen Vergleichen standhalten. Die ganz normalen Spielregeln einer Großfamilie eben.

Gemeinsam mit dem ältesten Bruder Andres entdeckte Klein-Esteban schließlich die Leidenschaft für Motoren. "Als wir unbedingt ein Kart wollten, war mein Vater dagegen. Zum Glück hatte unser Cousin eines, das hat die Diskussion erleichtert." Senior Gutierrez konnte diesen Wunsch nicht ausschlagen.

Fortan verbrachte der Unternehmer - heute leitet Andres die familiären Agenden - mehr Stunden an der Strecke als hinter dem Schreibtisch. Er geleitete den Filius durch die Kartsport-Niederungen. Ehe sich jener 2009 über die Formel BMW zu empfehlen wusste. Dies wurde mit F1-Testfahrten belohnt. Gutierrez' Bewerbungsschreiben gefiel.

Ein Jahr später eroberte der Mexikaner den GP3-Titel und wurde im Sauber-Nachwuchsprogramm berücksichtigt. Der Schweizer Privatrennstall förderte und forderte ihn. Langsam sollte er sich mit dem globalen Business vertraut machen. Er lauschte an Wochenenden am Boxenfunk, durfte technischen Meetings und Strategie-Besprechungen beiwohnen.

Im November 2012 erhielt er die logische Beförderung: "Wir haben ihn Schritt für Schritt aufgebaut. Er besitzt sehr viel Talent und ist reif für diesen Sprung", erklärte Teamchefin Monisha Kaltenborn vollster Überzeugung. Auch verfügt Gutierrez über den finanziellen Background - namens Carlos Slim.

Der potente Telekommunikations-Mogul hievte 2011 Sergio Perez in das Sauber-Cockpit. Nach dessen Abschied zu McLaren stand adäquater Ersatz parat. Kaltenborn betonte ohne Umschweife: "Je mehr Geld wir verfügen, desto mehr können wir in die Entwicklung stecken."

Dennoch wehrt sich Gutierrez gegen den Vorwurf, wonach die Millionen entscheidend wären. Und nicht die sportliche Schaffenskraft. Nebengeräusche, mit denen sich der GP2-Drittplatzierte abfinden muss. "Die Formel-1-Welt ist eine harte. Die Augen sind auf mich gerichtet."

Dass er die Fußstapfen seines Vorgängers nicht ausfüllen könne, daran hegt er keine Zweifel: "Auch wenn viele das denken: Ich fokussiere mich nicht darauf, Perez' Erfolge zu übertrumpfen." Vergleiche ist Gutierrez aus Kindertagen gewohnt. Da eignete er sich die nötige Beharrlichkeit an.

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