NBA - Die wichtigsten Storylines der letzten Saisonwochen: Das Gespenst aus Brooklyn

Robert Arndt
23. März 202210:00
Kevin Durant legt in dieser Saison 29,6 Punkte pro Spiel auf.getty
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Noch gut zweieinhalb Wochen dauert die Regular Season, bevor endlich die Playoffs starten. Sowohl im Westen als auch im Osten ist vieles noch unklar, der Kampf um die Platzierungen ist in vollem Gange. Aber auch im Keller geht es noch um viel. SPOX wirft einen Blick auf die wichtigsten Storylines des Saisonendspurts.

1. Wer kann die Brooklyn Nets vermeiden?

Sie sind das Schreckgespenst einer ganzen Conference. Die Brooklyn Nets stehen gerade einmal bei einer Bilanz von 38-34 und trotzdem würde jeder sie am liebsten umgehen. Fragt nach bei den Bucks, die im Vorjahr auf ihrem Weg zum Titel fast im Alleingang von Kevin Durant geschlagen worden wären.

Niemand, wirklich niemand, will es mit dem besten (Playoff-) Spieler der Eastern Conference aufnehmen. Doch wo werden die Nets am Ende der Saison landen? Der Rückstand auf Toronto beträgt zwei Spiele, beide Teams gewannen zuletzt ungefähr im Gleichschritt. Aus Nets-Sicht ist dagegen interessanter, dass Cleveland und Chicago Federn lassen mussten und selbst noch von Toronto abgefangen werden könnten.

Dies hat vor allem einen Grund: Kyrie Irving wird ein Play-In-Spiel in Kanada nicht spielen dürfen, in Cleveland/Chicago ginge das jedoch, vorausgesetzt, dass Brooklyn Achter bleibt. Irving selbst wird nur noch in drei der letzten zehn Spiele zum Einsatz kommen dürfen, immer mit der Einschränkung, dass die Stadt New York doch noch die Regeln für ungeimpfte Spieler ändern könnte. Für den Moment ist es für Brooklyn aber besser, auswärts anzutreten.

Womit wir auch bei der heißesten Frage gelandet wären. Ist es womöglich besser, Dritter anstatt Zweiter im Osten zu werden? In diesem Fall umgeht man die Nets in Runde eins, gleiches gilt für die Plätze vier und fünf. So ziemlich alle Mannschaften dürften Chicago und Cleveland von den derzeit acht besten Teams der Eastern Conference als Schwachpunkte ausgemacht haben. Es ist also durchaus möglich, dass wir wieder einige kuriose Spiele in den letzten Tagen der Saison sehen werden, da Teams sich zu gewissen Matchups mogeln wollen.

Das ist zunächst aber mal Theorie. Boston und Milwaukee sind für den Moment die heißesten Teams, haben gleichzeitig aber auch den schwersten Restspielplan. Auch der der Bulls hat es in sich, Chicago hat nicht nur Verletzungspech, sondern auch kaum einen guten Gegner geschlagen (7-20 gegen derzeitige Playoff-Teams). Gegen die Top 3 jeder Conference wartet die Truppe von Coach Billy Donovan noch immer auf einen Sieg (0-16).

Am leichtesten haben es übrigens die Sixers, unter anderem noch mit je zwei Spielen gegen Detroit und Indiana. Spätestens nach dem Debakel vor einer Woche gegen Brooklyn würden Joel Embiid und Co. aber sicher gerne auf den zweiten Platz verzichten.

Die Tabelle der Eastern Conference

#TeamBilanzRückstand
1Miami Heat47-25-
2Milwaukee Bucks45-272
3Philadelphia 76ers44-272,5
4Boston Celtics45-282,5
5Chicago Bulls42-305
6Cleveland Cavaliers41-316
7Toronto Raptors40-327
8Brooklyn Nets38-349
9Charlotte Hornets37-3510
10Atlanta Hawks36-3611

2. Tanking Royal

Auch das "Rennen" um die schlechteste Bilanz bleibt spannend und könnte ähnlich "dramatisch" werden wie im Vorjahr. Damals gewann OKC unter anderem am letzten Spieltag und hatte statt der drittschlechtesten plötzlich nur noch die fünftschlechteste Bilanz in der NBA. Die Folge war der 6. Pick, was gewissermaßen eine Enttäuschung war, auch wenn der später gepickte Josh Giddey bisher die Erwartungen übertraf.

