Brawn-Konkurrenz steht unter Schock

Von Alexander Mey
Jenson Button steht zum vierten Mal in seiner Karriere auf der Pole-Position
© Getty

Brawn GP hat beim Qualifying für Entsetzen bei der Konkurrenz gesorgt - und den Grand Prix von Australien in Melbourne (So., 7.45 Uhr im LIVE-TICKER und Internet TV) schon so gut wie gewonnen. Wenn die Technik nicht streikt, hat gegen Jenson Button und Rubens Barrichello niemand eine Chance. Das muss spätestens nach der Veröffentlichung der Benzinmengen jedem klar sein.

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So angestrengt man auch nach Gründen sucht, warum der Kampf um den Sieg beim Australien-GP spannend werden sollte, man findet keinen. Zu überlegen ist Brawn GP. Richtig gehört, ausgerechnet der Neuling, dessen Start bis vor wenigen Wochen noch in den Sternen stand.

Jenson Button und Rubens Barrichello fuhren im Qualifying in einer eigenen Liga. Nicht nur deshalb, weil sie beide in der ersten Startreihe stehen. Vor allem, weil sie das mit mehr Benzin an Bord schafften als alle anderen Top-Platzierten.

Button geht mit 59,5 Kilogramm Benzin an Bord ins Rennen, Barrichello mit 61,5 kg. Das heißt, der Brasilianer kommt eine Runde später zum Tanken als Pole-Sitter Button.

Wie schwer gehen die Autos ins Rennen? Die Benzinmengen aller Fahrer

Gute Karten für Vettel

Sebastian Vettel auf Platz drei hat gute Karten, diese Position auch zu halten, denn mit 52 Kilogramm hat er deutlich mehr an Bord als der Vierte Robert Kubica (45 kg). Nach vorne wird allerdings wenig gehen.

"Es ist offensichtlich, dass uns im Vergleich zu Brawn GP Speed fehlt, die Jungs waren ein bisschen zu schnell für uns", gab Vettel zu, freute sich aber trotzdem: "Dass ich in der zweiten Startreihe stehen würde, hätte nach den Problemen in den Trainings niemand erwartet. Wenn wir auch in dieser Region ins Ziel kommen könnten, wäre das optimal."

Brawn sorgt sich um die Zuverlässigkeit

Optimal ist auch das Wort, das den Saisonstart von Brawn GP beschreibt. "Dieses Auto wird die ersten vier Rennen über sehr gut sein", prognostizierte Barrichello. Der Brasilianer kann hoffen, durch die eine Runde, für die er mehr Benzin an Bord hat, Button den Sieg streitig machen zu können. Das ist das größte Spannungsmoment, das Brawn GP zu bieten hat.

Abgesehen von der Zuverlässigkeit. Das Team hatte zwar bei den Tests wenige technische Probleme, aber man testete ja auch nur zwei Wochen lang. Das verursacht Sorgenfalten beim Teamchef: "Natürlich mache ich mir Sorgen um die Zuverlässigkeit, schließlich sind wir nur sehr wenig gefahren", gab Ross Brawn zu.

Ferrari vom Rückstand geschockt

Ein Ausfall von Button und Barrichello ist die einzige Hoffnung für Ferrari, im Kampf um das Podium ein Wörtchen mitzureden. Zwar stehen Felipe Massa und Kimi Räikkönen dank der Disqualifikation der Toyota-Piloten auf den Startplätzen sechs und sieben. Doch die Benzinmenge ist alarmierend.

Massa hat nur 49 kg an Bord, Räikkönen gerade mal 50,5 kg. Das heißt, obwohl die beiden drei bis fünf Runden früher an die Box kommen müssen als Button, waren sie im Qualifying fast eine Sekunde langsamer.

Ein Schock. "Der Platz ist nicht befriedigend, aber es ist das Beste, was wie an diesem Nachmittag erreichen konnten", gestand Massa ein und blickte fast entsetzt auf den Abstand zu Brawn GP: "Wenn die so weitermachen, dann gewinnen sie Mitte des Jahres die Weltmeisterschaft."

Heidfeld mit sehr schwerem Auto

Neben Ferrari sieht es auch für BMW-Sauber nicht allzu rosig aus. Kubica wird früh nachtanken müssen und Probleme haben, seinen vierten Rang gegen Nico Rosberg im Williams zu verteidigen.

Und Nick Heidfeld? Der profitiert am stärksten von der Toyota-Disqualifikation. Er startet als Neunter, konnte aber sein Auto nach Belieben volltanken lassen. Ergebnis: 86,5 Kilogramm, deutlich mehr als alle Piloten, die vor und direkt hinter ihm liegen. Vielleicht kommt Heidfeld also durch die Strategie noch nach vorne.

McLaren-Mercedes bleibt nur Zynismus

Von einer Aufholjagd in Richtung WM-Punkte kann Lewis Hamilton nur träumen. Nach seinen Problemen im Qualifying musste das Getriebe in seinem McLaren gewechselt werden - eigentlich Startplatz 20, wäre da nicht das bedauernswerte Toyota-Duo.

Ein amtierender Weltmeister Letzter in der Startaufstellung? "Die Nummer eins auf dem allerletzten Platz - das ist nicht das, was wir uns für die Titelverteidigung vorgestellt haben", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug vor der Toyota-Disqualifikation im Premiere-Interview.

Nun ist es Startplatz 18, und Hamiltons Gegner in den ersten Runden werden Adrian Sutil und Giancarlo Fisichella heißen. Namen wie Button und Barrichello sind unerreichbar, und das, obwohl Brawn GP kurioser Weise mit den gleichen Mercedes-Motoren fährt wie die Silberpfeile - nur eben mehr als eine Sekunde schneller.

Da bleibt nur noch Zynismus. "Der Kunde ist König bei Mercedes", verkündete Haug. "Dass die ganze erste Startreihe von Mercedes-Motoren angetrieben wird, ist natürlich toll. Aber unser Fokus liegt woanders."

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