Crosby gegen seine Jugendliebe

Florian Regelmann
29. April 201015:27
Ein Duell, auf das es zu achten gilt: Sidney Crosby vs. Jaroslav HalakGetty
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Während sich im Westen alle Favoriten durchgesetzt haben, war die erste Runde im Osten an Verrücktheit nicht zu überbieten. Alle Division-Champs sind raus - und die Pittsburgh Penguins plötzlich die Nummer eins. Wie geht es im Conference-Halbfinale weiter? Der SPOX-Check.

Pittsburgh Penguins (4) vs. Montreal Canadiens (8)

Saisonbilanz: 3-1 (6:1, 3:1, 3:2, 3:5)

Ausgangslage: Die Penguins haben anscheinend ein gewisses Schema auf ihrem Weg zum Stanley Cup. Zuhause in Spiel 5 den Sack nicht zumachen, dann sich in Spiel 6 einen 0:3-Rückstand einhandeln - und dann furios zurückkommen und der Welt zeigen, dass man jetzt nicht mehr zu stoppen ist. So geschehen im letzten Jahr in der ersten Runde gegen Philly, so wiederholt in diesem Jahr in der ersten Runde gegen Ottawa.

Nach einigen Problemchen in der Serie zeigten die Penguins mit ihrem Comeback in Spiel 6 in Ottawa wieder ihr Cup-Gesicht. Wenn sie so forechecken und den Gegner in der eigenen Zone einschnüren, sind sie nahe an der Unschlagbarkeit. Was Sidney Crosby gegen die Sens (14 Scorerpunkte) spielte, war außerdem teilweise von einem anderen Stern. Crosby ist definitiv "in the zone".

Steigerungspotenzial gibt es aber noch bei Goalie Marc-Andre Fleury oder Alexei Ponikarowsky. Ruslan Fedotenko durfte sich die meisten Spiele sogar von der Tribüne aus anschauen, umso wichtiger wäre es für die Pens, wenn Energizer Tyler Kennedy wieder fit wird. Auch die Genesung von Jordan Leopold, der mit seinen guten Aufbaupässen wichtig für die Pens ist, würde Pittsburgh gut tun.

Jaroslav Halak, Jaroslav Halak, Jaroslav Halak. Die Washington Capitals werden ihn für immer verfluchen, aber für die Montreal Canadiens ist er zum Helden geworden. Nachdem er in Spiel 4 auf die Bank gesetzt und durch Carey Price ersetzt worden war, hielt der Slowake in den Spielen 5-7 einfach mal 131 von 134 Schüssen, die Owetschkin und Co. auf ihn abfeuerten. Ohne Worte.

Halak hat die Serie fast alleine gewonnen. Von den Habs-Spielern, die alle sieben Spiele absolviert haben, hat nur einer (Hal Gill, +1) eine positive Plus-Minus-Bilanz. Und dennoch haben sie die Serie gewonnen. Eben wegen Halak. Wer so einen Goalie hat, der kann auch für den amtierenden Champion gefährlich werden.

Im Schatten des Halak'schen Wahnsinns muss man aber auch sehen, dass Mike Cammalleri (10 Scorerpunkte) überragende Playoffs spielt und neben Tomas Plekanec und Andrei Markow der Schlüsselspieler der Canadiens ist.

Players to watch: Jordan Staal vs. Dominic Moore. Er wird immer ein wenig im Schatten von Sidney Crosby und Jewgeni Malkin stehen, aber er ist nicht minder wichtig für den Erfolg der Pens: Jordan Staal. Ob es jemals einen besseren Dritte-Reihe-Center gegeben hat? Kaum vorstellbar. "Staalsy" - immer noch erst 21 Jahre alt - ist einer der besten Zwei-Wege-Stürmer der NHL und völlig zurecht zum ersten Mal für die Selke Trophy nominiert worden. Wenn Staal auf dem Eis ist, hat Coach Dan Bylsma immer ein gutes Gefühl.

Dominic Moore ist zwar bei weitem nicht auf dem Niveau wie Staal, aber auch er ist von ungeheurer Wichtigkeit für sein Team. Es ist kein Zufall, dass das Game-Winning-Goal in Spiel 7 in Washington auf sein Konto ging. Nur mit unermüdlichen Arbeitern wie Moore gewinnt man in den Playoffs Serien.

Prognose: Montreal ist ein extrem unangenehmer Gegner, aber Pittsburgh ist ins Rollen gekommen und wird sich von den Canadiens nicht aufhalten lassen. Crosby spielt gegen das Team, das er als kleiner Junge so geliebt hat. Er wird ganz Kanada eine Show bieten. Penguins in 5.

