In sechs Tagen eröffnet der Super-Bowl-Champ aus Baltimore die neue Saison bei den Denver Broncos. Der Druck auf deren Star-Quarterback Peyton Manning ist gewaltig. In Philadelphia und Chicago pfeifen neue Head Coaches auf Konventionen und krempeln alles um. Auch hinter den Kulissen tut sich einiges.
Kommt endlich der zweite Ring? Beim Pro Bowl 2010 war es soweit: Peyton Manning schnappt sich im Training eine Trinkflasche, nimmt einen Schluck - und schraubt den Verschluss ab, den er danach vorsichtig aufsetzt. Danach geht die Flasche an Wes Welker neben ihm, der sich das Wasser prompt über den ganzen Körper schüttet und fürchterlich über den Water Boy aufregt. Und Manning? Der grinst sich eins.
So hat er vielleicht auch gegrinst, als in der Offseason klar wurde, dass mit Welker das Lieblingsspielzeug seines Rivalen und zukünftigen Hall-of-Fame-Kollegen Tom Brady bei den Denver Broncos unterschreibt. Mit Welker, dem einzigen Spieler in der Geschichte der NFL, der fünf Spielzeiten mit je über 100 gefangenen Pässen aufweisen kann, sowie Eric Decker und Deep Threat Demaryius Thomas hat Manning nun so gute Receiver zur Verfügung wie wohl in seiner ganzen Karriere noch nicht.
GOAT oder Playoff-Versager?
Nun soll es endlich klappen mit dem zweiten Super-Bowl-Ring für Manning, dem wohl höchstdekorierten Quarterback in der NFL-Geschichte: Vier MVPs, Super-Bowl-MVP, zwölfmal Pro Bowl, sechsmal First-Team All-Pro, siebenmal Offensivspieler des Jahres, und, und, und. Aber eben erst ein Titel.
Diese Tatsache scheidet die Geister: "Der beste Quarterback aller Zeiten, er bricht Rekorde links und rechts, ein Coach auf dem Feld, niemand macht aus so wenig so viel wie er", tönen die einen. "Überbewerteter Regular-Season-QB der in den Playoffs regelmäßig die Hosen voll hat - man schaue sich nur die Bilanz von 9-11 an", halten die anderen dagegen.
Dabei muss Manning eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Nach vier Operationen an der Halswirbelsäule verpasste er die komplette Saison 2011 und wurde kurz darauf von den Indianapolis Colts entlassen. Viele rieten ihm angesichts seiner gesundheitlichen Lage zum Karriereende, nur wenige rechneten damit, den alten Peyton Manning noch einmal an der Line of Scrimmage zu sehen.
Sensationelles Comeback 2012
Aber es war der alte Peyton, der die Broncos nach einem etwas holprigen Start mit 13 Siegen in Folge in die Playoffs brachte. Ein fünfter MVP-Titel war in Reichweite, nur das Monsterjahr von Adrian Peterson verhinderte einen weiteren Triumph. Und nur eine verschlafene Coverage von Rahim Moore erlaubte den Ravens im Divisional Game in den letzten Sekunden einen 70-Yard-Touchdown zum Ausgleich. Und vielleicht war es auch der "alte" Peyton, der, womöglich von der Kälte in Denver beeinflusst, in der Overtime eine entscheidende Interception warf und die Kritiker wieder auf den Plan rief.
Manning hat nun ein weiteres Jahr Zeit gehabt, um die Nerven in seinem Arm heilen zu lassen und die Muskeln in Schwung zu bringen. Dazu hat er ein formidables Receiver-Korps um sich geschart. Die Werbespots sind so bescheuert wie eh und je. Wird er also noch besser? "Ich werde wohl nie wieder so gut sein wie ich vor meiner Verletzung war", wehrt er ab. Gleichzeitig ist er ein Jahr älter, die Gegner voraussichtlich stärker, die Defense der Broncos wohl schwächer. Super-Bowl-Favorit bei den Buchmachern sind die Wildpferde aus Colorado dennoch.
Bronco-Legende John Elway gewann zwei Super Bowls in Denver, dabei war er 37 und 38 Jahre. Ihm muss Manning nacheifern. Aber nicht, um seinen Bruder Eli von den Giants einzuholen. Auch nicht, um in der Frage "Brady oder Manning" bessere Argumente zu haben. Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat er längst sicher. Ein Platz im MetLife Stadium in New Jersey am 2. Februar 2014, darum geht es. Sonst ist es ein weiteres verlorenes Jahr - und viele bleiben ihm nicht mehr.
