NFL

Manning läuft die Zeit davon

Von Stefan Petri
Seine Zeit läuft ab: Ist Peyton Manning mit 37 noch gut genug für den Titel?
© getty

In sechs Tagen eröffnet der Super-Bowl-Champ aus Baltimore die neue Saison bei den Denver Broncos. Der Druck auf deren Star-Quarterback Peyton Manning ist gewaltig. In Philadelphia und Chicago pfeifen neue Head Coaches auf Konventionen und krempeln alles um. Auch hinter den Kulissen tut sich einiges.

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Kommt endlich der zweite Ring? Beim Pro Bowl 2010 war es soweit: Peyton Manning schnappt sich im Training eine Trinkflasche, nimmt einen Schluck - und schraubt den Verschluss ab, den er danach vorsichtig aufsetzt. Danach geht die Flasche an Wes Welker neben ihm, der sich das Wasser prompt über den ganzen Körper schüttet und fürchterlich über den Water Boy aufregt. Und Manning? Der grinst sich eins.

So hat er vielleicht auch gegrinst, als in der Offseason klar wurde, dass mit Welker das Lieblingsspielzeug seines Rivalen und zukünftigen Hall-of-Fame-Kollegen Tom Brady bei den Denver Broncos unterschreibt. Mit Welker, dem einzigen Spieler in der Geschichte der NFL, der fünf Spielzeiten mit je über 100 gefangenen Pässen aufweisen kann, sowie Eric Decker und Deep Threat Demaryius Thomas hat Manning nun so gute Receiver zur Verfügung wie wohl in seiner ganzen Karriere noch nicht.

GOAT oder Playoff-Versager?

Nun soll es endlich klappen mit dem zweiten Super-Bowl-Ring für Manning, dem wohl höchstdekorierten Quarterback in der NFL-Geschichte: Vier MVPs, Super-Bowl-MVP, zwölfmal Pro Bowl, sechsmal First-Team All-Pro, siebenmal Offensivspieler des Jahres, und, und, und. Aber eben erst ein Titel.

Diese Tatsache scheidet die Geister: "Der beste Quarterback aller Zeiten, er bricht Rekorde links und rechts, ein Coach auf dem Feld, niemand macht aus so wenig so viel wie er", tönen die einen. "Überbewerteter Regular-Season-QB der in den Playoffs regelmäßig die Hosen voll hat - man schaue sich nur die Bilanz von 9-11 an", halten die anderen dagegen.

Dabei muss Manning eigentlich niemandem mehr etwas beweisen. Nach vier Operationen an der Halswirbelsäule verpasste er die komplette Saison 2011 und wurde kurz darauf von den Indianapolis Colts entlassen. Viele rieten ihm angesichts seiner gesundheitlichen Lage zum Karriereende, nur wenige rechneten damit, den alten Peyton Manning noch einmal an der Line of Scrimmage zu sehen.

Sensationelles Comeback 2012

Aber es war der alte Peyton, der die Broncos nach einem etwas holprigen Start mit 13 Siegen in Folge in die Playoffs brachte. Ein fünfter MVP-Titel war in Reichweite, nur das Monsterjahr von Adrian Peterson verhinderte einen weiteren Triumph. Und nur eine verschlafene Coverage von Rahim Moore erlaubte den Ravens im Divisional Game in den letzten Sekunden einen 70-Yard-Touchdown zum Ausgleich. Und vielleicht war es auch der "alte" Peyton, der, womöglich von der Kälte in Denver beeinflusst, in der Overtime eine entscheidende Interception warf und die Kritiker wieder auf den Plan rief.

Manning hat nun ein weiteres Jahr Zeit gehabt, um die Nerven in seinem Arm heilen zu lassen und die Muskeln in Schwung zu bringen. Dazu hat er ein formidables Receiver-Korps um sich geschart. Die Werbespots sind so bescheuert wie eh und je. Wird er also noch besser? "Ich werde wohl nie wieder so gut sein wie ich vor meiner Verletzung war", wehrt er ab. Gleichzeitig ist er ein Jahr älter, die Gegner voraussichtlich stärker, die Defense der Broncos wohl schwächer. Super-Bowl-Favorit bei den Buchmachern sind die Wildpferde aus Colorado dennoch.

Bronco-Legende John Elway gewann zwei Super Bowls in Denver, dabei war er 37 und 38 Jahre. Ihm muss Manning nacheifern. Aber nicht, um seinen Bruder Eli von den Giants einzuholen. Auch nicht, um in der Frage "Brady oder Manning" bessere Argumente zu haben. Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat er längst sicher. Ein Platz im MetLife Stadium in New Jersey am 2. Februar 2014, darum geht es. Sonst ist es ein weiteres verlorenes Jahr - und viele bleiben ihm nicht mehr.

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