Novak Djokovic und Stan Wawrinka ziehen bei den Australian Open ganz locker ins Achtelfinale ein. Benjamin Becker verpasst dagegen die Überraschung gegen Milos Raonic und verabschiedet sich als letzter Deutscher in Melbourne. Bei den Damen stehen die Williams-Schwestern trotz einiger Probleme in der nächsten Runde - im Gegensatz zu Petra Kvitova.
Damen - 3. Runde (alle Matches):
Agnieszka Radwanska (POL/6) - Varvara Lepchenko (USA/30) 6:0, 7:5
Ein Fehler. Ein mickriger vermeidbarer Fehler. Mehr fabrizierte Agnieszka Radwanska im ersten Satz gegen Varvara Lepchenko nicht. Noch nicht genug in Sachen beeindruckende Stats? Wenn der erste Aufschlag kam, machte die Polin in den ersten 25 Minuten - genau so lange dauerte die 6:0-Abreibung - immer den Punkt.
Man musste Schlimmes befürchten, doch das Lepchenko zeigte in der Folgezeit dann doch noch, warum sie mehr ist als Kanonenfutter. Nach einem 2:5-Rückstand fightete sich US-Girl zurück und glich sogar aus.
Und es wäre möglicherweise auch ein dritter Satz drin gewesen, doch 23 Unforced Errors im Zweiten waren dann doch ein bisschen zu viel. Auf Radwanska wartet nun Venus Williams. Ein Duell, auf das sie sich offenbar freut: "Sie spielt immer noch großartiges Tennis, auch wenn sie schon ein bisschen älter ist."
Serena Williams (USA/1) - Elina Svitolina (UKR/26) 4:6, 6:2, 6:0
Mittlerweile kennt man das ja bei Serena Williams. Die Nummer eins der Welt startet schlecht, fast schläfrig. Aber wehe, sie kommt einmal in Fahrt. Dann sollte man besser in Deckung gehen. Das weiß spätestens jetzt auch Elina Svitolina, die gegen die große Favoritin aber vor allem zu Beginn eine gute Figur abgab.
Die Ukrainerin ließ sich vom Druck der Amerikanerin nicht aus der Ruhe bringen, machte kaum Fehler (7) und war zur Stelle, als es um die Big Points ging (Breakbälle: 3/4). Wie gesagt: im ersten Durchgang.
Denn ausgerechnet Schwester Venus, die zeitgleich ums Achtelfinale kämpfte, war eine Art Hallo-Wach-Effekt für Serena: "Sie lag auch hinten. Als ich dann mitbekommen habe, dass sie ihr Match gedreht hat, dachte ich mir: 'Das kann ich doch auch.'"
Und siehe da, auf einmal kam das Service besser, auf einmal ging sie häufiger ans Netz (15/15 in den letzten beiden Sätzen) - und auf einmal gewann sie auch die längeren Rallys. Die Folge: eine am Ende doch deutliche Demontage für Svitolina und ein Duell mit der Spanierin Garbine Muguruza im Achtelfinale, die Williams bei den French Open 2014 in der zweiten Runde schockte und nach Hause schickte.
Venus Williams (USA/18) - Camila Giorgi (ITA) 4:6, 7:6 (7:3), 6:1
Endlich! Endlich steht Venus Williams mal wieder in einem Grand-Slam-Achtelfinale. Das war der mittlerweile 34-Jährigen zuletzt in Wimbledon 2011 gelungen. Der Weg dahin erwies sich allerdings als holprig, Venus lieferte sich mit Camila Giorgi ein echtes Fehlerfestival.
Williams hatte am Ende 35 Unforced Errors auf dem Zettel, die sehr risikofreudig agierende Italienerin sogar satte 62. Und trotzdem fehlten Giorgi im zweiten Satz nur zwei Punkte zum Matchgewinn. Doch Williams rettete sich in den Tie-Break - und drehte damit das Momentum.
"Tja, komplett zum alten Eisen gehöre ich noch nicht", grinste Williams, die allerdings für ihr nun anstehendes Duell mit Agnieszka Radwanska unbedingt an ihrer Break-Quote arbeiten sollte (6/21).
Victoria Azarenka (BLR) - Barbora Zahlavova Strycova (CZE/25) 6:4, 6:4
Nur einen Winner schlagen und trotzdem einen Satz gewinnen? Klingt komisch, doch Victoria Azarenka reichte genau das im ersten Satz gegen Barbora Zahlavova Strycova. Und damit kommt man auch schon zum großen Problem, das die Nummer 25 der Setzliste gegen die Weißrussin hatte.
Zahlavova Strycova machte zwar die ersten sieben Punkte am Stück, doch danach prügelte sie die Bälle einfach zu häufig ins Aus, ins Netz oder sonst wohin, aber eben nicht in Azarenkas Feld. 39 Unforced Errors standen am Ende zu Buche. Die Gegnerin erwischte zwar auch nicht ihren besten Tag (32 + 4 Doppelfehler), in den entscheidenden Momenten hatte Azarenka ihre Nerven allerdings im Griff.
