Die Serie zwischen den Pittsburgh Penguins und Ottawa Senators birgt jede Menge Zündstoff. Die New York Rangers vertrauen auf "King Henrik" - und der Champion aus L.A. spielt schon wieder wie ein Champion.
Eastern Conference
Pittsburgh Penguins (1) vs. Ottawa Senators (7)
Ausgangslage: Anschnallen, in dieser Serie wird ganz besonders die Post abgehen! Penguins-Stürmer Matt Cooke, aufgrund seiner Historie bekanntermaßen nicht einer der beliebtesten Spieler außerhalb der Stadt, in der er spielt, ist in Ottawa klar der Staatsfeind Nr. 1. Sein Hit gegen Star-Defender Erik Karlsson führte im Februar dazu, dass sich der amtierende Norris-Trophy-Sieger die Achillessehne riss und lange ausfiel. Dass es bei neutraler Beobachtung eindeutig ein Unfall war, spielte in Ottawa angesichts der verständlichen Emotionalität in der Sache keine Rolle. Cooke wurde zur Hassfigur.
Dazu kommen unter anderem Äußerungen von Sens-Besitzer Eugene Melnyk, der sich darüber beschwerte, wie vulgär Pens-Fans über sein Team sprechen würden. Kurzum: Zwischen Ottawa und Montreal wurden schon keine Freundschaften geschlossen und dazu wird es in dieser Serie mit Sicherheit auch nicht kommen.
Zum Sportlichen: Die Penguins hatten in ihrem Erstrunden-Duell mit den New York Islanders mehr Mühe als erwartet, im Grunde spielten die Pens über weite Strecken der Serie schwach. Sie fanden aber einen Weg, um zum ersten Mal seit drei Jahren wieder eine Playoff-Serie zu gewinnen - und das lag vor allem an ihrer Explosivität in der Offense und einem kaum zu stoppenden Power Play (33%).
Evgeni Malkin (11 Scorerpunkte), Sidney Crosby (9 Scorerpunkte), Jarome Iginla (9 Scorerpunkte) oder Pascal Dupuis (7 Scorerpunkte) - Pittsburgh besitzt unzählige Waffen. Chris Kunitz oder James Neal waren hier noch gar nicht genannt, und Jussi Jokinen schaffte es zuletzt nicht mal mehr in die Lineup. Tiefe a la Pens.
Die Sens dominierten die Canadiens in ihrer Serie auf beeindruckende Art und Weise. Ein großer Faktor war dabei Karlsson, der rechtzeitig kurz vor Ende der Regular Season sein Comeback feiern konnte und sofort wieder einer der besten Spieler war (1 Tor, 5 Assists, 26 Minuten Eiszeit).
Der Ottawa-Sturm hat nicht im Ansatz das Talent der Pens, aber jeder trägt seinen Teil zum Erfolg bei. Kyle Turris traf in den letzten drei Spielen gegen Montreal, Cory Conacher, Jakob Silfverberg oder Mike Zibanejad erzielten alle wichtige Tore. Dazu kommt mit Jean-Gabriel Pageau ein extrem gefährlicher Youngster - und den alten Daniel Alfredsson gibt es ja auch noch. Und: Es gibt Spekulationen, ob Jason Spezza nach langer Verletzungspause (Rücken) sein Comeback feiern könnte. Er trainiert immerhin schon mal wieder.
Players to watch: Tomas Vokoun vs. Craig Anderson. Coach Dan Bylsma hatte nach Spiel 4 keine Wahl mehr. Er musste Marc-Andre Fleury nach einigen schlimmen Gegentoren auf die Bank verbannen und Vokoun ins Tor stellen. Der 36-Jährige zahlte das Vertrauen mit zwei überragenden Leistungen zurück. Es darf keine Frage sein, wer gegen die Sens im Tor steht. Es muss Vokoun sein. Bei den Sens verkörperte Anderson wie schon in der gesamten Saison Weltklasse. Er parierte 171 von 180 Schüssen (95%), im letzten Drittel kassierte er in der ganzen Serie kein einziges Tor. Anderson ist Ottawas größter Trumpf.
