Das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres beginnt und SPOX hat wie jedes Jahr ein Auge auf die Favoriten geworfen: Wer ist der Topfavorit? Wer kann die Großen ärgern? Und was machen die Deutschen? Teil 2: Die Herren. Nadal scheint nach überstandener Verletzung fast unschlagbar zu sein, Djokovic kriselt ein wenig und Federer ist völlig von der Rolle. Das SPOX Power-Ranking 2013.
1. Rafael Nadal
Der Mallorquiner ist nach seiner Knieverletzung endlich zurück und präsentiert sich seitdem in bestechender Form. Nadal kehrte erst am 5. August zurück auf die Tour und startete direkt mit dem Turniersieg in Montreal, wo er unter anderem Novak Djokovic bezwingen konnte. Auch in Cincinnati gewann er den Titel und steht mittlerweile schon wieder auf Platz zwei der Weltrangliste. Insgesamt holte er in diesem Jahr bereits neun Titel, unter anderem in Indian Wells sowie - natürlich - bei den French Open.
SPOX Power-Ranking Wer stoppt Serena?
Nadal ist in Topform nur sehr schwer zu bezwingen. Auch auf Hartplatz; das Label des reinen Sandplatzspezialisten hat er schon lange abgelegt. Bei den US Open hat er gegenüber der Konkurrenz den Vorteil, dass er eine große Portion Wut angestaut hat: Er will es allen zeigen, die ihn nach seiner Erstrundenpleite in Wimbledon und der darauf folgenden Pause schon wieder abgeschrieben hatten. Isner im Achtelfinale dürfte der erste Prüfstein für Nadal werden. Im Viertelfinale stünde dann ein Clash mit Federer an. Fest steht: Der Weg zum Sieg in Flushing Meadows wird in diesem Jahr wieder nur über den Champion von 2010 führen.
2. Andy Murray
2012 markierte das Jahr, in dem Andy Murray als Tennis-Spieler "erwachsen" geworden ist. Der positive Effekt durch seinen neuen Coach Ivan Lendl zeigte sich deutlich: Nach der olympischen Goldmedaille in Wimbledon holte der Schotte mit den US Open den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere. 2013 machte Murray genau damit weiter und gewann (endlich) Wimbledon. Zudem gab es Siege in Miami, Brisbane und London.
In Flushing Meadows tritt Murray erstmals als Titelverteidiger bei einem Grand Slam an. Er wird sich wieder in Topform präsentieren. Seinem Spiel stellt er mittlerweile auch die nötige mentale Stärke zur Seite, die ihm in den ersten Jahren seiner Karriere noch abging. Die wird er bereits im Halbfinale brauchen, dort könnte es zu einer Neuauflage des Vorjahresfinals gegen den Djoker kommen.
3. Novak Djokovic
Gemessen an den Ansprüchen des Weltranglistenersten verlief Djokovic' Saison bisher durchwachsen. Zwar konnte er bei sieben von zehn gespielten Turnieren in diesem Jahr mindestens das Halbfinale erreichen, Siege gab es für den Djoker bei den Australian Open, sowie "nur" noch in Dubai und Monte Carlo. Insbesondere die Finalniederlage von Wimbledon gegen seinen Kumpel Andy hängt dem Djoker offenbar nach, in der Hartplatzsaison hakte es.
Bei den Vorbereitungsturnieren in Montreal und Cincinnati scheiterte er an Nadal und Isner. Der US-Open-Champion von 2011 hat seit 2007 immer mindestens das Halbfinale in Flushing Meadows erreicht, doch sein letzter Titel datiert aus dem April. Er wird sich steigern müssen, wenn er seinen siebten Grand-Slam-Titel gewinnen will.
4. Juan-Martin del Potro
Der "Turm von Tandil" hat sich mit seinem starken Auftritt in Wimbledon zurückgemeldet, wo er im Viertelfinale David Ferrer keine Chance ließ und im Halbfinale nach epischem Kampf an Djokovic scheiterte. Del Potro hat mittlerweile mehrfach bewiesen, dass er in Topform eine große Herausforderung für jeden Gegner darstellt. So wie bei den US Open 2009, als er nacheinander gegen Nadal und Federer gewann und damit den bisher einzigen Grand-Slam-Titel seiner Karriere holte.
Im Vorfeld der diesjährigen Ausgabe präsentierte sich der Argentinier in Topform. Das Vorbereitungsturnier in Washington konnte er nach Siegen gegen Haas und Isner für sich entscheiden, in Cincinnati schaffte er es ins Halbfinale, wo er an Isner scheiterte. Nach seinem Auftritt in Wimbledon scheint er bereit, (wieder) den nächsten Schritt zu machen. Und welches Turnier wäre dafür besser geeignet als die US Open?
