NBA Playoffs - Erkenntnisse zum Mavs-Sieg in Spiel 6: Die Mathematik spricht für Dallas

Robert Arndt
13. Mai 202210:30
SPOXgetty
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Die Dallas Mavericks haben durch einen überzeugenden 113:86-Erfolg gegen Phoenix ein Game 7 erzwungen. Luka Doncic stellt die Suns dabei wieder vor unlösbare Probleme, gewonnen wird das Spiel aber in der Defense, wo Coach Jason Kidd noch ein Ass im Ärmel hat. Die Mathematik spricht zudem für Dallas. Die Erkenntnisse.

1. Doncics komplettestes Spiel

Blickt man auf die rohen Zahlen, hat Luka Doncic in seiner (recht kurzen) Playoff-Karriere schon bessere Spiele gemacht. Dennoch: 33 Punkte, 11/26 aus dem Feld, 2/8 von der Dreierlinie, 11 Rebounds und 8 Assists - das sind tolle Zahlen und so sah das auch auf dem Feld aus. Doncic hatte die Partie die komplette Zeit im Griff, vielleicht mit Ausnahme der ersten Minuten, als er völlig ungewohnt ein, zwei für ihn leichte Korbleger liegen ließ.

Es rächte sich nicht, auch weil der Slowene nach einer längeren Pause (5 Minuten Netto-Spielzeit) beim Stand von 41:37 die Sache wieder in die Hand nahm. Anstatt sich in seinen Stepback-Dreier zu verlieben, attackierte Nummer 77 den Korb, fand Lücken und auch die Mitspieler. Ob Jae Crowder, Devin Booker, Mikal Bridges oder Chris Paul, keiner konnte Doncic vom Drive abhalten.

Im Gegensatz zu Spiel 5 war es aber nicht nur die Doncic-Show, stattdessen fand er auch die Mitspieler, obwohl Phoenix kaum bis gar nicht doppelte. Der All-Star wirkte entschlossen, diskutierte etwas weniger, zeigte gute Körpersprache und trat so explosiv auf wie selten in dieser Saison.

Zwei Dunks in einem Spiel? Das dürfte eine Premiere in dieser Spielzeit für Doncic gewesen sein. "Ich mag es, wenn andere mit mir Trash Talk machen. Das macht Spaß und treibt mich an", verriet er im Anschluss. Vor allem Booker hatte damit während Spiel 5 nicht gespart, es schien Doncic tatsächlich zu motivieren, ohne dabei aber zu überdrehen.

"Ich freue mich, wie reif er gespielt hat", lobte Head Coach Jason Kidd die Vorstellung seines Stars. "Am Anfang hat er ein paar Dinger vergeben und das hat ihn frustriert, aber er hat weiter den Korb attackiert und immer die richtige Entscheidung getroffen." Überhaupt dauerte es bis ins vierte Viertel, bevor Doncic mal den Ball verlor. Bei einer Usage Rate von knapp 50 Prozent ist das beinahe unheimlich.

Der Vorteil am Drive lag auch darin, dass die Suns Entscheidungen treffen bzw. rotieren mussten, sodass irgendwann doch ein Mavs-Schütze frei war. Und dann waren auch die Pässe dabei, die auf dieser Welt nur die wenigsten spielen können.

2. Mavs machen es Suns ungemütlich

Um an dieser Stelle den Übergang zu vollenden. Doncic war an diesem Abend auch defensiv deutlich verbessert. 4 Steals helfen, aber er verrichtete mit dem Team die Drecksarbeit und klaute "Buddy" Booker zweimal den Ball. Es war das große Plus der Mavs im vierten Viertel, als die 20-Punkte-Führung durchaus hätte zusammenschrumpfen können, als die Mavs nur 2 Punkte in fünf Minuten erzielten.

