Die Formel 1 erfindet sich neu

Von Alexander Mey
McLaren unter dem kritischen Blick von Red-Bull-Technikchef Adrian Newey
© xpb

Zum Europa-Auftakt in Barcelona (Training, Fr., 10 Uhr im LIVE-TICKER) hagelt es Updates. Alle Top-Teams haben jede Menge Neuerungen im Gepäck. Welche sind das und bleibt Sebastian Vettel trotzdem Favorit?

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Streckendaten:

 

  • Name: Circuit de Catalunya
  • Ort: Barcelona
  • Länge: 4,655 Kilometer
  • Runden: 66
  • Renndistanz: 307,230 Kilometer
  • Kurven: 9 Rechtskurven, 7 Linkskurven

 

Darauf kommt es an:

Keine Rennstrecke auf der Welt kennen Teams und Fahrer besser als die beliebte Teststrecke in Barcelona. Sie ist deshalb für Tests so beliebt, weil sie aufgrund ihrer Streckenführung aerodynamische Schwächen eines Autos gnadenlos aufdeckt. Nicht umsonst hängt ihr der Ruf an: Wer dort schnell ist, ist überall schnell.

Da die Referenzstrecke für die Stärke eines Autos zudem den traditionellen Auftakt in die Europa-Saison darstellt, bildet sie eine erste Zäsur.

Nach Barcelona rücken alle Teams, die es sich leisten können, mit umfangreichen Neuerungen an, um Rückstände aus den ersten Rennen wettzumachen oder einen Vorsprung zu verteidigen. So ist es auch in diesem Jahr. Zu den einzelnen Updates der Top-Teams später mehr.

Fahrerisch zeichnet sich Barcelona durch einen Mix aus sehr schnellen Kurven in den ersten beiden Sektoren und eine Mickey-Mouse-Passage am Ende aus. In der Vergangenheit gab es beim Spanien-GP selten viele Überholmanöver. Das sollte sich dank der Pirelli-Reifen und des verstellbaren Heckflügels, der auf der langen Start-Ziel-Geraden eingesetzt werden darf, ändern.

Die Vergleichszahlen sind frappierend. Im vergangenen Jahr gab es in Barcelona im ganzen Rennen nur zehn Überholmanöver, und da waren die Manöver gegen ein Auto der drei unterlegenen neuen Teams mitgerechnet. Beim letzten Rennen in der Türkei waren sage und schreibe 112 Überholmanöver zu bestaunen.

In den vergangenen zehn Jahren wurde der Spanien-GP immer von der Pole-Position aus gewonnen. Das ist dank der modernen technischen Hilfsmittel diesmal alles andere als selbstverständlich.

Wetter-Prognose:

 

  • Freitag: leicht bewölkt, 16-24 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Samstag: leicht bewölkt, 16-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko
  • Sonntag: leicht bewölkt, 24-26 Grad, 10 Prozent Regen-Risiko

 

Reifenwahl:

Soft und hard: Zum vorerst letzten Mal setzt Pirelli auf die seit dem Saisonstart bewährten beiden Mischungen. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn so wie die Teams jede Menge Updates mit nach Barcelona bringen, hat auch Pirelli neue Pneus im Gepäck. Zum ersten Mal kommt eine veränderte harte Mischung zum Einsatz. Sie wurde bereits im Training in Istanbul getestet und soll deutlich länger halten als die bisherige. Allerdings soll sie auf eine Runde auch langsamer sein als die bekannte. Das könnte für die erste Runde des Qualifyings interessant werden, in der die Top-Teams in der Regel versuchen, mit harten Reifen durchzukommen. Im Rennen rechnet Pirelli wegen der Reifen mordenden Strecke mit drei Boxenstopps. Die neuen harten Reifen und der längere Weg in die Boxengasse sollen eine Wiederholung der Vierstopp-Hektik von Istanbul verhindern.