In dieser Saison gibt es noch vier Kandidaten für die schlechteste Bilanz. Das ist deswegen spannend, weil nur drei Teams die größte Chance von 14 Prozent auf den ersten Pick in der Draft Lottery erhalten werden. Hier mal zur Erinnerung die Wahrscheinlichkeiten für die Draft Lottery nach den derzeitigen Standings:

NBA Draft: Die Wahrscheinlichkeiten der Lottery

PlatzTeam1. Pick2345678910
1Rockets (18-54)14,013,412,711,947,9
2Pistons (19-53)14,013,412,711,927,820,0
3Magic (20-53)14,013,412,711,914,826,07,0
4Thunder (20-52)12,512,211,911,57,225,716,72,2
5Kings (25-48)10,510,510,610,52,219,626,78,70,6
6Pacers (25-47)9,09,29,49,6 8,629,820,53,70,1

Umso mehr Bedeutung bekommen die direkten Duelle, welche alle mit OKC-Beteiligung stattfinden werden. Die Thunder empfangen in der kommenden Woche noch Orlando und Detroit und können somit noch ordentlich Boden "gut machen", sprich verlieren. Und was wäre der Preis? Hier noch einmal unser Mock Draft, welchen wir vor March Madness veröffentlichten.

3. Welche Lottery Picks stehen noch auf dem Spiel?

Zwei Picks sind an dieser Stelle interessant und das ist der Lakers-Pick sowie der First Rounder der Pelicans. Die Lakers werden ihr Auswahlrecht auf jeden Fall abgeben, die Frage ist nur, wohin die Reise geht. Fällt er zwischen 1 und 10, bekommen ihn die Pelicans, ist er höher geht er nach Memphis.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass New Orleans überhaupt nicht in der ersten Runde ziehen darf. Fällt der eigene Pick nämlich zwischen 5 und 14, erhalten die Blazers das Auswahlrecht. Es bräuchte viel Glück in der Lottery, damit die Pels noch unter die ersten Vier rutschen - für den Moment besteht eine 20-prozentige Chance auf einen Top-Vier-Pick.

4. Wer wird Scoring-Champion?

Eines steht fest, Kevin Durant wird sich nicht seine fünfte Scoring-Krone holen, obwohl KD derzeit mit durchschnittlich 29,6 Punkten auf Platz vier steht. Der Nets-Star wird die benötigten 58 Spiele nicht mehr erreichen, die es braucht, um sich für diesen Titel zu qualifizieren.

LeBron James, Joel Embiid und Giannis Antetokounmpo haben dieses Problem nicht und werden den Titel unter sich ausmachen. Egal, wie es ausgeht, es wird historisch. LeBron könnte der älteste Scoring-Champ aller Zeiten werden (und damit Stephen Curry aus dem Vorjahr ablösen), Embiid oder Giannis wären die ersten Nicht-Amerikaner, welche die Trophäe einheimsen würden.

Und es dürfte so knapp wie lange nicht mehr werden, vor allem weil es fast nie vorkommt, dass zu einem späten Zeitpunkt der Saison sich noch gleich drei Spieler Chancen ausrechnen. An dieser Stelle wollen wir auch noch einmal auf unseren Rückblick mit den engsten Scoring-Rennen der Geschichte verweisen und vor allem auf den legendären Shootout zwischen David "Skywalker" Thompson und dem "Iceman" George Gervin.

Im Moment hat James noch die Nase vorn, sein Vorsprung auf den drittplatzierten Giannis beträgt im Moment umgerechnet rund 15 Punkte, auf Embiid sind es gerade einmal 8 Zähler.

Das Rennen um die Scoring-Krone

SpielerPPGPunkte totalSpiele
LeBron James29,96161854
Joel Embiid29,83193958
Giannis Antetokounmpo29,72197360

5. Seeding-Kampf im Westen

Ähnlich wie im Osten dürfte es auch im Westen bis zum Schluss ein Hauen und Stechen um die Playoffplätze geben. Minnesota war zuletzt das heißeste Team, musste jedoch in Dallas einen bitteren Dämpfer einstecken. Die kommenden fünf Spiele dürften zeigen, ob Minny tatsächlich noch Platz sechs holen kann. In dieser Phase geht es gegen fünf Playoff-Teams, darunter erneut Dallas (Tiebreaker: 2-1 Dallas), und Anfang April zum Showdown nach Denver (Tiebreaker: 2-1 Denver).

Die Nuggets hatten ihren großen Lauf bereits, nach Pleiten gegen Boston und Cleveland taten sich Nikola Jokic und Co. auch gegen die Clippers schwer. Mit Michael Porter Jr. und Jamal Murray hat Denver noch zwei Joker in der Hand, ob sie aber nach langen Verletzungen wirklich sofort helfen können, ist anzuzweifeln.

Trotzdem kann es für die Nuggets noch in beide Richtungen gehen, selbst Platz vier ist nicht komplett außer Reichweite. Dallas und Utah haben sich aber wieder etwas abgesetzt und es läuft immer mehr darauf hinaus, dass sich beide gleich in Runde eins in den Playoffs wiedersehen werden. Offen ist nur, wer von den beiden Teams ein Spiel 7 in der heimischen Arena veranstalten darf.