Stattdessen gab es keinen Run mehr, dafür sorgte auch Doncic mit einem Steal gegen CP3 und einem Score, bevor die Suns wenig später die weiße Fahne hissten. Wer 22 Turnover fabriziert und nur 6 Dreier verwandelt, kann einfach nicht gewinnen. Einen großen Anteil daran hatten auch die Mavs, die ein paar Dinge veränderten, die dann auch funktionierten.

Das begann damit, dass Reggie Bullock sich diesmal um Booker kümmerte und Dorian Finney-Smith eher Chris Paul bewachen sollte. Gerade Bullock machte dies fantastisch, neben seinen 19 Punkte jagte dieser Booker und brach dessen Rhythmus nach dem ersten Viertel komplett. Einen Anteil daran hatte auch Frank Ntilikina (4 Steals), der aufgrund der Foulprobleme von DFS diesmal sogar stramme 21 Minuten ran durfte und mit seinen frischen Beinen enormen Druck ausübte.

Sein Offensivspiel mag roh sein, aber in Sachen Verteidigung könnte er für Dallas auch am Sonntag ein Joker sein, um die Suns-Stars für ein paar Minuten zu ärgern. Der Franzose ist der beste Mav, wenn es darum geht, um Blöcke zu laufen, dazu dürfte er auch die flinksten Hände im Team haben. Jenes Körperteil wurde nach der Partie von mehreren Beteiligten hervorgehoben. "Wir haben unsere Hände benutzt, das stand für uns vor der Partie im Fokus. Unsere Hände und unseren Kopf."

22 Turnover erlaubten sich die Suns zuletzt im März 2021, in einem mehr oder weniger bedeutungslosen Regular-Season-Spiel gegen Minnesota, diesmal dagegen auf der größtmöglichen Bühne in einem Playoff-Spiel unter ständigem Druck. Und es waren nicht nur 22 Ballverluste, sondern auch 16 Steals, sodass Dallas oft schnell umschalten und leichte Zähler verbuchen konnte (insgesamt 29).

In Spiel 5 wurden die Mavs noch in Transition gefressen, diesmal diktierten sie das Tempo und hielten Phoenix bei einem Offensiv-Rating von 91,5. "So unorganisiert wie heute habe ich mein Team im Angriff noch nie gesehen", ärgerte sich Suns-Coach Monty Williams zurecht. Paul und Booker kamen zusammengerechnet wieder auf 13 Turnover, meist erzwungen von der geschlossen starken Mavs-Defense.

3. Chris Paul findet nicht wieder in die Serie

Was Dallas ebenfalls gut machte, war, dass sie Paul und Booker in der Defense gezielt attackierten. Vor allem in der Starting Five haben die Suns defensiv keine klare Schwachstelle, dennoch war diese Strategie sinnvoll, da sie so die beiden Stars arbeiten ließen.

Vor allem an Paul scheint dies zu zehren. Es ist nicht das erste Mal, dass der Point God im Laufe einer Serie abbaut. Mit 37 Jahren ist das auch nicht verwunderlich, aber selbst beim Sieg in Spiel 5 in Phoenix war Paul nicht der Hauptgrund, dass die Suns so deutlich gewannen. Nach seinen beiden starken Auftritten in den ersten beiden Spielen hat Paul in den vergangenen vier Spielen nur 37 Punkte, dafür aber 18 Turnover und 17 Fouls angesammelt.

In Spiel 6 nahm Paul nur 7 Würfe, spielte nur 4 Assists und beging wieder 5 Turnover, so kam die Suns-Maschinerie nicht ins Rollen. Und auch auf der anderen Seite war Paul fast schon so etwas wie eine Schwachstelle.

Die Mavs waren komfortabel damit, CP3 zu jagen und je länger das Spiel dauerte, desto mehr Erfolg hatten sie. Zu allem Überfluss fiel Paul in der Schlussphase auch noch auf seine rechte Hand und verzog schmerzverzerrt das Gesicht. Auch hier wäre es nicht das erste Mal, kaum ein Spieler verletzte sich in den vergangenen Jahren so oft an der Hand wie der Spielmacher.