Apropos Nerven: Passend dazu der Ballwechsel vor dem Matchball, den Zahlavova Strycova nach einer 16-Schläge-Rally mit einem leichtfertigen Volley ins Aus abschenkte. Im Achtelfinale darf sich Azarenka nun mit Vorjahresfinalistin Dominika Cibulkova messen.
Madison Keys (USA) - Petra Kvitova (CZE/4) 6:4, 7:5
Nur Favoritensiege an Tag 6? Nichts da! Zum Abschluss setzte Madison Keys noch mal ein Highlight. Das US-Girl, von SPOX schon vor dem Turnier als Dark Horse deklariert, behielt gegen Petra Kvitova tatsächlich die Oberhand.
Und zwar in einer Art und Weise, die für eine 19-Jährige schon ziemlich abgezockt war. Keys trieb die zweifache Wimbledon-Siegerin von einer Ecke in die andere und zog ihr Spiel knallhart durch. Kvitova hatte ihrerseits ungewohnte Probleme mit ihrem Service (nur 52 Prozent erste Aufschläge), 19 Unforced Errors im zweiten Durchgang sprechen ebenfalls für sich.
"Meine Hände zittern immer noch", konnte Keys, die von Lindsay Davenport trainiert wird, ihr Glück im Anschluss kaum fassen. Damit stehen zum ersten Mal seit den Australian Open 2003 wieder vier US-Girls im Achtelfinale. Und mit Madison Brengle trifft Keys passenderweise auch auf eine Landsfrau.
Die WTA-Weltrangliste
Herren - 3. Runde (alle Matches):
Milos Raonic (CAN/8) - Benjamin Becker (GER) 6:4, 6:3, 6:3
Mit seinem Einzug in die dritte Runde hatte er noch das schlechteste Abschneiden der deutschen Männer in Melbourne seit vier Jahren verhindert. Doch gegen Milos Raonic fand auch die Reise von Benjamin Becker bei den Australian Open ihr Ende - und zwar ziemlich eindeutig.
Nach gerade einmal einer Stunde führte der Kanadier bereits mit 2-0 in den Sätzen, Becker, der in der Runde zuvor noch Lleyton Hewitt dank Mega-Comeback aus dem Turnier geworfen hatte, konnte seinem Gegenüber eigentlich nie wirklich gefährlich werden. Gerade Raonic' Aufschlag blieb für den Deutschen ein großes Rätsel, insgesamt 22 Asse (19 davon in den ersten beiden Durchgängen) musste Becker hinnehmen.
Selbst eine mehr als ordentliche Quote beim ersten Aufschlag (71 Prozent) nutzte dem Außenseiter nicht großartig weiter. Sobald es nämlich in eine Rally ging, war Raonic mit seinem aggressiven Spiel am Drücker - und produzierte damit mehr als doppelt so viele Winner wie Becker (46 zu 21).
"Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. So kann es gerne weitergehen", so die Nummer acht der Welt im Anschluss. Das musste auch Becker anerkennen, mit dem sich der letzte deutsche Herr aus dem Wettbewerb verabschiedete. "Wenn man so glatt verliert, ist das natürlich enttäuschend. Ich habe gar nicht schlecht gespielt, aber gerade am Anfang habe ich seinen Aufschlag gar nicht lesen können."
Stan Wawrinka (SUI/4) - Jarkko Nieminen (FIN) 6:4, 6:2, 6:4
Nach dem Federer-Schock jetzt auch noch ein Stan-Aus? Nein, das wäre wohl für unsere lieben Eidgenossen zu viel gewesen - und das wollte wohl auch Stan Wawrinka seinen Landsleuten nicht antun. Die Lösung? Der Titelverteidiger fertigte Jarkko Nieminen mal ganz schnell in 108 Minuten ab und schonte somit die Nerven aller Schweizer.
Es war ein Klassenunterschied, was sich in der Rod Laver Arena abspielte. Wawrinka konnte es sich sogar leisten, in keinem der drei Sätze die 60-Prozent-Marke beim ersten Aufschlag zu knacken. Das war aber auch nicht weiter nötig, denn entweder Stan the Man übernahm in einem Ballwechsel selber die Kontrolle (55 Winners, Netzangriffe: 22/28).
Oder Nieminen half ihm mit insgesamt 30 Unforced Errors. Der Knackpunkt war dabei eine Serie von sechs Spielen, die Wawrinka beim Stand von 4:4 im ersten Satz gewinnen konnte. "Mein Spiel ist da, wo es sein soll", schickte der 29-Jährige nach dem Match einen kleinen Gruß an die Konkurrenz - und an seinen nächsten Gegner Guillermo Garcia-Lopez.
Mit dem Spanier hat Wawrinka nämlich noch eine Rechnung offen. Beim letzten Aufeinandertreffen setzte es eine Vier-Satz-Niederlage in der ersten Runde der French Open 2014.