X-Faktor sind die Warriors, die ohne Stephen Curry und einem gerade begonnenen 5-Spiele-Trip an die Ostküste noch ihre Probleme bekommen könnten. Der Ausrutscher in Orlando ist ein erstes Anzeichen dafür. Überhaupt stehen die Dubs nun bei 2-6 in dieser Saison ohne den Chefkoch. Platz 3 könnte deshalb sehr wertvoll sein, da man so in Runde zwei ein Matchup mit den Suns umgehen könnte, die an der Spitze einsam ihre Kreise ziehen und in wenigen Tagen bereits als Top-Seed des Westens feststehen werden.

Vor allem für die Mavs könnte der Blick nach oben ein Ansporn sein, die gegen Phoenix in den vergangenen Jahren meist schlecht aussahen. Dallas hat das mit Abstand leichteste Restprogramm, hält den Tiebreaker gegen Golden State und hat auch noch daheim ein Duell mit Utah vor der Brust, in welchem die Serie noch ausgeglichen werden kann. 3 Spiele auf die Warriors in so kurzer Zeit aufzuholen, ist dennoch jede Menge Holz.

Die Tabelle der Western Conference

#TeamBilanzRückstand
1Phoenix Suns58-14-
2Memphis Grizzlies49-239
3Golden State Warriors47-2511
4Utah Jazz45-2713
5Dallas Mavericks44-2814
6Denver Nuggets43-3015.5
7Minnesota Timberwolves42-3116,5

6. Die letzten Play-In-Spots im Westen

Die Clippers (36-38) können wir an dieser Stelle vernachlässigen, sie werden die Saison auf Platz acht beenden. Letztlich bleiben für zwei Spots (9 und 10) genau drei Teams übrig und zwar die Los Angeles Lakers (31-41), die New Orleans Pelicans (30-42) und mit Außenseiterchancen die San Antonio Spurs (28-44).

Die Pelicans haben dabei ihr Schicksal komplett in den eigenen Händen. Sie spielen noch zweimal gegen die Lakers und einmal gegen San Antonio, zwei dieser drei Partien finden im heimischen Smoothie King Center statt. Dazu hat die Franchise aus Louisiana Rückenwind, auch wenn Zion Williamson in dieser Saison nicht mehr eingreifen wird und Brandon Ingram zuletzt mit Oberschenkelproblemen fehlte.

Eine Bilanz von 3-5 in diesen Partien ohne Ingram ist nicht optimal, das Programm war jedoch durchaus anspruchsvoll. Der Restspielplan spricht ebenso für die Pels im Vergleich mit den Lakers, auf welche das schwerste Programm der Western Conference wartet. LeBron James ist immerhin in Topform und auch Russell Westbrook scheint leicht aufsteigende Tendenz zu zeigen, doch in einer wilden Saison sollte das für den Moment nichts heißen.

Die Wild Card bleibt Anthony Davis, der nach seiner Fußverletzung fleißig am Comeback arbeitet und in der Vorwoche Optimismus versprühte, dass er im Endspurt noch einmal ins Geschehen eingreifen wird. Coach Frank Vogel wollte dies jedoch nicht bestätigen ("100 Prozent Vielleicht").

Und dann sind da noch die Spurs, die laut Cleaning the Glass das beste Net-Rating des Trios besitzen (-1,5, Platz 20), sich aber in der Crunchtime häufig selbst im Weg stehen. Zumindest meinen es die Spielplaner gut mit den Texanern, die unter anderem noch drei Duelle mit den Portland Tank Blazers vor der Brust haben. Trotz allem ist die Truppe von Coach Gregg Popovich in diesem Triell der klare Außenseiter.

Lakers, Pelicans und Spurs: Die Restprogramme

Lakers: Sixers (H), Pelicans (A), Mavericks (A), Jazz (A), Pelicans (H), Nuggets (H), Suns (A), Warriors (A), Thunder (H), Nuggets (A)

Pelicans: Bulls (H), Spurs (H), Lakers (H), Blazers (A), Lakers (A), Clippers (A), Kings (A), Blazers (H), Grizzlies (A), Warriors (H)

Spurs: Blazers (A), Blazers (A), Rockets (A), Grizzlies (H), Blazers (H), Blazers (H), Nuggets (A), Wolves (A), Warriors (H), Mavericks (A)

7. Wer wird MVP?

Ja, auch diese Diskussion dürfte in den kommenden Tagen und Wochen noch einmal an Fahrt aufnehmen. Wer es am Ende wird? Das ist für den Moment unmöglich vorherzusehen. Immerhin: Am 30. März treffen mit Antetokounmpo und Embiid noch einmal zwei Kandidaten im direkten Duell aufeinander, auch wenn dies vermutlich keinen Einfluss auf das MVP-Rennen nehmen wird. Deswegen hier noch einmal der Verweis auf unser MVP-Ranking. Ähnlich wie der Kampf um die Scoring-Krone dürfte der MVP auch bis zum Schluss komplett offen sein.