Prognose: Die Sens haben mit ihrer Physis (Smith-Neil-Kassian-Reihe) und ihrem Speed genau die gleichen Attribute, die Pittsburgh schon gegen die Islanders vor Probleme stellte. Und im Gegensatz zu den Islanders hat Ottawa einen Torhüter. Dennoch: Bekommen die Pens solides Goaltending, werden sie sich auch durchsetzen. Penguins in 6.
Boston Bruins (4) vs. New York Rangers (6)
Ausgangslage: Bruins vs. Rangers - das gab es in den Playoffs seit 40 Jahren nicht! Und dass es dieses Duell in dieser Saison jetzt gibt, ist eigentlich kaum zu glauben, wenn man bedenkt, wie mausetot die Bruins in Spiel 7 gegen die Maple Leafs schon waren. Patrice Bergeron wurde am Ende zum Helden, aber Boston wird in der Postseason bislang klar von einer Reihe getragen: David Krejci, Nathan Horton, Milan Lucic. Vor allem Krejci war mit 13 Scorerpunkten nicht zu bremsen.
Probleme könnte Boston in der Defense bekommen. Zdeno Chara, der in Spiel 7 fast 36 Minuten auf dem Eis stand, wird noch mehr wegfahren müssen, sollte Dennis Seidenberg (Beinverletzung) ausfallen und auch Andrew Ference weiterhin nicht zur Verfügung stehen.
Die Rangers gewannen ihre Serie gegen die Caps nach dreimaligem Rückstand in erster Linie dank Henrik Lundqvist. Sein Schweden-Finnen-Duell mit Tuukka Rask wird naturgemäß die Serie stark beeinflussen. Lundqvist gibt den Rangers in jedem Spiel eine Chance, dazu arbeitet das Team vor ihm defensiv sehr gut. In der Defense sind Dan Girardi und Ryan McDonagh die Türme in der Schlacht. Im Angriff wird die Verantwortung auf viele Schultern verteilt. Gegen Washington stach Derick Brassard (9 Scorerpunkte) heraus, außerdem glänzte die Checking-Line um Brian Boyle, Derek Dorsett und Taylor Pyatt.
Players to watch: Jaromir Jagr vs. Rick Nash. Der 41-jährige Jagr blieb in der Serie gegen Toronto ohne einziges Tor. Damit traf er genauso oft wie Nash gegen die Caps. Völlig klar: Jagr und Nash müssen aufwachen, wenn ihre Teams ins Conference-Finale einziehen wollen.
Prognose: Wenn die Big Guns der Rangers mehr produzieren und wenn sie eine Lösung für ihr gegen Washington desaströses Power Play (2/28, drei 5-3-Chancen nicht genutzt) finden, haben sie eine gute Chance, eine ganz enge Serie für sich zu entscheiden. Lundqvist könnte den Unterschied machen. Rangers in 7.
Seite 2: Western Conference: Chicago vs. Detroit und L.A. vs. San Jose
Western Conference
Chicago Blackhawks (1) vs. Detroit Red Wings (7)
Ausgangslage: Blackhawks vs. Red Wings - es gibt kaum bessere Rivalitäten in der NHL. Allerdings: Durch das Realignment ab der nächsten Saison könnte es für längere Zeit das letzte Playoff-Duell der beiden Teams sein. Chicago setzte sich in Runde eins wie erwartet problemlos gegen Minnesota durch. Das Erstaunliche daran: Die Blackhawks setzten sich locker durch, obwohl von den Superstars Jonathan Toews und Patrick Kane, was das Toreschießen angeht, nichts kam.
Es ist der große Luxus der Blackhawks, vier Reihen zu haben, die jederzeit produzieren können. Gegen die Wild glänzte Patrick Sharp (5 Tore), auch ein Arbeiter wie Bryan Bickell netzte dreimal, dazu kamen Treffer aus der vierten Linie (Michael Frolik, Marcus Kruger). Weiteres Plus: Goalie Corey Crawford war der erhoffte Rückhalt.