Novak Djokovic (SRB/1) - Fernando Verdasco (ESP/31) 7:6 (10:8), 6:3, 6:4
Alles easy oder hartes Stück Arbeit? Das war die große Frage für Novak Djokovic vor dem Match gegen Fernando Verdasco in der Night Session. Der Spanier kann nämlich zu einem ganz ekligen Brocken werden, die Bilder des Fünf-Satz-Krimis gegen Rafael Nadal in Melbourne 2009 schwirren immer noch einigen im Kopf herum.
Doch im Endeffekt war es für die Nummer eins der Welt nicht mehr als ein netter Aufgalopp. Im ersten Satz hielt Verdasco noch mehr als ordentlich mit, auch dank 10 Assen des Spaniers gab es keinen einzigen Breakball. Sogar im Tie-Break blieb er lange Zeit cool, als er immer wieder nachziehen musste.
Doch Verdascos 28. Unforced Error des ersten Durchgangs bescherte Nole die Satzführung - und glich fast schon einer Vorentscheidung. Denn danach drehte der Djoker auf, alleine die Aufschlagquote im Zweiten (88 Prozent) sprach Bände.
Verdascos Service machte dagegen langsam aber sicher Feierabend (nur noch 50 Prozent), ganz zu schweigen von den insgesamt 50 vermeidbaren Fehlern. "Ich habe nicht viel falsch gemacht. Das ist ein gutes Resultat für mich. Auch wenn er stark aufgeschlagen hat, konnte ich viele schnelle Punkte setzen. Das hat geholfen", so Djokovic, der es als nächstes mit Gilles Muller zu tun bekommt.
Kei Nishikori (JPN/5) - Steve Johnson (USA) 6:7 (7:9), 6:1, 6:2, 6:3
Ein klein wenig Nippon in Melbourne. So muss sich Kei Nishikori gefühlt haben, denn die Hisense Arena war wieder gefüllt mit vielen lautstarken japanischen Fans. Doch die Anhänger der Nummer fünf der Welt mussten erst mal zittern.
Steve Johnson zeigte sich zu Beginn als Spielverderber. Im Tie-Break wehrte er sogar einen Satzball ab, bevor er sich Durchgang eins sicherte. Danach war sie aber vorbei, die amerikanische Herrlichkeit. In den nächsten drei Sätzen gab Nishikori nur einmal seinen Aufschlag ab - bei sechs eigenen Breaks.
Immer wieder trieb der 25-Jährige seinen Gegenüber mit seiner Beweglichkeit in den Wahnsinn - und zu vielen Unforced Errors (insgesamt 43). "Ich war am Anfang ein wenig nervös, habe aber dann meinen Rhythmus gefunden und mich gesteigert", resümierte Nishikori.
David Ferrer (ESP/9) - Gilles Simon (FRAU/18) 6:2, 7:5, 5:7, 7:6 (7:4)
Wie man am besten David Ferrers Match gegen Gilles Simon zusammenfasst? Ein Blick auf die Füße des Spaniers reicht eigentlich aus. Mit blutigen Zehen verließ Ferrer die Margaret Court Arena - und zwar als Sieger.
Warum es die Nummer zehn der Welt aber überhaupt so weit kommen ließ, wird sich wohl nicht nur Ferrer selbst fragen. Nachdem im ersten Satz noch alles nach Plan lief, begann im Zweiten das Drama. 71 Minuten lang zimmerten sich beide Spieler die Bälle um die Ohren, insgesamt fünf Breaks gab es - mit besserem Ende für Ferrer.
Doch das hielt Simon nicht davon ab, im Dritten tatsächlich noch mal zurückzukommen. Vier Spiele in Folge gewann der Franzose beim Stand von 3:5 - inklusive eines lautstarken Schreis: "Ich lebe noch."
Im vierten Durchgang dasselbe Spiel. Ferrer zog zwischenzeitlich auf 5:1 davon, doch Simon fightete gegen das drohende Aus, glich aus und rettete sich in den Tie-Break. Nach 3,5 Stunden war dann aber selbst sein Tank irgendwann leer. Game, Set and Drama Ferrer! An sein Achtelfinale gegen Kei Nishikori dürfte er in diesem Moment aber sicherlich noch nicht gedacht haben.
Gilles Muller (LUX) - John Isner (USA/19) 7:6 (7:4), 7:6 (8:6), 6:4
Isner: 30 Asse. Muller: 24 Asse. Isner: 56 Winners. Muller: 55 Winners. Isner: 0/1 Breakchancen. Muller: 1/6 Breakchancen. Isner: 29 Unforced Errors. Muller: 11 Unforced Errors.
Oder anders ausgedrückt: Wie zwei Aufschlag-Giganten die Tennis-Fans an eine längst vergangene Zeit erinnerten. Das muss auch mal reichen.
Die ATP-Weltrangliste
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