Tauziehen um Glock

Von Alexander Mey
glock, timo
© Getty

München - Jetzt geht es also los. Seit Wochen wartet der Formel-1-Zirkus auf den großen Knall, den es geben wird, wenn Fernando Alonso endlich sagt, ob er bei McLaren-Mercedes bleibt oder nicht.

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Er bleibt nicht, das steht seit diesem Freitag fest. Fest steht damit auch, dass sie nun losgeht, die wilde Fahrt auf dem Transferkarussell.

Alle, die auf diesem Karussell sitzen, müssen nun beweisen, dass sie schwindelfrei genug sind, um sich im Poker um die wenigen freien Cockpits durchzusetzen.

Auch Timo Glock. Der GP2-Champion rechnete sich bis dato gute Chancen aus, 2008 einen Stammplatz zu bekommen. Doch Glock hat ein Problem.

BMW will Glock nicht gehen lassen

Informationen der "Bild"-Zeitung zufolge könnte Glock jederzeit bei Toyota als Nachfolger von Ralf Schumacher anfangen, doch sein bisheriger Arbeitgeber BMW-Sauber stellt sich offenbar quer.

Die Weiß-Blauen haben ihre Option auf die Verpflichtung von Glock als Testfahrer für ein weiteres Jahr gezogen, da sie sich nach dem Abgang von Sebastian Vettel nicht auch noch den Verlust ihres zweiten starken Testfahrers zumuten wollen.

"Timo hat einen bestehenden Vertrag", zitiert "Bild" BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Einen Vertrag hat Glock aber augenscheinlich auch schon mit Toyota. Das wird aus Theissens Aussage deutlich, dass der FIA zwei Verträge von Glock für 2008 vorliegen. Einer mit BMW-Sauber, einer mit Toyota.

Welcher Vertrag ist gültig?

Die FIA-Prüfstelle für Verträge CRB muss jetzt entscheiden, welcher der beiden Verträge gültig ist. Bekommt Toyota den Zuschlag, dann wird Glocks Traum von einem Stammplatz in der Formel 1 wahr. Bekommt BMW-Sauber Recht, muss der 25-Jährige noch ein weiteres Jahr auf die Reservebank und sich mit Testfahrten begnügen.

Das will er unbedingt vermeiden. "Lewis Hamilton hat gezeigt, was ein GP2-Champion im richtigen Team erreichen kann. Ich bin bereit dafür. Ich habe sehr lange für diese Chance gekämpft", sagt Glock.

Ein klares Zeichen in Richtung Theissen: Bitte verbaue mir diese einmalige Chance nicht!

Theissen muss sich erweichen lassen

Der BMW-Sportchef ist eigentlich dafür bekannt, sehr fair mit seinen Fahrern umzugehen und ihnen zu helfen, wo es geht. Aber er hat auf der anderen Seite natürlich auch ein Team an die Spitze zu führen. Ohne einen starken Testfahrer geht das nicht.

"Wir haben Timo bis zum heutigen Tag gefördert und sind auch bereit, dies weiter zu tun", sagt Theissen und hält sich damit sämtliche Hintertürchen offen.

Letzten Endes wird Glock dann zu Toyota gehen können, wenn die Japaner eine stattliche Ablöse zahlen und wenn BMW kurzfristig einen nahezu gleichwertigen Testfahrer findet.

Vier Kandidaten für Glock-Nachfolge

An der Ablöse wird es beim reichsten Team der Formel 1 kaum scheitern, schließlich stehen ohnehin schon fünf Millionen Euro Jahresgehalt für Glock im Raum - zehnmal so viel, wie er bei den Weiß-Blauen verdient. Da kommt es auf das Bisschen Ablöse auch nicht mehr an.

Auf der Suche nach einem Testfahrer hat BMW-Sauber laut "auto, motor und sport" vier junge Talente im Visier: Die Formel-3-Piloten Nico Hülkenberg und Christian Vietoris, den Britischen F-3-Meister Marko Asmer aus Estland und den GP2-Piloten Adam Carroll.

Hoffnung auf schnelle Lösung

Sollte sich von diesen vier Piloten einer aufdrängen, dann wäre für Timo Glock der Weg zu Toyota frei.

Darauf hofft natürlich auch sein Manager Hans-Bernd Kamps: "Zwei weltweit angesehene Top-Marken haben großes Interesse an einer Zusammenarbeit. Da gibt es Schlimmeres! Im Sinne von Timo hoffen wir, so schnell es geht eine vernünftige Lösung zu finden."

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