Super Bowl 51 rückt immer näher. Wenn die New England Patriots auf die Atlanta Falcons treffen (Montag, 0.30 Uhr live auf DAZN - mit deutschsprachigem und dem Original-Kommentar), werden die Stars im Mittelpunkt stehen - aber auch den Akteuren aus der zweiten Reihe fallen wichtige Rollen zu. SPOX-Redakteur Stefan Petri hat den Test gemacht und die 20 wichtigsten Spieler vom Sonntag in einem "Power Ranking" bewertet. In der Spitze kann Atlanta mithalten, danach haben die Pats ein Übergewicht. Und: Es wird kontrovers.
Überraschung - der Fullback! Seine Position ist ein Dinosaurier in der heutigen NFL, aber kaum einer ist auf dieser Position besser als Develin. Der ist ein elementarer Baustein des Running Games der Pats und unter anderem "Vorbereiter" von 16 der 18 Blount-Touchdowns. Kein Wunder, dass ihn Belichick sogar mit einem "Pickup Truck" vergleicht. In den Playoffs war er bisher 58 Snaps auf dem Feld, kann auch in der Pass Protection bestehen - und so wie man die Patriots kennt, könnte er gegen Houston sogar auch mal den Ball sehen. Nach null Carries in der Regular Season. Vielleicht bleibt Develin am Sonntag unsichtbar, deshalb ist der 20. Platz recht hoch gegriffen. Nennt es so eine Art Ahnung ...
Für Head Coach Dan Quinn gibt der Rookie-Safety den "Kam Chancellor Light", wobei er ganz sicher nicht als leicht bekömmliche Variante durchgeht: Neal spielt enorm physisch und kann nicht nur die Box sichern, sondern covert hin und wieder auch Slot-Receiver oder Backs aus der Tiefe. Die Pats werden ihn aufgrund seiner Unerfahrenheit sicherlich attackieren, aber Neal ist auch ein Playmaker: 5 Fumbles erzwang er in der abgelaufenen Saison, dazu ist kaum ein Safety schneller beim Ball als er (4.83 Sekunden bis zum Tackle bedeuten Rang vier).
Mit 15,5 Sacks der erfolgreichste Pass-Rusher der Regular Season. Gerade seine Geschwindigkeit über die linke Seite verbreitet Angst und Schrecken. Dennoch könnte es Beasley am Sonntag schwer haben, zu Brady durchzukommen: Da wäre zum einen Right Tackle Marcus Cannon (siehe unten), der eine bemerkenswerte Saison spielt. Dazu kommt der traditionell schnelle Release von Nummer 12. Und: Beasley ist vor allem ein Mann für Pass-Situationen, mit drei oder mehr gegnerischen Receivern auf dem Feld. Setzen die Pats dagegen auf ihr Running Game, dürfte er weniger Snaps spielen. Bietet ihn Quinn eventuell, wie es die Texans in der Divisional-Runde mit ihren Pass-Rushern gemacht haben, auch mal über die Mitte auf?
180 Yards und zwei Touchdowns gegen die Steelers - bei den Stats konnte Hogan damit sogar gegen Julio Jones mithalten. Kaum vorstellbar, dass seine Rolle gegen Atlanta ähnlich groß sein wird, aber der ehemalige Lacrosse-Spieler hat sich im Passing-Game der Pats als zweite Option neben Julian Edelman etabliert. Und als Spezialist für Deep Balls: Schon sechs Catches bei Pässen über 20+ Yards in dieser Postseason.
Gabriel ist nicht unbedingt ein besserer Receiver als Mohamed Sanu und wird vielleicht auch nicht so viele Bälle sehen wie dieser. Aber mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit ist er ein größerer X-Faktor und steht deshalb hier. Dan Quinn dürfte versuchen, den Downfield-Speed von Gabriel durch Screens oder vielleicht sogar ein Trick Play ins Spiel zu bringen, und dabei ist ein Big Play immer drin. Im Eins-gegen-eins gegen Malcolm Butler würde es schwer, gegen andere Corner muss er dann liefern.
Vielleicht der beste Run-Defender der Pats. Branch dürfte es mit Falcons-Center Alex Mack zu tun bekommen, eine größere Herausforderung kann man sich kaum wünschen. 31 Stops in dieser Saison hat Branch gegen den Run schon hingelegt, trotz der Tatsache, dass er es häufig mit Double-Teams zu tun bekommt. Kann er seine Gaps schließen, wird es ganz schwer für das Running Game Atlantas. Und: Den Passer attackieren kann er auch (2 Sacks, 24 Total Pressures).