Das Gleiche gilt bei den Red Wings für Jimmy Howard, der gegen Anaheim konstant gute Leistungen zeigte. Detroits Sturm wird nach wie vor von Henrik Zetterberg und Pavel Datsyuk angeführt. Solange sie die beiden Jungs in der Lineup haben, bleiben die Red Wings gefährlich. Justin Abdelkader hat sich zudem als gute Ergänzung für die Top-Reihe erwiesen.
Wenn Detroit gegen Chicago eine Chance haben will, dann wird es auch darauf ankommen, dass die junge dritte Reihe um Damien Brunner, Joakim Andersson und Gustav Nyquist weiter so stark aufspielt wie gegen die Ducks.
Players to watch: Duncan Keith vs. Niklas Kronwall. Der Norris-Trophy-Winner von 2010 war gegen Minnesota überragend in Form (1 Tor, 4 Assists, +5). Bei den Red Wings hat sich Kronwall in der Post-Lidström-Ära als Nummer-1-Defender etabliert, zusammen mit Jonathan Ericsson bildet der Schwede ein gutes Top-Pairing. Dahinter wird es etwas dünn in der Defense.
Prognose: Zum letzten Mal sahen sich die Teams in den West Finals 2009 - Detroit gewann 4-1. Die Zeiten haben sich geändert. Die Red Wings sind der Underdog, das Erreichen der 2. Runde ist eigentlich schon ein Erfolg. Chicago ist eindeutig zu stark. Blackhawks in 5.
Los Angeles Kings (5) vs. San Jose Sharks (6)
Ausgangslage: Während die Sharks die Canucks überraschend per Sweep aus den Playoffs beförderten, mussten sich die Kings gegen die Blues aus einem 0-2-Loch herausbuddeln, das gelang aber glänzend. Positiv: Die zweite Reihe um Sniper Jeff Carter, Mike Richards und Dwight King entlastete die Top-Linie (Anze Kopitar, Dustin Brown, Justin Williams) extrem gut.
In der Defense ist weiterhin Drew Doughty der entscheidende Mann, mit Robyn Regehr hat er einen guten Partner an seiner Seite, der es ihm ermöglicht, sich in die Offense einzuschalten. Der junge Slava Voynov wird auch immer stärker und ist vor allem offensiv gefährlich.
Das Pendant zu Doughty heißt bei den Sharks Dan Boyle, auch er hat eine starke Serie hinter sich. Im Sturm scorten gegen Vancouver vor allem Patrick Marleau und Joe Pavelski (je 4 Tore), dazu kamen starke Performances von Logan Couture und Joe Thornton. Auch das Experiment mit Brent Burns als Flügelstürmer scheint weiter aufzugehen. Dazu war Raffi Torres ein Faktor. Fraglich ist, ob Martin Havlat (schied in Spiel 1 verletzt aus) im Laufe der Serie eingreifen wird können.
Auf der Goalie-Position wird es ein sehr interessantes Duell geben: Jonathan Quick vs. Antti Niemi. Nach einem Horror-Start in die Serie meldete sich der Conn Smythe Trophy Winner famos zurück. Aber auch Niemi bewies gegen Vancouver, warum er für die Vezina Trophy nominiert ist. In den Playoffs gibt es kaum einen besseren Keeper als Niemi, seine OT-Bilanz (11-2) in seiner Playoff-Karriere ist ohne Worte.
Players to watch: Dustin Penner vs. Logan Couture. Penner ist und bleibt ein Mann für die Playoffs. In der Regular Season traf der Stürmer in 33 Spielen nur zweimal, in der Serie gegen die Blues egalisierte er seinen Output, unter anderem erzielte Penner mit einem Lasershot den Series-Winner in Spiel 6. Bei den Sharks wird Couture immer mehr zum Go-to-Guy. In den vier Spielen gegen Vancouver verbuchte der 24-Jährige 8 Scorerpunkte (3 Tore+5 Assists).
Prognose: Weder die Quick-Patzer noch der 0-2-Rückstand in der Serie konnten den Kings etwas anhaben. Dann gewinnen sie eben einfach die nächsten vier Spiele. L.A. hat eine brutale Winner-Mentalität entwickelt. Die Sharks werden ihnen eine harte Serie liefern, aber gegen diese Kings tippen? Nein! Kings in 7.
Der Playoff-Spielplan
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