Statistik:

 

  • Sieger 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:35:44,101 Stunden
  • Pole-Position 2010: Mark Webber (Red Bull): 1:19,995 Minuten
  • Schnellste Rennrunde 2010: Lewis Hamilton (McLaren): 1:24,357 Minuten
  • Rekordsieger: Michael Schumacher (6 - 1995, 1996, 2001-2004)

 

Die Favoriten:

Red Bull: Auch wenn die Bullen die Saison bislang dominiert haben, steht die Entwicklung natürlich nicht still. In Barcelona steht eine weitere Verbesserung der ohnehin schon beispielhaften Auspuffführung im Mittelpunkt.

Hat Red Bull auch das Problem mit der Kühlung von KERS weiterhin im Griff, dann steht auf der Leib- und Magenstrecke des Teams dem vierten Sieg im fünften Rennen wenig im Weg. Diesmal aber vielleicht nicht für Sebastian Vettel, denn im vergangenen Jahr hat Mark Webber das komplette Wochenende beherrscht.

McLaren: Von "zehn bis zwölf" Updates spricht Chefingenieur Tim Goss vor dem Wochenende. Einige davon seien sichtbar, einige nicht. Nicht sichtbar, aber sicher wesentlich für die Konkurrenzfähigkeit wird wohl ein neuer Auspuff sein. Er soll mit noch flacheren Endrohren arbeiten, die die Abgase effektiver in den Diffusor leiten können.

Eigentlich sollte dieses Update schon in Istanbul kommen, aber es gab im Training noch zu viele Probleme. Nun also der zweite Versuch, der auch bitter nötig sein wird, um gegen Red Bull und die aufstrebenden Teams Ferrari und Mercedes mithalten zu können.

Ferrari: Die Scuderia bringt Teil zwei der geplanten drei Entwicklungsstufen ans Auto, die den Anschluss an Red Bull bringen sollen. Nach Front- und Heckflügel in Istanbul sind diesmal Heck, Motorabdeckung und Auspuff dran.

Schwerpunkt der Entwicklung ist diesmal ein deutlich schmaleres Heck, das dem Diffusor mehr Anströmfläche bieten soll. In diesem Bereich hat Ferrari den größten Nachteil gegenüber Red Bull ausgemacht. Bestandteile der Abmagerungskur sind verlängerte Auspuffrohre und eine abgespeckte Motorabdeckung. Teil drei des Entwicklungspakets soll in Monaco folgen.

Mercedes: Nachdem die Fortschritte in China und der Türkei hauptsächlich auf eine bessere Abstimmung des Silberpfeils zurückzuführen waren, rückt Mercedes diesmal mit handfesten Neuerungen an.

Neben einem modifizierten Frontflügel und veränderter Aufhängung im Mittelpunkt: die Kühlung. Schon während der Wintertests musste Mercedes immer wieder auf Kosten der Aerodynamik Kiemen in die Seitenkästen schneiden, weil es unter dem Chassis zu heiß wurde. Sollten sie dieses Problem nun gelöst haben, könnten sie die Seitenkästen komplett schließen und so aerodynamisch bis zu einer halben Sekunde gewinnen.

Apropos Wintertests: Zum Testabschluss in Barcelona im März war ein gewisser Michael Schumacher der schnellste Mann auf der Strecke.

Lotus-Renault: Die große Frage: Geht es für Nick Heidfeld und Co. in Richtung Spitze oder müssen sie stattdessen nach hinten schauen? Angekündigt sind für Barcelona sechs Updates, die rund 0,2 Sekunden bringen sollen. Das hört sich im Vergleich zu den großen Vier nicht allzu viel an.

Das Team träumt trotzdem weiter von Podestplätzen, aber Vorsicht vor allem vor Sauber! Deren angekündigtes großes Update mit völlig neuem Heck und neuem Frontflügel soll bis zu einer Sekunde bringen. Trifft das wirklich zu, dann könnte es eng werden.

Zeitplan:

 

  • Freitag, 10 Uhr: 1. Training
  • Freitag, 14 Uhr: 2. Training
  • Samstag, 11 Uhr: 3. Training
  • Samstag, 14 Uhr: Qualifying
  • Sonntag, 14 Uhr: Rennen

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

 

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