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Kelly und Trestman - neue Coaches bringen frischen Wind: Das Coaching-Karussell hat nach dem letzten Snap der Regular Season standesgemäß Fahrt aufgenommen - acht der 20 Franchises, die die Postseason verpasst hatten, setzten ihren Chefcoach prompt vor die Tür. Unter den Neuankömmlingen sind die üblichen Verdächtigen: Mehrere Offensive und Defensive Coordinators der erfolgreicheren Rivalen wurden abgeworben und unter das Headset geklemmt, und auch Andy Reid hat wieder einen Job.
Soweit so gut. Aber zum Teil geht die NFL auch neue Wege: Ein paar Namen versprechen jede Menge Spannung.
Smoothies und die Blur Offense: Chip Kelly
College-Fans huldigen ihm schon seit Jahren, jetzt kommt auch die National Football League in den Genuss von Chip Kelly. Vier Jahre hat der 49-Jährige die Oregon Ducks gecoacht: Das Resultat: Gebrochene Rekorde, Bowl-Siege und persönliche Auszeichnungen. Er ist eine der Kult-Figuren des College-Football, seine sogenannte "Blur-Offense" setzte auf Geschwindigkeit, die Read-Option (der Quarterback entscheidet je nach Defensiv-Taktik darüber, ob er das Ei an den Running Back weitergibt oder selbst in Lücken stößt) und neue Schemen in der Offensive.
Das brachte den Ducks jede Menge Punkte und eine Bilanz von 46-7 über vier Jahre ein. Interesse aus dem großen Bruder der NCAA gab es schon lange, jetzt darf Kelly zeigen, ob seine Strategien auch in der NFL funktionieren (nebenbei entging er durch seinen Abschied aus Oregon auch einer 18-monatigen Sperre wegen Verstößen gegen die College-Regeln...).
Kelly ist der einzige neue Coach, der noch nie in der NFL gearbeitet hat. Er bringt viele Ideen mit, auf und neben dem Platz. So hat er etwa den trainingsfreien Tag in der Woche von Dienstag auf Montag verschoben, bringt modernste Methoden in Sachen Training und Fitness mit sich - und klaut den Spielern ihre Burger: Zum Leidwesen der Football-Kolosse wurden "Taco Dienstag" und "Fast Food Freitag" abgeschafft. Stattdessen gibt es gesunde Lebensmittel und für jeden Spieler einen personalisierten Smoothie nach den Trainingseinheiten.
Vick: "Habe ich noch nie gesehen"
Die werden im höchsten Tempo absolviert, um die maximale Anzahl an Wiederholungen der Spielzüge zu erreichen - alle zwölf Sekunden steht im Durchschnitt ein neuer Snap an. Dazu gibt es Dauerbeschall aus Lautsprechern an der Seitenlinie, um die Gameday-Atmosphäre zu simulieren. "Das ist sehr erfrischend", sagte Michael Vick, der das Quarterback-Duell gegen Nick Foles gewonnen hat. "Die Offense ist sehr dynamisch, sehr schnell. Das habe ich vorher noch nie gesehen."
Nun hat sich die Anzahl der Spielzüge pro Partie in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gesteigert, No-Huddle ist längst kein exotischer Schnickschnack mehr. Trotzdem: Die Eagles könnten neue Maßstäbe setzen - das heißt, wenn die Liga sie lässt. Die hat nämlich schon einmal vorgewarnt: Im Gegensatz zum College darf der Snap in der NFL erst erfolgen, wenn die Zebras in Position sind und den Football freigeben. "Die Teams müssen verstehen, dass nicht sie das Tempo vorgeben, sondern unsere Referees", sagte ein Verantwortlicher Ende Juli. "Wir haben unsere ganz normalen Abläufe und werden uns außerhalb des Two-Minute-Drills nicht beeilen."
Wenn Kelly mit den Eagles Erfolg hat, könnten sich recht schnell Nachahmer finden. Aber die Liste der gescheiterten College-Helden in der NFL ist lang, und in seinem Kader mangelt es bis auf ein paar Big-Play-Threats wie DeSean Jackson und LaSean McCoy doch gewaltig an Talent. Spannend wird es aber allemal.
Marc Trestman - der mit dem Quarterback tanzt
7-1: Die Bilanz der Bears nach acht Wochen sah im letzten Jahr fast makellos aus, dank eines leichten Schedules und einer überragenden Defense. Beides änderte sich, am Ende verpasste man mit einer Bilanz von 10-6 die Playoffs und Head Coach Lovie Smith musste die Koffer packen. Hauptgrund war, dass er aus seinem enigmatischen Quarterback Jay Cutler nicht alles rausgeholt hatte.
