Kampf der Systeme

Von Jan-Hendrik Böhmer
fernando alonso, mclaren-mercedes, red bull
© Getty

München - Fernando Alonso ist der Herr des Formel-1-Transferkarussells. Erst hat er es kräftig eingebremst - und dann ordentlich in Schwung gebracht.

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Doch offensichtlich hat keiner seiner Kollegen Lust auf eine lange Karussellfahrt mit dem Ex-Weltmeister. Fast alle Fahrer sind mittlerweile abgesprungen und bei einem neuen Team gelandet. Nur Fernando Alonso dreht weiterhin seelenruhig seine Runden.

Vielleicht etwas zu ruhig. Denn nachdem Williams mit Rosberg und Nakajima beide Fahrer für die kommende Saison bestätigt hat, stellte auch Toyota klar, dass man einen Vertrag mit GP2-Champion Timo Glock hat. Zwar muss dieser wegen der Streitigkeiten mit BMW noch von der FIA abgesegnet werden, doch die Tür für Alonso scheint in jedem Fall zu.

Dem Spanier bleiben damit nur noch zwei ernst zu nehmende Optionen für 2008: Eine Rückkehr zu Renault, oder ein Vertrag bei Red Bull Racing.

Briatore lockt mit 62 Millionen

Renault-Teamchef Flavio Briatore setzt beim Buhlen um seinen Ex-Schützling auf das große Geld. Laut der italienischen Zeitung "Tuttosport" lockt er Alonso mit satten 62 Millionen Euro. Zum Vergleich: In seinen Weltmeister-Jahren verdiente der Spanier "nur" sieben Millionen.

Ermöglicht wird das Traum-Gehalt von spanischen Sponsoren. Mobilfunk-Anbieter Movistar, die Bank Banco di Bilbao sowie die Versicherung Mutua Madrilena wollen Alonso mit ihren Geldern unbedingt zurück zu seinem ehemaligen Team locken. Doch der Spanier zögert.

Und das aus gutem Grund. Denn Briatore hat den Deal mit einigen Bedingungen versehen. So will er Alonso mindestens für drei Jahre an Renault binden. "Ein Ein-Jahres-Vertrag macht für uns keinen Sinn", erklärt Briatore. Alonso selbst möchte aber nur für ein Jahr unterschreiben und möglichst schon 2009 zu Ferrari wechseln.

Und noch ein Punkt spricht gegen Renault. Das Team muss sich am 6. Dezember wegen Spionagevorwürfen vor dem Weltmotorsportrat in Monaco verantworten und könnte ähnlich hart bestraft werden, wie McLaren-Mercedes. Angeblich hat nämlich ein ehemaliger McLaren-Mitarbeiter bei seinem Wechsel zu Renault geheime Daten mitgenommen und seinem neuen Arbeitgeber dadurch einen Vorteil verschafft.  

Warnung vor dem Damon-Hill-Syndrom

Also wartet Alonso weiter - und geht damit ein hohes Risiko ein. Denn je länger er wartet, desto größer ist die Gefahr, wie einst Weltmeister Damon Hill bei einem Hinterbänkler-Team zu landen oder gar nicht erst zu fahren.

Und das hätte weitreichende Folgen: Denn eine unspektakuläre Saison im Mittelfeld ist genau wie eine Zwangspause nicht gerade ein Empfehlungsschreiben bei der Bewerbung um ein Ferrari-Cockpit. 

Alonso-Manager trifft Red-Bull-Boss

Und deshalb wird ein Wechsel des Spaniers zu Red Bull Racing immer wahrscheinlicher. Hier verfügt man nämlich nicht nur über ausreichend Geld, sondern dank Top-Designer Adrian Newey und einer möglichen Verpflichtung von Ferrari-Urgestein Ross Brawn offenbar auch über ein überzeugendes sportliches Konzept.

Die spanische Sportzeitung "AS" berichtet sogar, dass sich Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz und Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger bereits mit Alonso-Manager Luis Garcia-Abad getroffen haben, um die Leistungsfähigkeit des Teams zu demonstrieren. Und auch Alonso hatte zuletzt erklärt, dass Red Bull die beste Lösung für ihn ist.

Womit wir wieder beim Transferkarussel wären. Denn sollte Alonso tatsächlich zu Red Bull wechseln, müsste vermutlich David Coulthard seinen Platz räumen.

 

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