Von einer Verletzung wollte der Point Guard zwar nichts hören, aber es ist ein Aspekt, auf den man in Spiel 7 acht geben sollte.

4. Die Mathematik spricht für die Mavs

Ein weiterer Schlüssel für Dallas wird am Sonntag wenig überraschend die Dreierlinie sein. 16 verwandelte Triples bei 40 Prozent Quote waren ein guter Wert, dabei half natürlich auch die unerwartete Explosion von Spencer Dinwiddie (5/7), der scheinbar nur in Spiel 6 (wie schon in Utah) seinen Rhythmus findet.

Noch wichtiger war jedoch, dass Phoenix im gesamten Spiel nur 18 Versuche von Downtown nahm. Es ist nun drei Jahre her, dass in den Playoffs ein Team weniger Dreier in einem Spiel nahm. Dies waren die San Antonio Spurs, die in ihrer Serie mit Denver in gleich vier der sieben Partien 18 oder weniger Distanzwürfe versuchten.

Dabei war es aus Sicht der Suns nicht einmal so, dass diese großartig Dreier verweigerten. Stattdessen liefen die Mavs meist vorbildliche Closeouts und verhinderten so offene Versuche. Wie oben bereits erwähnt, war es vor allem die Defensive, welche die Saison der Mavs zumindest einmal bis Sonntag verlängerte.

Aus Sicht der Suns muss das besser werden, denn sonst werden sie auch Probleme bekommen, wenn Dallas nicht so gut trifft. Am Ende des Tages ist es einfache Mathematik. Mit Ausnahme von Spiel 5 versuchten die Texaner stets mindestens 39 Dreier, die Suns knackten hingegen nur einmal 30 Versuche.

Diese Diskrepanz sorgt dafür, dass Phoenix im Zweierbereich verdammt gut treffen muss und dazu sind sie auch durchaus in der Lage. Mit Paul, Booker, Bridges und Ayton haben sie vier exzellente Schützen für diesen Bereich im Team, nur kühlten diese in Spiel 6 komplett ab. 3/14 aus der Mitteldistanz klingt nicht nach dem Team, welches in Sachen Shot Making abseits des Rings in dieser Saison alles in Grund und Boden gespielt hat.

Shot Chart Phoenix Suns vs. Dallas in Spiel 6nba.com

5. Gibt es auch mal Spannung?

Zum Schluss noch ein interessanter Stat von ESPN-Datenguru Kevin Pelton. Die Heimmannschaft hat nun jeweils gewonnen, zusammengerechnet liegt eine Differenz von +103 vor, was der zweithöchste Wert aller Zeit ist. Nur bei Celtics vs. Hawks in Runde eins im Jahr 2008 war der Unterschied größer (+118).

Wir warten noch immer auf das erste knappe Spiel dieser Serie, die Suns haben über die sechs Partien bisher ganze 11 Zähler mehr erzielt. Für Spiel 7 muss das freilich nichts heißen, denn Serien voller Blowouts gibt es immer mal wieder. Ein gutes Beispiel dafür sind die Finals von 2016, als keines der ersten sechs Spiele wirklich knapp war und wir dann ein episches Entscheidungsspiel erlebten.

Mal ehrlich: Wer erinnert sich noch daran, dass Golden State Spiel 2 mit 110:77 gewann? So wird es auch 2022 in dieser Serie sein, es ist alles angerichtet für einen heißen letzten Tanz zwischen diesen beiden Teams, die sich nicht wirklich mögen.

Mavs vs. Suns: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
13. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks121:114
25. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks129:109
37. Mai3.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns103:94
48. Mai21.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns111:101
511. Mai4 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks110:80
613. Mai3.30 UhrDallas MavericksPhoenix Suns113:86
715./16. Mai21.30 oder 2 UhrPhoenix SunsDallas Mavericks-