Wer könnte ihn ersetzen? Cutlers Vertrag läuft 2014 aus, lohnt sich eine Extension? "Das Kriterium bei der Suche war, dass wir jemanden wollten, egal ob Defensiv- oder Offensivcoach, der einen richtig guten Draht zu unserem QB hat", verriet GM Phil Emery. Am Ende wurde der Wunschkandidat gefunden - und zwar in der offensiv geprägten Canadian Football League.
Der 57-jährige Marc Trestman hatte sich im Norden als Head Coach der Montreal Aluettes einen Namen gemacht und in fünf Jahren zwei Titel geholt. Er bringt NFL-Erfahrung mit: Als langjähriger Assistant Coach und Quarterback-Flüsterer arbeitete er unter anderem mit Steve Young und Rich Gannon zusammen, letzteren machte er 2002 sogar zum MVP. Jetzt also soll er es mit Cutler richten, der talentierten, aber als Rotzlöffel abgestempelten Chicago-Hoffnung.
"Noch" ist alles gut
Trestman ist der erste CFL-Coach seit 1982, der den Sprung in den Süden schafft. Ähnlich wie Kelly bringt auch er seine eigenen Methoden mit: Die verwunderten Zuschauer im Training Camp sahen die Bears plötzlich mit Medizin- und Gymnastikbällen hantieren. Dafür gab es erst einmal wenig Körperkontakt, so ganz und gar nicht typisch für die knallharte Franchise.
Kommt Trestmans intellektueller Ansatz, der vor allem die Köpfe der Spieler anspricht, an? "Es ist eine Herausforderung", gab Receiver Earl Bennett zu. Und Cutler? "Es gab bisher noch keine großen Stolpersteine." Man beachte das Wort "noch".
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Gehirnerschütterungen, die dunkle Seite der NFL: Die NFL boomt. Einschaltquoten und Fernsehverträge stellen regelmäßig neue Rekorde auf, auch international expandiert man fleißig. Aber ein Damoklesschwert baumelt über dem Imperium von Commissioner Roger Goodell: Die Gesundheit der (Ex-)Spieler, gebeutelt durch viel zu lange verharmloste Gehirnerschütterungen.
Wie schädlich diese für die langfristige Gesundheit der Spieler sind, kam erst in den letzten Jahren scheibchenweise ans Licht - und es gibt jede Menge Hinweise darauf, dass die Liga rote Flaggen in dieser Hinsicht ignoriert und sogar unter den Teppich gekehrt hat.
Mittlerweile hat man im Front Office der NFL reagiert: Receiver, die sich nicht verteidigen können, werden besser geschützt, die Defense darf nicht mehr mit dem Helm voraus tackeln, Kickoffs wurden auf die 35-Yard-Linie verschoben. "Ich werde alles tun, um das Spiel sicherer und besser zu machen", versprach Goodell im Februar. Die Fehler der Vergangenheit lassen sich jedoch nicht rückgängig machen.
NFL-Doktor ohne Expertise
Denn die NFL macht weiter negative Schlagzeilen: Vor wenigen Tagen ist Elliot Pellman, der langjährige Vorsitzende des Medizinischen Komitees der NFL, in die Schlagzeilen geraten. Laut einem Bericht von "ESPN" war Pellman fast zehn Jahre lang Leibarzt des früheren Commissioners Paul Tagliabue. Daneben erlaubte er es als Teamarzt der New York Jets seinen Spielern, trotz Gehirnerschütterung weiterzuspielen - eine Praxis, die die Liga mittlerweile verboten hat.
Ein Sprecher der NFL dementierte, dass Pellman, der als Rheumatologe per se keine Expertise in Sachen Hirnschäden aufweist, den Job wegen seiner guten Kontakte zu Tagliabue bekommen habe. Trotzdem: "Das ist ein Punkt, der der NFL in punkto Prozess einen Mordsschrecken einjagen sollte", zitiert "ESPN" einen Sportrecht-Experten. Pellman hatte Studien über die Gefahren von Football in seiner Funktion für die NFL diskreditiert und in eigenen Studien mögliche Hirnschäden verharmlost.
Fernsehsender unter Druck gesetzt?
Damit nicht genug: Football ist nicht nur für die Liga (neun Milliarden Dollar Jahresumsatz) ein Goldesel, auch die Fernsehsender hängen am Tropf der beliebtesten Sportart der USA. Wenige Tage später gab "ESPN" bekannt, dass man die Zusammenarbeit mit der öffentlichen Senderkette "PBS" aufgekündigt habe. Die war gerade dabei, zusammen mit dem "Worldwide Leader" eine Dokumentation über das Thema Gehirnerschütterungen zu produzieren, ein erster Trailer verhieß nichts Gutes.
