Veli Kavlak im SPOX-Interview: "Österreich-Rückkehr? Ja, aber nur zu Rapid!"

Von Andreas Födinger
Veli Kavlak
© GEPA

Der österreichische Ex-Nationalteamkicker Veli Kavlak hat in seiner Karriere jede Seite des Fußballs gesehen. Kapitän bei Besiktas Istanbul, zweifacher türkischer Meister, magische Europa-League-Nächte, Meister mit dem SK Rapid Wien, die Liste seiner Erfolge ist lang.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Doch die grausame Härte des Schicksals im Fußball-Geschäfts machte auch vor dem noch immer erst 30-jährigen Mittelfeldspieler nicht Halt. Ganze sieben Mal musste Kavlak unters Messer, das Martyrium des Profis schien kein Ende zu nehmen. 2012 verletzte er sich schwer, spielte trotzdem. Seit 2015 pendelt Kavlak zwischen Comeback-Hoffnungen und Reha-Zentrum hin und her, absolvierte 2016 sein letztes Spiel. Die Ursache für sein Leiden scheint erst jetzt geklärt: der Muskel hinter dem Schulterblatt war abgerissen. Doch Kavlak gibt nicht auf. Seit Sommer ist er vereinslos, weilt aktuell auf Reha in Istanbul. SPOX hat mit einem der erfolgreichsten ÖFB-Kicker der letzten Jahre gesprochen. Über seine bisherige Karriere, das Wiener Derby und der Glaube ans Comeback.

SPOX: Hallo Veli, zuerst einmal Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Wie geht's Ihnen?

Kavlak: Mir geht's gut, ich bin gerade in Istanbul in der Reha, habe angefangen mit dem Ball zu trainieren. Ich kräftige den Schultergürtel, das schaut alles gut aus. Ich bin schon lange Zeit in der Reha, das zehrt natürlich an der Psyche. Aber es geht weiter, ich gebe nicht auf. Ich hoffe, ich bin bald wieder zurück.

SPOX: Auf Instagram posten Sie Videos und Fotos vom Training. Brennt das Feuer noch?

Kavlak: Natürlich brennt das Feuer noch. Ich versuche alles, wieder zurück zu kommen. Rehazentren kenne ich mittlerweile zur Genüge, es ist sehr schön, wieder mit dem Ball zu trainieren. Und aufhören werde ich noch lange nicht.

SPOX: Sie haben eine überragende Karriere hingelegt, sind zwei Mal türkischer Meister geworden, zwei Mal österreichischer Meister, Kapitän bei Besiktas, Europa League, Nationalmannschaft. Was waren denn persönliche Highlights?

Kavlak: Natürlich der Meistertitel mit Rapid 2008. Mit Besiktas natürlich auch die Meistertitel hier, die Europa-League-Spiele 2015 gegen Liverpool, wo wir im Elfern weiter gekommen sind und ich auch einen Elfmeter verwandelt habe. Es waren einige Highlights dabei, die Derby-Siege hier bei Besiktas zum Beispiel auch.

Veli Kavlak: "Rapid ist die Nummer Eins in Österreich"

SPOX: Drehen wir die Zeit ein bisschen zurück: Rapid. Verfolgen Sie den Klub noch?

Kavlak: Natürlich. Ich bin bei Rapid groß geworden, bin mit sieben Jahren zum Verein gekommen, hab in allen Nachwuchsmannschaften gespielt. Das ist mein Herzensklub, der Verein, wo alles angefangen hat. Ich werde immer dankbar sein, dass Rapid mir den Weg zum Profi-Fußball geöffnet hat.

SPOX: Ihr langjähriger Teamkollege Helge Payer meinte, es gebe einen Rapid-Geist. Was ist denn das genau?

Kavlak: Ich verfolge alles bei Rapid, auch das Spiel gegen Sturm, die Europa League. Der Rapid-Geist ist das Wissen und die Sicherheit darüber, dass man bei einem großen Klub spielt und dass nur das Gewinnen zählt. Die Spieler müssen sich darauf einstellen, dass man gewinnen muss, wenn man bei Rapid spielt. Das Hanappi-Stadion war damals eine Festung, es war sehr schwer, einen Punkt gegen uns zu holen.

SPOX: Sind sich Rapid und Besiktas in diesem Punkt ähnlich?

Kavlak: Ja, auf jeden Fall. Beide Vereine sind riesengroße Klubs, Rapid ist die Nummer Eins in Österreich. Das sieht man ja an der Fan-Gemeinde, die Rapid hat. Bei Besiktas ist es genauso. Das sind zwei Klubs, die immer gewinnen müssen. In der Türkei war der Druck noch ein bisschen größer, die Leute sind ein bisschen temperamentvoller, außerdem hat Besiktas so um die 20 Millionen Fans. Man merkt diese Erwartungshaltung. Dementsprechend spürst du jederzeit den Druck. Auf der anderen Seite bekommt man irrsinnige Unterstützung von den Fans, wenn sie merken, dass du dich für den Verein zerreißt.

SPOX: Sie haben in Ihrer Karriere mit zahlreichen großen Spielern zusammengespielt - Ricardo Quaresma, Mario Gomez, Gökhan Töre. Wer war denn jetzt der beste?

Kavlak: Guti, Simao, Hugo Almeida, Mario Gomez, Quaresma... Das waren alles großartige Spieler. Bei Mario Gomez war das so beeindruckend: der trifft zwei Mal am Wochenende und ist am Montag beim Training bis in die Haarspitzen motiviert und voll da. Du merkst diese Charaktereigenschaften von großen Spielern, die gehen immer ans Limit, sind nie zufrieden. Das habe ich sehr nahe miterleben dürfen. Ich würde mich aber für Guti entscheiden - er war der Größte.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema