"Let Michael pass...

Von Thomas Ziemann
Rubens, Barrichello, Formel, 1
© Imago

München - Rubens Barrichello ist ein angenehmer Zeitgenosse. Freundlich und unaufgeregt präsentiert sich der Brasilianer, der von seinen Fans liebevoll nur Rubinho genannt wird, in der Öffentlichkeit. 

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An diesem Wochenende beim Großen Preis von Istanbul (Qualifying, Sa., 12.45 Uhr im Internet TV) wird Barrichello Geschichte schreiben. Mit 257 gefahrenen Grand-Prix ist er dann alleiniger Rekordhalter der Formel 1. Vor seinem großen Vorbild Ayrton Senna. Und sogar vor seinem langjährigen Teamkollegen Michael Schumacher.

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Allerdings haben diese beiden etwas erreicht, das Rubens bisher nicht gelingen wollte, und mit Verlaub, wohl auch nicht mehr gelingen wird: Sie sind Formel-1-Weltmeister.

Vielleicht einfach nur zu nett?

Bestimmt hatte Barrichello nicht immer Glück. So musste er sich ausgerechnet in der Form seines Lebens mit einem Michael Schumacher als Teamkollegen rumplagen.

Mit Sicherheit saß er auch nicht immer im konkurrenzfähigsten Auto.

Doch vielleicht, aber nur ganz vielleicht, ist Rubens Barrichello auch einfach nur zu nett für die Formel 1. Zu nett, um mit kompromisslosen Fahrern wie Schumi oder Fernando Alonso Schritt zu halten. Zu nett, um am Ende einmal ganz oben zu stehen.

Rubens und die Windmühlen

Und ein wenig erinnert die Geschichte von Rubens Barrichello auch an die des selbsternannten Ritters Don Quijote. Den kleinen spanischen Landadligen aus Mancha, dessen einzige Unterhaltung Ritterbücher waren.

Mehr und mehr flüchtete sich Don Quijote in eine Fantasiewelt. Besonders der leidenschaftliche, wenn auch nicht zu gewinnende Kampf gegen die Windmühlen hat ihn zu einer Legende gemacht.

Zwar lebt Barrichello mitnichten in einer Traumwelt, doch Parallelen zum eifrigen Ritter lassen sich nicht von der Hand weisen. Ein Beispiel gefällig? Der aussichtslose Kampf gegen die Windmühle Schumi.

Trotz seines Images als ewiger Zweiter, hat Rubens Barrichello eine einzigartige Formel 1-Karriere hingelegt.

Wie alles begann: Im Jahr 1993 war es endlich soweit: Rubens Barrichello schafft im Jordan-Team den Sprung vom Testfahrer in den großen Formel-1-Zirkus. Zwar verlief das erste Rennen in Südafrika mit einem 14. Platz alles andere als nach Maß, doch davon ließ sich Rubinho nicht beirren und steckte sich ehrgeizige Ziele für die Zukunft: "Erstens möchte ich in die Punkte fahren. Zweitens auf das Podium. Drittens einen Grand-Prix gewinnen und Viertens einmal Weltmeister werden."

Der große Verlust: Beim Großen Preis von San Marino in Imola verunglückt Barrichellos brasilianischer Landsmann Ayrton Senna tödlich. Barrichello bezeichnet den tragischen Unfall seines Idols später als "den größten Verlust seines Lebens". Von nun an ruhen die Hoffungen einer ganzen Nation auf den Schultern des jungen Brasilianers.

Der erste Sieg: Mit dem Wechsel zu Ferrari im Jahr 2000, begann auch die große Zeit des Rubens Barrichello. In einem sprichwörtlichen Chaosrennen in Hockenheim gelingt ihm eine großartige Aufholjagd. Von Platz 18 nach ganz oben aufs Treppchen.

"Let Michael pass...: ...for the Championship". Mit diesen legendären Worten stoppte ihn der damalige Teamchef Jean Todt beim Großen Preis von Österreich 2002 kurz vor der Ziellinie. Barrichello wurde Dritter, Schumi am Ende Weltmeister und eine der kuriosesten Geschichten der Formel 1 war geboren, allerdings mit einem schalen Beigeschmack für den Brasilianer.

114 Punkte und doch kein Weltmeister: In der Saison 2004 gelingt Rubinho etwas Einzigartiges: Mit insgesamt 114 Punkten, ist er der erste Formel 1 Pilot, der als WM-Zweiter die 100 Punkte-Marke durchbrochen hat. Wie gesagt, WM-Zweiter, denn wieder einmal hatte Michael Schumacher seinem Teamkollegen die Show gestohlen.

Egal, wie viele Windmühlen sich ihm in den Jahren in den Weg gestellt haben, am Wochenende wird er Geschichte schreiben. Und er wird auch mit Sicherheit wieder freundlich Lächeln.

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