Ein Artikel der "New York Times" behauptet nun, Goodell habe sich mit den "ESPN"-Bossen getroffen und Druck auf diese ausgeübt. Kurze Zeit später habe der Sender das Projekt verlassen. Dieser bestätigte das Treffen, wies die Anschuldigungen aber zurück und gab andere Gründe an - man würde ja selbst kritisch über Football berichten. Ein fader Nachgeschmack bleibt dennoch.
Auch in Sachen Regeln und deren Ausführung gibt es noch genügend Nachholbedarf. Attacken gegen wehrlose Spieler ziehen zu selten Sperren nach sich, sondern nur geringe Geldstrafen - und die haben noch nie etwas bewirkt. Zudem gibt es mittlerweile Helme auf dem Markt, die das Risiko einer Gehirnerschütterung erwiesenermaßen senken - nur denkt die Liga nicht daran, sie vorzuschreiben. So kann man nur sagen: Das Geschäft boomt, aber der große Knall ist nur noch eine Frage der Zeit.
Milliardenklage durch Vergleich abgewendet
Am Donnerstag wurde nun bekannt, dass eine Sammelklage von über 4500 ehemaligen NFL-Profis nach monatelangen Verhandlungen durch einen vorläufigen Vergleich beendet wurde. Die Spieler, von denen viele an Alzheimer, Demenz oder anderen Krankheiten leiden, beschuldigten die Liga, jahrelang gewusst zu haben, wie gefährlich etwa eine mangelhafte Behandlung von Gehirnerschütterungen sei. Es ging um Fahrlässigkeit, Verdrehung der Tatsachen, bis hin zu Betrug.
Das Ergebnis: Die NFL zahlt über einen Zeitraum von 20 Jahren insgesamt 675 Millionen Dollar an Ex-Spieler oder ihre Angehörigen, Einzelpersonen können je nach Krankheitsbild bis zu fünf Millionen Dollar bekommen (bei Alzheimer). Dazu fließen weitere Millionen Dollar in medizinische Tests und die Forschung. Jeder Ex-Profi kann frei entscheiden, ob er sich diesem Vergleich anschließt und nach eingehenden Tests eine gewissen Summe bekommt. Außerdem zahlt die Liga die beträchtlichen Anwaltskosten beider Seiten.
NFL kauft sich frei
Welche Schlagweite hat diese Entscheidung? Wenn beide Seiten annehmen, ist es nichts anderes als ein Kantersieg für die Liga. Bei einem Prozess - der sich wohl jahrelang hingezogen hätte - und einer Entscheidung zugunsten der Kläger rechneten Experten mit Strafzahlungen in Höhe von mehreren Milliarden Dollar. Selbst wenn die Rechnung am Ende insgesamt an einer Milliarde kratzt, dann zahlt jedes Team in 20 Jahren etwa 30 Millionen Dollar. Und das bei einem jährlichen Umsatz, der in den nächsten fünfzehn Jahren auf mindestens 25 Milliarden Dollar steigen soll.
Um das mit Abstand größte Problem der NFL aus der Welt zu schaffen, ist das eine geradezu lächerlich geringe Summe. Dazu hält das Urteil ausdrücklich fest, dass es sich trotz der Zahlungen nicht um ein Schuldeingeständnis handelt. Und die Liga muss ihre Bücher nicht zeigen und offenlegen, was sie wusste - wer weiß, was in einem Prozess ans Licht gekommen wäre.
Für die kranken Ex-Profis und ihre Familien, die das Geld jetzt brauchen und sich einem jahrelangen Rechtsstreit ohne Garantie auf Erfolg gegenübersahen, ist es immerhin etwas. Zudem sind nicht alle der ca. 18.000 früheren Footballer betroffen, weitere Klagen werden also folgen. Trotzdem ist das so kurz vor Saisonstart ein enorm wichtiger Etappensieg für die Teams und Goodell. Den großen Knall haben sie erst einmal abgewendet.
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Schlagzeilen liefert die Maschinerie der NFL täglich tonnenweise: Wer gewinnt die Quarterback-Duelle? Wer hat sich im Training verletzt und wird nicht mehr rechtzeitig fit? Und welches Team nimmt für sich in Anspruch, von Medien und Gegnern am wenigsten respektiert zu werden?
Adrian "All Day" Petersen will den Rekord: Wer hätte gedacht, dass ein Running Back 2012 die MVP-Trophäe gewinnt, gegen große Namen wie Manning, Rodgers oder Brady? Und dass es dazu ein Running Back ist, der sich acht Monate vor der Saison sämtliche Bänder im Knie gerissen hat?