Kann alle ärgern: John Isner
Als Lokalmatador kann man sich vom Publikum tragen lassen, oder auch am zusätzlichen Druck zerbrechen. Fakt ist, dass sich der Riese Isner 2013 vor seinem "Heimturnier" in guter Form präsentiert hat und in Juli und August unter anderem Siege gegen Djokovic und del Portro feiern konnte. Im Finale von Cincinnati scheiterte er nur knapp an Nadal.
Es wäre zu viel, Isner als veritablen Titelfavoriten zu bezeichnen. Dafür ist er zu sehr von seinem Aufschlag abhängig. Ein (2,08 m großer) Stolperstein könnte er trotzdem sein. Wer wäre schon scharf darauf, in einem engen Match gegen Isner zu spielen, der für jeden Punkt frenetisch vom Publikum gefeiert wird?
Konstant unkonstant: Roger Federer
Es erscheint schon fast blasphemisch, den 17-maligen Grand-Slam-Sieger nicht unter den Top 4 eines Power Rankings zu platzieren. Bei den US Open ist der Schweizer sogar nur an Platz sieben gesetzt. Wie konnte es nur so weit kommen bei einem Mann, der allein in Flushing Meadows schon fünfmal gewonnen hat?
Federer hat in diesem Jahr nur auf dem Rasen von Halle gewonnen, ansonsten erreichte er nicht bei einem einzigen Turnier das Finale. In der Weltrangliste fiel er auf Platz sieben zurück, seine schlechteste Platzierung seit 2002. In Wimbledon verpasste er erstmals seit den French Open 2002 das Viertelfinale (es wäre das 37. gewesen). Sind die Zeiten der Dominanz des Schweizers vorbei? Man sollte einen Sportler wie Federer nie ganz abschreiben, die Tendenz zeigt jedoch klar in diese Richtung. Spätestens im Halbfinale droht mit Nadal eine enorme Hürde.
Chancen von Haas und Co.
Tommy Haas: Der 35-Jährige spielt abermals eine tolle Saison. Das Turnier in München konnte er für sich entscheiden, beim Vorbereitungsturnier in Washington schaffte er es immerhin ins Viertelfinale. Mit Top-10-Spielern tut sich Haas allerdings schwer: Von neun Matches gewann er 2013 nur eins, gegen Novak Djokovic in Miami.
Bereits das Ü-30-Duell gegen Paul-Henri Mathieu in Runde eins ist ein Test, danach drohen Mikhail Youzhny (3. Runde) und bereits im Achtelfinale Juan-Martin Del Potro.
Philipp Kohlschreiber: "Kohli" zeigte auch 2013 wieder Formschwankungen. Auf Finalteilnahmen folgten wenig inspirierende Erstrundenpleiten, nach guten Spielen war zu schnell wieder die Luft raus. Bei den Vorbereitungsturnieren in Montreal und Cincinnati scheiterte er in der ersten bzw. zweiten Runde. Es ist schwer abzusehen, wie er sich in Flushing Meadows präsentieren wird. Erreicht er Runde drei, ist gegen Isner sicher Schluss.
Florian Mayer: Der Bayreuther machte in diesem Jahr lediglich auf Sand eine ordentliche Figur, gewann aber nur das Challenger in Braunschweig. Auf Hartplatz sah es über weite Strecken mau aus, dort schaffte es Mayer nie über die zweite Runde hinaus. Keine guten Voraussetzungen für das größte Hartplatz-Turnier der Welt, zumal das Los (Auftakt gegen Juan Monaco) es nicht gut mit ihm meinte. Spätestens in Runde drei ist gegen Murray Schluss.
Daniel Brands: Hätte in Roland Garros fast für eine Sensation gesorgt, als er kurz davor war, gegen Nadal mit 2:0 Sätzen in Führung zu gehen. Anfang des Jahres präsentierte sich der 26-Jährige recht gut auf Sand, im Vorfeld der US Open hat Brands jedoch an keinem Vorbereitungsturnier teilgenommen. Immerhin konnte er in diesem Jahr bereits Janko Tipsarevic und Federer bezwingen. Doch Brands erwischte mit Kevin Anderson ein hartes Auftaktlos - das wird ein Service-Duell vom Allerfeinsten!
Jan-Lennard Struff ist zum ersten Mal im Hauptfeld der US Open dabei, ohne sich qualifizieren zu müssen. Für den 23-Jährigen geht es hauptsächlich darum, weitere Erfahrungen zu sammeln. Zunächst gegen Guillaume Rufin - machbar! Benjamin Becker hat es seit 2010 nicht mehr über die erste Runde hinaus geschafft und gibt auch in diesem Jahr nicht wirklich Anlass, daran zu glauben. Übersteht er den Start gegen Lukas Rosol, fordert er wohl den Djoker. Für Tobias Kamke wäre es eine Premiere, falls er die erste Runde überstehen sollte. Gegner Steve Johnson macht das aber allemal möglich. Danach drohen Nicolas Almagro und (im Optimalfall) Murray im Achtelfinale.
ATP Weltrangliste
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