Boston Bruins (6) vs. Philadelphia Flyers (7)

Saisonbilanz: 2-2 (3:4 SO, 1:3, 2:1 OT, 5:1)

Ausgangslage: Was man mit einem Top-Goalie, mannschaftlicher Geschlossenheit und unbändigem Willen erreichen kann, zeigen in den diesjährigen Playoffs die Bruins. Trotz wichtiger Ausfälle fand Boston einen Weg, um die Serie gegen Buffalo zu gewinnen. Weil Tuukka Rask jetzt schon bewiesen hat, dass er auch in den Playoffs zu herausragenden Leistungen fähig ist.

Und weil viele verschiedene Spieler Verantwortung übernahmen. Bezeichnend: Die Schlüsselspieler waren ein 42-Jähriger (Mark Recchi) und ein 35-Jähriger (Miroslav Satan), der zu Beginn der Saison nicht mal einen Vertrag in der NHL hatte, aber zeigte, dass er einfach immer noch ein geiler Eishockeyspieler ist.

Die Reihe mit Satan, David Krejci und Milan Lucic machte in Spiel 6 gegen Buffalo einen starken Eindruck. Sorgen macht dagegen ausgerechnet Marco Sturm. In der Regular Season noch der Top-Torjäger der Bruins, erzielte Sturm in der Serie gegen die Sabres keinen einzigen Scorerpunkt. Sturm muss aufwachen.

Bruins vs. Flyers: Patrice Bergeron vs. Mike RichardsGetty

Wie locker und leicht sich die Flyers gegen die Devils durchsetzten, war beeindruckend. In ihren vier Siegen kassierten die Flyers nur vier Gegentore. Das lag zwar sicher auch an einer unverständlich blutleeren Vorstellung der Devils, aber das Defensivverhalten der Flyers war dennoch vorbildlich.

Möglich gemacht haben das die absoluten Ausnahme-Verteidiger Chris Pronger und Kimmo Timonen. Die Bestnote verdiente sich aber Brian Boucher (1,59 GAA, 94 Prozent Fangquote), der - im Grunde unfassbarerweise - das Goalie-Duell mit Martin Brodeur aber mal ganz klar für sich entschied.

Im Angriff spielte vor allem Mike Richards (8 Scorerpunkte) eine herausragende Serie, das wird er erneut tun müssen, denn mit Jeff Carter und Simon Gagne fallen zwei der wichtigsten und unersetzliche Spieler wegen Fußbrüchen aus. Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Verlust von PK-Spezialist Ian Laperriere, der Heldenstatus erreicht hat, weil er einen Schuss mit seinem Gesicht blockte - aber spielen kann er nicht mehr so schnell.

Players to watch: Marc Savard vs. Claude Giroux. Dass Savard, nachdem er von Pens-Stürmer Matt Cooke mit einem Blindside-Hit übel ausgeknockt wurde, jetzt sein Comeback feiern wird, ist ein Segen für die Bruins. Allein durch seine Anwesenheit macht er Boston eine Klasse besser. Vor allem das Powerplay wird von seinen Playmaking-Skills profitieren.

Auf Seiten der Flyers hängt nach den Ausfällen von Carter und Gagne viel an Claude Giroux. Der Winger ist zwar klein in Sachen Körpergröße, aber ganz groß in Sachen Herz und Toughness. Gegen die Devils war Giroux bereits ein wichtiger Faktor - das muss er auch gegen die Bruins sein.

Prognose: Es wird eine ganz lange und fiese Serie. Wenn die Flyers nicht solche Verletzungsprobleme hätten, würde eine Menge für sie sprechen. Aber die Bruins sind zu tough und die Ausfälle von Carter und Co. wiegen zu schwer. Bruins in 7.

Hier geht's zu den Duellen im Westen

San Jose Sharks (1) vs. Detroit Red Wings (5)

Saisonbilanz: 1-3 (1:2 OT, 1:4, 2:4, 3:2 SO)

Ausgangslage: Respekt vor den Sharks. Jahrelang waren sie eine Lachnummer, weil sie jedes Mal in den Playoffs versagten, aber wie sich jetzt in der ersten Runde gegen eine hungrige Avalanche-Mannschaft nach einem 1-2-Rückstand noch zurückgekämpft haben, war eine deutliche Ansage.

Mit San Jose ist zu rechnen. Wer gedacht hatte, dass die Sharks komplett von der Traumlinie Patrick Marleau - Joe Thornton - Dany Heatley abhängig ist, der wurde gegen Colorado eines Besseren belehrt. Das Super-Trio erzielte zusammen nur ein mickriges Törchen. Ihre Plus-Minus-Bilanz: -7.

Gut, wenn man dann Leute wie Ryan Clowe, Joe Pavelski und Devin Setoguchi hat, die in die Bresche springen können. Klar ist aber auch, dass von den Top-Guns mehr kommen muss, wenn es für die Sharks noch weit gehen soll.

Die Red Wings wurden von den Coyotes sehr gefordert und in sieben Spiele gezwungen, aber als die Saison auf dem Spiel stand, kam das Detroit zum Vorschein, das man kennt. Angeführt von den überragenden Henrik Zetterberg (6 Tore in der Serie) und Pawel Datsyuk (5 Tore) schossen sich die Red Wings in Runde zwei.

