Heidfelds Psycho-Tricks

Von Interview: Alexander Mey
Formel 1, Nick Heidfeld, Interview, Silverstone, Hockenheim
© Getty

München - Mit dem zweiten Platz in Silverstone hat sich Nick Heidfeld aus seiner Krise befreit und die Spekulationen um seine mögliche Ablösung im BMW-Sauber-Cockpit zum Erliegen gebracht. Doch stand der Deutsche überhaupt unter Druck?

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Wenn es nach Heidfeld geht, so lautet die Antwort "nein". "Bei mir weiß das Team, dass die Probleme der letzten Wochen nicht der Normalfall waren", sagte der 31-Jährige am Rande der Testfahrten in Hockenheim im Interview mit SPOX.com.

Deshalb genieße er auch in vermeintlichen Krisenzeiten große Rückendeckung und könne sich auf wichtigere Dinge konzentrieren - zum Beispiel das Überholen von Lieblingsgegner Fernando Alonso. Außerdem erklärt Heidfeld seine Vorliebe für Regen, die harte Arbeit bei BMW-Sauber und seine Zukunftspläne.

SPOX: Herr Heidfeld, haben Sie eigentlich irgendetwas gegen Fernando Alonso?

Nick Heidfeld: Nein, wieso?

SPOX: Nach dem Malaysia-GP war er schon zum zweiten Mal Opfer eines Ihrer Doppelüberholmanöver.

Heidfeld (lacht): Stimmt. Alonso habe ich häufiger überholt als alle anderen.

SPOX: Warum sind Sie im Regen so stark?

Heidfeld: Es hat sicher viel damit zu tun, dass man schon in der Jugend viel im Regen gefahren ist. In Deutschland regnet es recht oft und deshalb habe ich mich schon im Kart an solche Verhältnisse gewöhnt. Mir hat es von Anfang an viel Spaß gemacht. Schon im Kart war ich am liebsten im Regen unterwegs. Mein Bruder und ich sind als Kinder immer lieber auf die Strecke gegangen, wenn es nicht so voll war. Und das war nun einmal im Regen.

SPOX: Sicher auch eine Frage der Einstellung.

Heidfeld: Ganz klar. Man muss positiv an die Sache herangehen. Wenn man sagt: "Verdammt, es regnet." Dann ist man schon von Anfang an verkrampft. Wenn dann noch ein kleiner Fehler passiert, sagt man sich: "Ich hab es doch gewusst." Wenn man aber gerne im Regen fährt, dann macht man sich um solche Dinge gar keine Gedanken.

SPOX: Wären Sie in Silverstone auch Zweiter geworden, wenn es trocken geblieben wäre?

Heidfeld: Nein. Ich war zwar überrascht, wie stark wir im Qualifying waren und wie verhältnismäßig schwach Ferrari. McLaren hatte klar das stärkste Auto. Aber in einem trockenen Rennen hätten wir es bei perfektem Rennverlauf eventuell aufs Podium geschafft, mehr nicht.

SPOX: Dennoch ein eindeutiger Fortschritt im Vergleich zu Magny-Cours.

Heidfeld: Seitdem haben wir in der Tat stark aufgeholt. Frankreich wird hoffentlich unser schwächstes Rennen der Saison bleiben. Nichtsdestotrotz fehlt uns noch ein Stückchen zur Spitze. Es war bisher in allen Rennen so, dass immer entweder Ferrari oder McLaren schneller war. Wir waren aber immer konstant dahinter.

SPOX: Stichwort Konstanz: Ist BMW-Sauber nur noch im WM-Rennen, weil die beiden anderen Teams Fehler machen?

Heidfeld: Ja, das stimmt. Wir kommen im Vergleich zu Ferrari und McLaren meistens sehr konstant durch.

SPOX: Glück oder das Ergebnis harter Arbeit?

Heidfeld: Ganz klar das Ergebnis harter Arbeit. Wir haben die Standfestigkeit der Autos im Griff. Es gab in dieser Saison noch keinen technisch bedingten Ausfall. Aber auch beim Speed des Autos haben wir jetzt einen goldenen Mittelweg gefunden. Früher waren wir nur auf schnellen Strecken gut und auf langsamen schlecht, diese Tendenz ist in diesem Jahr nicht mehr zu erkennen.

SPOX: Wie wichtig war das erfolgreiche Rennen für die Psyche?

Heidfeld: Die letzten Wochen waren ganz wichtig für mich. Ich habe gezeigt, dass die schwachen Leistungen im Qualifying nicht der Normalzustand waren. Der Normalzustand ist das, was ich seit Jahren leiste.

SPOX: Im August will Ihr Team die Fahrerpaarung für 2009 benennen. Haben Sie das bei der Bewertung Ihrer Leistungen im Hinterkopf?

Heidfeld: Nein. Dazu habe ich zum Glück keine Zeit. Ich sehe die Probleme, die ich habe, und beschäftige mich damit so sehr, dass alles andere in den Hintergrund rückt. Es wäre auch kontraproduktiv, sich zu viele Gedanken zu machen. Letzten Endes zählt es, auf der Strecke schnell zu sein, alles andere ist unwichtig.

SPOX: Haben Sie das Gefühl, sich vor Bekanntgabe der Fahrerpaarung noch einmal beweisen zu müssen?

Heidfeld: Nein. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich schon viele Jahre mit BMW und Sauber gearbeitet habe. Sie kennen mich und wissen, wie schnell ich im Normalfall bin. Entsprechend groß ist die Rückendeckung, die ich habe. Wenn ich noch recht jung wäre, könnte das Team vielleicht befürchten, dass ich ein echtes Problem habe, weil es mich noch nicht kennt. Bei mir weiß man aber, dass die Probleme der letzten Wochen nicht der Normalfall waren.

SPOX: Sie gehen also davon aus, auch 2009 einen Stammplatz bei BMW-Sauber in der Tasche zu haben.

Heidfeld (lächelt): Ich würde gerne bei BMW-Sauber weitermachen, über die Vertragssituation darf ich aber natürlich nichts sagen.

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