Zukunft des Team gesichert

SPOX
29. November 200714:06
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Hamburg (dpa) - Der deutsche Profi-Radsport steht vor einer düsteren Zukunft. Die Deutsche Telekom AG hat die Konsequenzen aus den jüngsten Doping-Enthüllungen von Patrik Sinkewitz gezogen und das Sponsoring des T-Mobile-Teams mit sofortiger Wirkung beendet.

Diese lang erwartete Entscheidung gab der Vorstand des Bonner Telekommunikations-Konzerns am 27. November bekannt. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, um uns und die Marke T-Mobile von den jüngsten Doping-Erkenntnissen im Sport und speziell im Radsport zu distanzieren", begründete Telekom-Vorstand und T-Mobile International Vorstandsvorsitzender Hamid Akhavan das Ende der 16-jährigen Ära.

Sowohl das Männer- als auch das Frauen-Team werden nicht länger unterstützt. Noch am 9. August hatte der Konzern vertraglich zugesichert, bis 2010 dem Radsport treu zu bleiben.

Zukunft gesichert 

Die Zukunft des Teams ist jedoch gesichert. Teammanager Bob Stapleton will mit seiner Firma "High Road Sports" die Arbeit mit dem gesamten Stab inklusive aller 29 Fahrer und den Mitarbeitern fortsetzen. Das gilt auch für den Frauen-Rennstall. Der millionenschwere Kalifornier besitzt die ProTour-Lizenz des Weltverbandes UCI bis 2010.

"Wir hoffen, dass die Mannschaft als unabhängige Einheit weiter arbeiten kann, um nicht nur die sportlichen Ziele zu erreichen, sondern auch weiter die Führungsrolle im Anti-Doping-Kampf einzunehmen", erklärte Stapleton.

Es kam nicht überraschend 

Linus Gerdemann, der nach seinem Etappengewinn bei der Tour de France als "neue deutsche Hoffnung" nicht nur vom T-Mobile-Team gefeiert wurde, traf die Neuigkeit im Trainingslager auf Mallorca: "Ich muss mir über das Ganze jetzt erst mal Gedanken machen. Vor Morgen kann ich dazu nichts sagen."

Mit Bedauern reagierte Sinkewitz, dessen detaillierte Schilderung über Doping bei T-Mobile das Fass zum Überlaufen gebracht hatten: "Das kam nicht überraschend", sagte er der dpa. "In der letzten Zeit wurde ein kompletter Neuanfang gemacht und hat sich einiges geändert. Es ist schade, dass gerade jetzt der Sponsor aussteigt."

Abfindung für Stapleton 

Für die Auflösung seines Vertrags mit T-Mobile dürfte Stapleton eine satte Abfindung erhalten. Der Wert des Vertrags von 2008 bis 2010 wird insgesamt auf bis zu 40 Millionen Euro geschätzt. "Über die getroffene Vereinbarung zwischen Sponsor und Stapleton ist Stillschweigen vereinbart worden", sagte Team-Sprecher Stefan Wagner der "dpa".

Jetzt gehe es darum, bei der UCI die Umbenennung des Teams auf den Firmennamen Stapletons zu beantragen. In den vergangenen Tagen sei "über die Auflösung des bis 31. Dezember 2010 geschlossenen Vertrages in beiderseitigem Einvernehmen" verhandelt worden, teilte die Telekom mit.

Weglaufen verboten 

Trotz der Doping-Geständnisse ehemaliger Magenta-Profis wie Erik Zabel und Rolf Aldag (jetzt Teamchef unter Stapleton) hatte T-Mobile noch am 9. August die Fortsetzung des Sponsoring-Engagements angekündigt. "Wer verändern will, darf nicht weglaufen", hatte T- Mobile-Kommunikationsdirektor Christian Frommert damals erklärt.

Doch nach den Aussagen des Kronzeugen Sinkewitz, der für das vergangene Jahr umfassendes Eigenblut-Doping beim T-Mobile-Team schilderte, zog das Unternehmen die Reißleine. Damit steht der deutsche Profi- Radsport vor der größten Zerreiß-Probe, da bereits zuvor Gerolsteiner den Rückzug nach 2008 angekündigt und das Zweitliga-Team Wiesenhof schon nach dieser Saison Schluss gemacht hatten.

Kein leichter Abschied 

"Der Telekom-Konzern hat alle Anstrengungen unternommen und stand zu seiner Verantwortung. Das Vorgehen im Anti-Doping-Kampf war in den letzten Monaten glaubhaft. Aber man muss auch Verständnis haben, wenn ein Unternehmen bis an seine Grenzen gegangen ist und jetzt diesen Schritt vollzieht", sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

"Angesichts unserer langjährigen Unterstützung für den Profiradsport und der Fortschritte, die das Management um Bob Stapleton zuletzt machte, ist uns dies nicht leicht gefallen", sagte Akhavan.

Anti-Doping-Kampf wird fortgesetzt 

Der Konzern habe aber auch eine Verpflichtung gegenüber seinem Kerngeschäft und damit den Mitarbeitern, Kunden und Aktionären. "Wir haben mit dem aktuellen Team-Management hart daran gearbeitet, für einen sauberen Radsport einzutreten.

Wir haben uns aber nun dazu entschieden, unsere Mittel an anderer Stelle einzusetzen." Die Entscheidung sei nicht wegen Unstimmigkeiten mit dem Team-Management oder dessen Fehlverhalten getroffen worden, betonte er. Der Konzern werde seinen Verpflichtungen im Anti-Doping-Kampf durch eine "nennenswerte Summe" nachkommen.