McLaren hat tatsächlich geblufft

Von Für SPOX in Jerez: Alexander Mey
Lewis Hamilton fuhr am ersten Tag der Testfahrten in Jerez den neuen McLaren
© Getty

Am ersten Tag der zweiten Testwoche in Jerez bestätigte sich die Annahme, dass McLaren bei der Präsentation des neuen Autos in Berlin nur die halbe Wahrheit gezeigt hat. Schnellster Mann war dennoch Felipe Massa. Mercedes blieb zweimal liegen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

8.45 Uhr, Fototermin für den neuen McLaren in der Boxengasse von Jerez - und die Suche der Fotografen beginnt prompt. Hat McLaren wie vermutet bei der Präsentation am vergangenen Freitag geblufft und tritt nun mit völlig neuem Heck an? Die Antwort: Ja!

Tatsächlich waren die nach hinten aus den Seitenkästen austretenden Auspuffrohre, die bei der Präsentation noch brav und konservativ daher kamen, verschwunden. Eine glatte Fläche, kein Loch, nichts. Langes Rätselraten, wo denn nun der Auspuff aus der Karosserie austritt, doch McLaren stellte sich geschickt an und verbarg die Lösung.

Hamilton mit neuem Auspuff Fünfter

Einen Hinweis auf des Rätsels Lösung lieferte das Fachmagazin "auto, motor und sport", das das Endrohr an der Unterkante der vorderen Wölbung der Seitenkästen ausmachte. Von dort aus werden die Abgase wie beim Vorbild Renault nach unten auf den Unterboden geblasen. Einfaches Ziel: Mehr Anpressdruck.

Wie viel das für die Rundenzeit bringt, darüber gab der erste Tag noch keinen Aufschluss. Hamilton musste sich erst mal an das Auto gewöhnen und Funktionstests absolvieren. Am Ende des Tages hatte er 58 Runden auf dem Konto und wurde mit einer Zeit von 1:21,914 Minuten Fünfter.

"Heute war ich ein echter Testfahrer", sagte Hamilton. "Es ging zu Beginn nur darum, alle System auszutesten. Am Abend setzen wir dann das Puzzle zusammen."

Ferrari vorne - Mercedes in Problemen

Die Bestzeit ging an Ferrari. Felipe Massa kam endlich mal ohne technische Probleme durch den Tag, spulte als einziger Fahrer mehr als 100 Runden ab (101) und war in 1:20,709 Minuten klar der Schnellste. Hinter ihm folgten der überraschend starke Sauber-Neuling Sergio Perez und Red-Bull-Pilot Mark Webber.

Probleme gab es bei Mercedes. Der Silberpfeil von Nico Rosberg blieb am Nachmittag zweimal kurz hintereinander liegen. Einmal musste er sehr zur Freude der Beobachter durch die ganze Boxengasse zurückgeschoben werden. Ein willkommenes Fotomotiv. Das Auto konnte zwar immer wieder schnell repariert werden, aber 67 Runden, Platz neun und mehr als drei Sekunden Rückstand auf Ferrari sind nicht gerade eine Kampfansage.

Rosberg gab sich danach aber betont gelassen: "Wir haben mit dem Zeitrückstand gerechnet, denn dieses Auto hat nach wie vor wenig mit dem zu tun, das wir in Bahrain haben werden. Es ist nur ein Interims-Auto." Die technischen Probleme wurmten ihn dann aber doch: "Der Heckflügel hat nicht richtig funktioniert, dann stoppte mich zuerst ein kleines Getriebe-Problem, später war es ein Sensor. Also kein perfekter Tag."

Probleme bei Force India und Williams

Adrian Sutil im Force India und Pastor Maldonado im Williams mussten die meiste Zeit des Tages an der Box verbringen. Bei Sutil gab es das Problem, dass der Unterboden des brandneuen Autos die heißen Abgase nicht vertrug und mächtig angekokelt wurde. Sein erstes Fahrgefühl im VJM04 beschireb er aber danach als sehr gut.

Bei Williams herrschte dagegen Frust, weil man den verstellbaren Heckflügel wegen Hydraulikproblemen überhaupt nicht zum Laufen brachte.

Heidfelds Chancen steigen

Eine nette Geste war, dass Renault mit einem Schriftzug in Polnisch auf dem Auto unterwegs war, mit dem sie ihrem verunglückten Piloten Robert Kubica eine schnelle Genesung wünschen.

Im Rennen um dessen Vertretung in der Saison 2011 steigen derweil die Aktien von Nick Heidfeld erheblich. Renault-Teamchef Eric Bouiller sagte in einer Presserunde, dass Heidfeld am Wochenende eineinhalb Testtage bekommt und den Job sicher hat, wenn er überzeugen kann. Bruno Senna wird sich also wohl hinten anstellen müssen.

Die Testzeiten vom Donnerstag im Überblick:

PlatzFahrerTeamZeitRunden
1.Felipe MassaFerrari1:20,709101
2.Sergio PerezSauber+ 0,77494
3.Mark WebberRed Bull+ 0,81394
4.Daniel RicciardoToro Rosso+ 1,04631
5.Lewis HamiltonMcLaren+ 1,20558
6.Jaime AlguersuariToro Rosso+ 1,98042
7.Adrian SutilForce India+ 2,76328
8.Witali PetrowLotus-Renault+ 2,79557
9.Nico RosbergMercedes+ 3,25467
10.Jarno TrulliLotus+ 3,74954
11.Timo GlockVirgin+ 4,33742
12.Pastor MaldonadoWilliams+ 14,25915

Der Rennkalender der Saison 2011

 

Artikel und Videos zum Thema