Im Schatten der beiden großen Stars spielt Valtteri Filppula starke Playoffs - der Finne hat sich zu einem Schlüsselspieler gemausert. Rookie-Goalie Jimmy Howard war teilweise stark, schwächelte in einigen Spielen aber auch bedenklich. Er bleibt aufgrund seiner schwankenden Leistungen ein potenzielles Risiko für Detroit.

Players to watch: Dan Boyle vs. Nicklas Lidström. Zwei der besten Verteidiger, die es auf diesem Planeten gibt, treffen sich in der Serie. Dan Boyle wurde in Spiel 3 zum großen Pechvogel, als er in einem der skurrilsten Momente der Playoff-Geschichte in der OT ein Eigentor fabrizierte. Aber er ließ sich davon nicht beirren und spielte ein tolle Serie - sowohl offensiv als auch defensiv.

Zu Nicklas Lidström fallen einem eigentlich keine Superlative mehr ein. Der Bursche ist gerade 40 Jahre alt geworden, aber es gibt immer noch keinen Besseren als den Schweden. Mit zwei Toren in Spiel 7 hatte er maßgeblichen Anteil am Einzug in die zweite Runde. Willst du dir einen perfekten Verteidiger backen, dann nehme Lidström als Vorbild.

Prognose: Jimmy Howard gibt einem zu denken, aber Detroit weiß einfach, wie man gewinnt. Dazu sind Zetterberg/Datsyuk heiß und San Joses Stars kalt. Red Wings in 6.

Chicago Blackhawks (2) vs. Vancouver Canucks (3)

Saisonbilanz: 2-2 (2:3, 1:0, 1:5, 6:3)

Ausgangslage: Blackhawks, das war knapp! Die Nashville Predators haben Chicago alles abverlangt. Hätten sich die Blackhawks in Spiel 5 nicht 14 Sekunden vor Schluss mit einem Shorthander in die Overtime gerettet, die Serie hätte ein böses Ende nehmen können.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Chicago sich davon nicht mehr erholt hätte. Die Preds wissen wohl bis heute nicht, wie sie es geschafft haben, Spiel 5 noch zu vergeigen.

Was den Blackhawks Mut machen sollte, ist die Tatsache, dass ihre potenziell so famose Offense um Patrick Kane und Jonathan Toews nach unfassbar schwachem Beginn in den letzten Spielen in Fahrt gekommen ist. Dazu hat Keeper Antti Niemi zwar keine Spiele gewonnen, aber auch keine verloren. Sein großer Test kommt aber erst jetzt.

Blackhawks vs. Canucks: Liebe ist das nicht...Getty

Christian Ehrhoffs Canucks hatten in der ersten Runde mit den Los Angeles Kings auch so ihre Mühe, aber dank unglaublicher Schweden-Power war Vancouver offensiv einfach nicht zu stoppen. Dass die Sedin-Zwillinge scoren, ist Naturgesetz, aber der Mann der Serie war gegen L.A. Mikael Samuelsson, der sieben Mal einnetzte und damit die bescheidene Serie von Alex Burrows wettmachte.

Außerdem stark: Steve Bernier (4 Tore). Roberto Luongo überzeugte nicht immer, aber dafür war sein Save in Spiel 6 nicht mehr von dieser Welt.

In den letzten Playoffs heulte Luongo, nachdem ihm die Blackhawks in Spiel 6 sieben Tore einschenkten - er will es ihnen heimzahlen. Ein Fragezeichen steht bei den Canucks hinter ihrem unglaublich schlechten Penalty Killing - und ihrer Abwehrreihe insgesamt.

Players to watch: Marian Hossa vs. Pavol Demitra. Zwei Slowaken im Duell. Hossa wurde in Spiel 5 gegen Nashville erst zum Sündenbock, als er wegen Bandenchecks auf die Strafbank wanderte, und dann zum Helden, als er in der Overtime das Spiel entschied. Mit seinem einzigen Tor der Serie.

Auch von Demitra muss mehr kommen. Zwischenzeitlich fand er sich in der vierten Reihe wieder und war deswegen stocksauer, aber in den letzten Spielen zeigte er ansteigende Form und erzielte wichtige Tore. Der 35-Jährige ist ein X-Faktor bei den Canucks.

Prognose: Beide Teams können sich auf den Tod nicht leiden. Was ist eigentlich die Steigerung von Hass? Im letzten Jahr beendete Chicago die Saison der Canucks, jetzt kommt es zu einem Rematch. Und diesmal wird Vancouver den Spieß umdrehen. Jeder, der denkt, dass Niemi annähernd so gut ist wie Luongo, sollte zum Arzt gehen. Canucks in 7.

Der Playoff-Spielplan