Veli Kavlak im SPOX-Interview: "Österreich-Rückkehr? Ja, aber nur zu Rapid!"

SPOX: Am Sonntag ist das Derby. Ihre Statistik ist komplett ausgeglichen - 6 Siege, 6 Unentschieden, 6 Niederlagen. An welches Derby erinnern Sie sich besonders gerne?

Kavlak: Da gab's ein Derby im Horr-Stadion, 2010 war das. Die Austria war damals haushoher Favorit, während wir eine schwierigere Phase durchmachten, fünf Jahre lang nicht im Horr-Stadion gewinnen konnten. Doch diesmal schon - wir haben 1:0 gewonnen und danach mit den Fans gefeiert. Die Fans waren herausragend an dem Abend: sie haben eine Choreographie gemacht, den Film 300 - Sparta zitiert. Das hat uns extrem motiviert.

SPOX: Sie haben auch in der Türkei einige wahnsinnige Derbies erlebt. Das Besiktas-Stadion ist ja das lauteste ganz Europas.

Kavlak: Das ist ein absoluter Adrenalin-Kick, das kann man gar nicht in Worte fassen, das muss man erlebt haben. Viele Spieler sagen, wenn man die Derbies zwischen Besiktas, Galatasaray und Fenerbahce überlebt, dann kann einem nix mehr passieren. Es wird natürlich auch von den Medien extrem aufgebauscht - diese Rivalität zwischen den drei Klubs, das überträgt sich auf den Platz. Das ist aber natürlich manchmal ein bisschen zu viel. Aber es sind sehr große Spiele, die ich erlebt habe. Das wird mir auch keiner nehmen.

SPOX: Spiegelt sich die Atmosphäre bei den Fans auch am Spielfeld wider? Geht man dann auch gehässiger mit den gegnerischen Spielern um, wenn's auf den Rängen "brennt"?

Kavlak: Man versucht, professionell zu bleiben. Sowas kann sich aber von der einen auf die andere Sekunde ändern. Die Fans werden unruhig, wenn der Gegner zu provozieren beginnt. Das ist eine Art Schneeball-Effekt, man kann die Emotionen dann nicht mehr stoppen, in diese Atmosphäre wirst du richtig reingezogen. Das wird mit der Erfahrung aber besser. In den ersten Spielen, die ich hier erlebt habe, dachte ich mir schon noch, "okay, so etwas habe ich noch nie erlebt." Ich habe viel gesehen, aber so viel Rivalität - das war teilweise arg. Am Anfang lässt du dich da mitreißen, mit der Routine kommt aber auch die Ruhe.

Kein Wandervogel: Veli Kavlaks Karriere-Stationen

SPOX: Jetzt ein kleiner Blick in die Zukunft: Sie sind ja nicht unbedingt als Wandervogel bekannt. Ist das Ziel in der Türkei zu bleiben oder könnten Sie sich doch auch eine Österreich-Rückkehr vorstellen?

Kavlak: Natürlich kann ich mir eine Rückkehr vorstellen. Aber ich habe immer gesagt, ich will nur zu Rapid. Mein erstes Ziel ist es aber, fit zu werden, schmerzfrei spielen zu können. Wenn das bald so ist, kann ich Näheres dazu sagen. Aber ich habe immer wieder betont, ich will wieder einmal bei Rapid spielen. Dieser Verein hat mich geprägt, mich ausgebildet.

Veli Kavlak tippt das Wiener Derby zwischen Rapid und Austria

SPOX: Gerüchte gab's ja immer einige um Sie in den letzten Jahren. Von Stuttgart oder Hoffenheim hat man gelesen, Sie sind aber immer in Istanbul geblieben. Wäre ein Wechsel nie eine Option gewesen?

Kavlak: Ich hatte Angebote, bevor ich bei Besiktas den Vertrag verlängert habe. Meine Maxime war aber, es muss ein größerer Klub sein. Von den Vereinen, die mir Angebote machten, war aber für mich keiner größer als Besiktas. Ich hab's aber nie bereut. Bei so einem Großklub wie Besiktas zu spielen - das ist eine unheimlich geile Sache. Ich erinnere mich zurück, Europa League, Olympiastadion - da sind 70.000 Leute im Stadion. Das einmal zu erleben, sowas kann man mit Geld nicht kaufen. Ich wollte das solange ich konnte erleben.

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SPOX: Die Fankultur in der Türkei ist überhaupt eine ganz spezielle - du hast auf deinem Instagram-Profil 209.000 Follower, nicht viel weniger als Marko Arnautovic, und das aber ohne Verein.

Kavlak: Das Interesse der Fans ist nach wie vor da, das ist sehr schön. Hin und wieder etwas zu posten, das ist ganz nett. Ich brauche aber keinen Typen, der mir sagt, ich müsse etwas posten. Das hat ja schon jeder zweite Fußballer. Ich brauche das nicht.

SPOX: Veli, eine letzte Frage: Wer gewinnt das Derby am Sonntag?

Kavlak: Rapid gewinnt 2:1.