Ein Kandidat für den Defensive Rookie of the Year, und vielleicht ein zukünftiger Star: Jones ist schnell und leichtfüßig unterwegs, kann sich mit Slot Receivern und Tight Ends anlegen und dabei auch noch den Run spielen (41 Run Tackles). In seinen Einzugsbereich werden Bälle fliegen, aber kein Linebacker hat so viele Pässe verteidigt wie er (7), dazu kommen auch noch drei Interceptions. Wenn er sich nicht von Brady austricksen lässt, ist das eine oder andere Big Play drin.
Der Linebacker ist eine der vielen Allzweckwaffen auf der defensiven Seite des Balles. Er kann sowohl gegen den Run, als auch in Coverage gegen Receiver oder Tight Ends bestehen. Außerdem setzt ihn Defensive Coordinator Matt Patricia immer mal wieder als Blitzer ein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er gegen Atlanta auf eine zweistellige Anzahl Tackles kommt. Allerdings stehen noch kleine Fragezeichen hinter seiner lädierten Schulter: Gegen Pittsburgh konnte Hightower nur 36 Snaps spielen, dazu zuletzt nur eingeschränkt trainieren.
Der Ersatzmann von Sebastian Vollmer hat sich zum Leistungsträger gemausert und über die gesamte Saison nur mickrige zwei Sacks zugelassen - da kam die All-Pro-Ehrung nicht überraschend. Mit seinen 335 Pfund kann er auch im Running Game mächtig drücken. Solder und Cannon sind schon eine brutal gute Kombination. Überhaupt hat die O-Line der Pats seit dem 9. Oktober nicht mehr umbauen müssen - und Kontinuität wird in diesem Bereich oft unterschätzt.
Freeman bringt im Running Game die Konstanz und das Breakaway-Potenzial für Big Plays, im Passing Game ist er aufgrund seiner Flexibilität aber fast noch wichtiger und die Sicherheitsleine für Matt Ryan. Pre-Snap kann er auch in den Slot oder nach außen wechseln und es der Defense so schwer machen. War es eine Ablenkung, als sein Berater zuletzt eine Gehaltserhöhung forderte? "Wo ich aufgewachsen bin, musste ich auf der Straße Kugeln ausweichen und habe mir nachts Sorgen über Schusswechsel gemacht. Das hat mich abgelenkt. Dies hier ist nur Football." Damit ist wohl alles gesagt.
Vor zwei Jahren gegen Seattle noch der Held aus dem Nichts, mittlerweile ist Butler einer der besten Cornerbacks der Liga und kann sich gegen so ziemlich jeden Receiver behaupten und diesen über das ganze Feld verfolgen. Betrachtet man die bisherige Saison der Pats, ist es aber unwahrscheinlich, dass er es wie gewünscht mit Jones zu tun bekommt: Mit A.J. Green, DeAnthony Hopkins und Demaryius Thomas verteidigte er ähnliche Receiver-Typen in dieser Saison gerade mal für acht Plays. Seine Aufgabe wird wohl sein, Mohamed Sanu oder Taylor Gabriel aus dem Spiel zu nehmen.
Lewis auf 9 und LeGarrette Blount gar nicht vertreten? "Maaaaann, Spohox!" Ja, das ist kontrovers, aber lehren uns die heutigen Zeiten nicht, dass man zu seinen Überzeugungen auch bei potenziellem Gegenwind stehen muss? Mit Dion Lewis im Lineup sind die Patriots in 16 Spielen noch unbesiegt. Nach schwerer Verletzung kehrte er erst in Week 11 zurück, präsentierte sich gegen die Texans mit drei unterschiedlichen Touchdowns aber schon wieder in Topform. Lewis ist als Rusher und Pass-Catcher aus dem Backfield gleichermaßen stark, und die Linebacker der Falcons hatten in diesem Jahr Probleme mit der Coverage eben solcher. Ob nun nach Pass Plays plötzlich gegen eine leichte Box oder outside gegen einen Linebacker - Lewis ist extrem gefährlich. Deshalb mein Tipp: Nachdem Lewis gegen die Steelers nur 17 Snaps absolvierte, läuft diesmal sehr viel über ihn, Blount spielt dagegen eine überraschend kleine Rolle.
Alle sprechen von Alex Mack, aber Schraeder ist ebenso ein entscheidendes Puzzlestück in der verbesserten O-Line der Falcons. Gerade im Run Game gehört der 28-Jährige zu den Besten seiner Zunft, kein anderer Tackle wurde von Pro Football Focus so oft positiv benotet wie er - was den Falcons im November einen neuen Fünfjahresvertrag wert war. Gegen den Pass Rush hat Schraeder dagegen noch Schwächen (8 Sacks in dieser Saison), da darf er die Run-Yards nicht wieder herschenken.