Gut, wenn der Running Back Adrian Peterson heißt, dann ist alles möglich. Wo andere ein Jahr brauchen, um überhaupt wieder geradeaus zu laufen, lieferte der eine Show ab, die ihresgleichen sucht: 2097 Rushing Yards sammelte er 2012, im Schnitt waren es 6,0 Yards pro Versuch - unfassbar. Und das, obwohl in den letzten Spielen jede Defense wusste, was auf sie zukam, schließlich hatten die Vikings nur semi-kompetente Quarterbacks zu bieten.
Mickrige neun Yards fehlten am Ende zum All-Time-Record von Eric Dickerson. Yards, die Peterson im letzten Spiel zugunsten eines Field Goals opferte, damit das Team die Playoffs erreichen konnte. Er war so gut, dass böse Zungen Doping vermuteten - anders sei das schließlich nicht zu schaffen. Peterson sieht das als Kompliment: "Wenn man weiß, dass man nichts nimmt und jemand vermutet, dass man es tut, dann denkt man: 'Wow. Sie denken, dass ich Wachstumshormone nehme? Bin ich wirklich SO gut?" Im Überschwang der Gefühle hat er angekündigt, den Rushing Rekord von Emmit Smith (18.355 Yards) 2017 knacken zu wollen. Bisher hat der 28-Jährige 8849 Yards. Da muss er seinem Spitznamen "All Day" alle Ehre machen.
Gruppe: NFL@SPOX
Chaos bei den Jets: Was genau ist eigentlich ein Butt Fumble? Das ist der Spielzug, der aus Mark Sanchez, dem Quarterback der New York Jets, eine Witzfigur gemacht hat. Kaum zu glauben, dass der vor wenigen Jahren noch ein Playoff-Held war, dessen Nerven aus Stahl gefeiert wurden. Mittlerweile bringt er kaum noch einen Pass an den Mann, rennt in die Allerwertesten seiner Offensive Line und steht sinnbildlich für die gesamte Franchise: Die hatte seinen Vertrag in der Offseason 2012 noch bis 2016 verlängert und draftete dann im April mit Geno Smith einen Quarterback, der Sanchez Druck machen sollte.
Dummerweise sieht Smith bisher auch alles andere als gut aus: Im dritten Preason-Game, mit der Aussicht auf einen Startplatz im Hinterkopf, schleuderte er prompt drei Interceptions. Dass es trotzdem für einen Einsatz gegen die Bucaneers am 8. September reichen könnte, verdankt er seinem Coach Rex Ryan. Der leistete sich nämlich ein absolutes No-Go und schickte Sanchez im vierten Viertel wieder aufs Feld, gegen hochmotivierte Giants-Reservisten. Es kam wie es kommen musste: Nach einem Hit von Defensive Tackle Marvin Austin verletzte sich "Sanchize" an der Schulter und wird für den Saisonstart aller Voraussicht nach ausfallen. Verletzungen kann man zwar nie vorhersagen, das Risiko aber minimieren. Ein klassischer mentaler butt fumble von Ryan sozusagen.
Schafft Teeeeeeboooooow den Cut? Last but (not) least muss natürlich Tim Tebow erwähnt werden. Der polarisierende Quarterback steht womöglich am Scheideweg seiner Karriere. Nach seinem Abschied von den Jets gabelte ihn Patriots-Mastermind Bill Belichick auf, und sofort kochte die Gerüchteküche über: Tebow als Tight End? Ein paar Wildcat-Snaps? Oder übernimmt er direkt den Platz von Tom Brady?
OK, kleiner Scherz. Tebow wusste im zweiten Preseason-Spiel nicht zu überzeugen und brachte nur einen von sieben Pässen an den Mann, in der Generalprobe am Donnerstag verbuchte er immerhin zwei Touchdowns bei einer Interception. Am Samstag stehen die letzten Cuts an - gut möglich, dass Tebow in der Patriots-Uniform dann nur noch eine schöne Erinnerung ist.
Einen prominenten Fan hat er in der Organisation, und zwar niemand geringeren als Besitzer Robert Kraft. "Ich drücke ihm alle Daumen. Ich bin in seiner Ecke", so der 72-Jährige, der aber einschränkte: "Ich habe das Privileg, dass ich Bill (Belichik) diese Entscheidungen treffen lassen kann. Seine Bilanz in solchen Fragen ist ziemlich gut." In der Nacht auf Freitag steht das letzte Vorbereitungsspiel gegen die Giants an. Vielleicht die letzte Chance für Teeeeeebooooooow!
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