"FCB blickt nicht über den Tellerrand"

Die Euroleague-Saison 2015/16 beginnt am Donnerstag
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These: Es führt kein Weg an Fenerbahce vorbei

Ismail Senol: Klares Nein. Vergessen wir da nicht die amtierenden Finalisten Madrid und Piräus? Natürlich hat Fener einen richtig beeindruckenden Kader, aber diese Teams spielen seit langer Zeit zusammen, während Fener mit Nemanja Bjelica und Andrew Goudelock seine beiden Topscorer verloren hat. Im Backcourt allein sind mit Kostas Sloukas und Bobby Dixon zwei Neue, die ihre Rollen erst finden müssen und bei denen keiner weiß, wie sie koexistieren. Das ist bei neu zusammengestellten Teams immer eine Frage der Zeit, weshalb ich Fener und auch ZSKA nicht so unheimlich hoch einschätze. Ich hätte da eher Khimki Moskau als Überraschung auf dem Zettel, da sie den Eurocup-Sieger-Kader halten und noch prominent verstärken konnten.

Marc-Oliver Robbers: Die These ist natürlich übertrieben, dafür gibt es einfach zu viele hochgerüstete Teams in Europa. Aber Feners Kader ist schon unfassbar geil. Das Argument des neu zusammengestellten Rosters lasse ich so nicht gelten, schließlich stehen jedes Jahr 80 Prozent aller europäischen Teams vor diesem Problem. Für mich gehören sie zu den Topfavoriten, aber da muss man natürlich auch die anderen üblichen Verdächtigen nennen. Das Wettrüsten in der Türkei ist aber schon krass. Die Kader von Anadolu Efes und Darussafaka sind auch nicht von schlechten Eltern; Pinar Karsiyaka Izmir wurde ja als Überraschungsmeister leider ziemlich auseinander gepflückt, aber das Niveau ist schon verdammt hoch. Das hilft natürlich auch, um in der Euroleague weit zu kommen. Bei Real sehe ich das Problem, dass sie satt sein könnten. Die letzte Saison war einfach zu krass. Ich glaube daher nicht, dass sie den Repeat schaffen werden.

Ole Frerks: Ich bin wie Ismail der Meinung, dass wir Kontinuität häufig unterschätzen. Natürlich hat beispielsweise Olympiakos auch viele Spieler ausgetauscht, zwei Dinge werden aber genau so bleiben wie in den letzten Jahren: Spanoulis ist Batman, Printezis ist Robin. Und die Defense kommt aus dem Kollektiv. Es ist sehr wichtig, diese Art von Stabilität zu haben und zu wissen, wer welche Rolle hat. Real ist in dieser Hinsicht momentan das schillerndste Beispiel, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie nach der perfekten Saison und der EuroBasket im Anschluss ähnlich gierig auf Erfolg sein können. Da bin ich bei dir, Olli. Trotzdem bleiben sie vorerst das Team, das es zu schlagen gilt. Ich würde Fener trotzdem gute Chancen beimessen, wenn mir der angesprochene Backcourt etwas besser gefallen würde. Nichts gegen Sloukas, aber Dixon hat noch nie einen Wurf gesehen, den er nicht nehmen wollte. Und der soll die ganzen Frontcourt-Spieler füttern? Ich bin da skeptisch. Da traue ich schon eher ZSKA den Sprung an die Spitze zu.

Real Madrid: Ein Team, Europa zu knechten

Martin Klotz: Die These sollte eher lauten: Es führt kein Weg an Real Madrid vorbei! Fener hat einige absolute Top-Akteure im Kader, doch die sind fast alle neu dabei und müssen erst einmal lernen, zusammenzuspielen und sich den einen orangefarbenen Ball zu teilen. Das klappt hingegen bei Real seit Jahren gut. Jeder kennt seine Rolle, ein Sergio Rodriguez kommt beispielsweise ohne zu murren von der Bank. Gleiches gilt dieses Jahr vermutlich auch für ACB-MVP (!) Felipe Reyes und Final-Four-MVP (!) Andres Nocioni. Bis zur Position zwölf ist Madrids Kader exzellent besetzt, in einer langen Saison in drei Wettbewerben ist das noch einmal ein Vorteil gegenüber Fener. Zudem sitzt mit Pablo Laso der amtierende Coach of the Year auf der Bank, der ein funktionierendes, mannschaftsdienliches System etabliert hat. Alle streben einem gemeinsamen Ziel entgegen: der Titelverteidigung. Der Weg, liebe Leute, geht nur über Madrid.

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