Solder spielte auf seiner Position eine herausragende Saison, hat seit Week 11 keinen Sack und in den letzten drei Partien gerade mal drei Pressures zugelassen - an ihm muss Vic Beasley erst einmal vorbeikommen. Kaum jemand hat so sehr von der Rückkehr von Line-Guru Dante Scarnecchia profitiert wie er. Mit seinen 2,03 Metern ist er eine imposante Erscheinung, gleichzeitig als ehemaliger Tight End aber enorm athletisch.
Nicht der prototypische Nummer-eins-Receiver wie Julio Jones, aber nicht weniger effektiv: Edelman ist seit Jahren das Lieblingsziel von Brady und über die kurzen bis mittleren Distanzen durch die Mitte praktisch nicht zu covern. Er hatte vor zwei Jahren den "Game-Winner" gegen die Seahawks gefangen, wenn man so will, und in den diesjährigen Playoffs bereits 23 Targets. Der Ball wird in seine Richtung gehen, und niemand weiß so richtig, wie man Edelman stoppt: Seit Week 9 führt er die Liga mit 1.003 Receiving Yards an.
2016 hatte Mack als Free Agent in Atlanta unterschrieben, mittlerweile ist er der Boss einer starken Offensive Line und mitverantwortlich für Ryans MVP-Saison. Er identifiziert die Coverage, sagt die Plays an und hinterlässt im Running Game einen Pfad der Zerstörung. Oh, und einen Sack zugelassen hat er seit Week 6 nicht mehr. Der 31-Jährige laboriert allerdings an einer Knöchelverletzung. Er wird spielen, aber wenn er in seiner Mobilität zu sehr eingeschränkt ist und im Running Game das Second Level nicht erreichen kann, wäre das eine enorme Schwächung für die Offense.
In der Defense von Belichick die ultimative Allzweckwaffe: McCourty kann den Deep Safety geben, aber als ehemaliger Corner auch im Slot und sogar in der Run Defense eingesetzt werden. 76 Tackles bei nur 5 Misses in diesem Jahr, kaum jemand patrolliert das tiefe Drittel des Feldes so geschickt wie er. Wahrscheinlich wird er sich eher in Richtung Julio Jones verschieben und tiefe Pässe auf diesen abriegeln, aber auch in anderen Schemes sollten seine Fähigkeiten voll zum Tragen kommen.
Ein Receiver wie im Labor hergestellt: Groß, schnell, körperlich stark, dazu außen genauso gut einsetzbar wie im Slot - von Slant bis zum tiefen Jump Ball hat Jones alles im Repertoire. Dazu dürfte er nach zwei Wochen Pause so fit wie lange nicht mehr ins Spiel gehen. Die Patriots werden den 27-Jährigen ganz sicher in Doppeldeckung nehmen, doch selbst das dürfte nicht reichen, um ihn vollständig aus dem Spiel zu nehmen. 247 Yards und drei Touchdowns bisher in zwei Playoff-Spielen. 2013 kam Jones gegen die Pats auf sechs Catches für 108 Yards.
Nach dem besten Jahr seine Karriere hätte Ryan durchaus auch den Spitzenplatz verdient gehabt. Niemand ist besser drauf als der 31-Jährige, der am Sonntag höchstwahrscheinlich als neuer MVP das Spielfeld betreten wird. Die Abstimmung mit den Receivern stimmt, gerade bei Third Down ist keiner so präzise wie er. Auch der Deep Ball stimmt. Die Frage wird sein, ob ihn die Pats-Defense überraschen kann. Wenn der Moment nicht zu groß für ihn ist, haben die Falcons eine gute Chance.
Den Ausschlag für Brady gibt hier lediglich die enorme Erfahrung, die er mitbringt - in Sachen Performance spielten beide Quarterbacks auf einem extrem hohen Niveau. Nach sechs Super Bowls hat Brady sprichwörtlich schon alles miterlebt. Die vielleicht beste Regular Season seiner Karriere im Alter von 39, für die wacklige Performance gegen Houston rehabilitierte er sich im Championship Game. Positiv: Einen ähnlich starken Pass Rush wie den von Houston muss er im Super Bowl nicht fürchten. der fünfte Ring, DeflateGate, Roger Goodell - egal. Brady ist eine Maschine. Kaum vorstellbar, dass die Falcons ihn stoppen können.
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