Am Montag beginnt im All England Club das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt: Wimbledon (Super Monday bei Rund um Wimbledon). SPOX sprach im Vorfeld mit Head Groundsman Neil Stubley über den perfekten Rasen, Regen-Horror und Arsenal-Liebe.
Neil Stubleys Job? Er ist dafür verantwortlich, dass Roger Federer, Andy Murray, Novak Djokovic, Rafael Nadal und Co. auch in diesem Jahr wieder den perfekten Rasen vorfinden im "All England Lawn Tennis and Croquet Club".
Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass der Brite zu den wichtigsten Personen in Wimbledon gehört. Dabei ist Tennis nicht einmal seine große Leidenschaft.
Nein, seine größte Leidenschaft heißt nicht Tennis. Sie heißt Arsenal. "Podolski und Mertesacker waren ganz okay in der letzten Saison. Ich hoffe, wir bekommen noch ein, zwei Verstärkungen und können dann endlich mal wieder ganz oben angreifen. Der Rasen im Emirates Stadium ist auf jeden Fall super, daran kann es nicht liegen", sagt Stubley.
Er kann einfach nicht aus seiner Haut. Sofort erzählt der 44-Jährige von der britischen Platzwart-Kunst, sei es im Tennis, Fußball, Galopprennen oder Cricket. Schließlich könne doch der Untergrund, auf dem gespielt wird, genauso wichtig sein, wie die Spieler, die darauf spielen.
"Wir wollen immer besser werden"
Seit 19 Jahren arbeitet Stubley in Wimbledon. Vom Praktikanten arbeitete er sich im Lauf der Zeit nach oben - bis er im letzten September offiziell die Chefrolle übernahm und die Wimbledon-Legende Eddie Seaward ablöste.
Sein eingespieltes Team umfasst neben ihm 15 Mitarbeiter, die meisten davon sind schon jahrelang dabei. Sie wissen genau, was zu tun ist. Sie haben es in ihrer DNA. "Wir bereiten die Plätze vor, bringen sie in einen Top-Zustand, dann kommen die Spieler und trampeln auf ihnen herum. Und dann starten wir den Prozess wieder von vorne", so Stubley.
Eine wirkliche Pause haben er und sein Team dabei nicht. Sobald eine Championship vorbei ist, startet sofort die Vorbereitung auf die nächste. Alle Courts werden dabei genau analysiert und Daten studiert, die einen Aufschluss darüber geben, welcher Platz sich wie abnutzt.
"Wir ruhen uns nicht auf unseren Lorbeeren aus. Wir fragen uns ständig, was wir noch verbessern können. Auch wenn es nur um ein oder zwei Prozent geht. Es hilft uns, fokussiert und motiviert zu bleiben", macht Stubley klar.
Abdecken in 28 Sekunden
Es darf ihm bei seiner Arbeit auch nie nur um die großen Stars gehen. Wimbledon ist ein Members Club, abgesehen vom Centre Court und Court No.1 müssen alle Plätze auch für die Mitglieder in Schuss gehalten werden, die das ganze Jahr über zum Schläger greifen wollen.
Aber jetzt liegt Stubleys Fokus naturgemäß erst einmal wieder auf den Championships. Und die Sorge bleibt jedes Jahr dieselbe: der Regen. Die größte Herausforderung? Richtig vorherzusehen, wann der Regen aufhört, um dann so schnell es geht die Plätze wieder spielfertig machen zu können. Sowohl Spieler als auch Fans sollen so wenig als möglich warten müssen. Das ist Stubleys Prämisse.
Damit das möglich ist, braucht es Disziplin. Beginnt es zu regnen, dauert es nicht länger als 28 Sekunden, bis der Platz abgedeckt ist. "Wir trainieren das in den Wochen vor dem Turnier immer und immer wieder. Die Geschwindigkeit ist essentiell. Wir müssen es so schnell wie nur irgendwie menschlich möglich schaffen", sagt Stubley mit Nachdruck.
Linien zeigen in dieselbe Richtung
Abgesehen vom nicht zu beeinflussenden Regen-Horror wird in Wimbledon rein gar nichts dem Zufall überlassen. Ein Beispiel: Schaut man mit Luftaufnahmen auf Wimbledon herab, wird man feststellen, dass alle Plätze so gemäht werden, dass alle Linie immer in dieselbe Richtung zeigen.
Ein weiteres Thema ist das Dach, das es seit einigen Jahren gibt und das zu einem großen Erfolg geworden ist. Was nicht alle wissen: Ist der Spielbetrieb für den Tag beendet und das letzte Match wurde unter geschlossenem Dach ausgetragen, wird dieses im Anschluss grundsätzlich für die Nacht geöffnet, auch wenn es regnet.
In dem Fall würden die Planen noch einmal herausgezogen werden. Es soll garantiert werden, dass über Nacht genügend Luft an den Rasen kommt. Einfach gesagt: Der Rasen soll eine normale Nachtruhe erleben.
Auch was die Gras-Höhe angeht, gibt es eine klare Regel. 8 Millimeter müssen es sein. "Wir haben mit verschiedenen Höhen experimentiert und herausgefunden, dass 8 Millimeter die beste Höhe ist. Für gutes Tennis und um sicherzustellen, dass der Rasen die zwei Wochen überlebt", erklärt Stubley.
Die Spieler beschweren sich nicht
Ein oder zwei Millimeter Unterschied mögen auf den ersten Blick nicht viel erscheinen. Aber man bedenke: Würde man 2 Millimeter abziehen, wären das 25 Prozent der jetzigen Höhe, es würde also sehr wohl einen großen Unterschied machen.
Dass das Spiel auf Rasen definitiv langsamer geworden ist im Vergleich zu früher, ist ein Fakt. Ob das gut oder schlecht ist, wird jeder Spieler anders sehen. Stubley will es nicht beurteilen. Seine Aufgabe ist es, dass der Speed auf allen Courts in etwa gleich ist und er den Spielern den bestmöglichen Service bietet.
Besonders stolz ist Stubley, dass man es im vergangenen Jahr sogar schaffte, die Courts nach Wimbledon innerhalb von nur 20 Tagen wieder für die Olympischen Spiele herzurichten. Was als große Herausforderung begann, wurde dank einer intensiven Planung fast zur Formalität. Eine Goldmedaille hätte er trotzdem verdient gehabt, sagen viele.
Wie gut die Arbeit der Groundsmen in Wimbledon ist? Jeder Spieler hat nach dem Match die Gelegenheit, Kritik zu äußern. Aber es scheint keinen Anlass zu geben. Stubley: "Ich kann mich nicht erinnern, wann sich das letzte Mal ein Spieler über den Platz beschwert hat. Ich nehme das als Kompliment."
Die ATP-Weltrangliste
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren



