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NBA - Die Gewinner und Verlierer der Offseason 2020 nach Free Agency und Draft: Jetzt hilft nur noch ein Sabbatjahr

Philipp JakobSPOX
27. November 202009:00
Es gilt als reine Formsache, dass Anthony Davis bei den Los Angeles Lakers verlängert und mit LeBron die Mission Titelverteidigung starten wird.getty
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Der NBA Draft und die heiße Phase der Free Agency sind rum, die Kader der 30 Teams sind weitestgehend komplett. Der Titelfavorit Nummer eins steht bereits fest, ein anderer Championship-Anwärter tritt gleich doppelt ins Fettnäpfchen. Und: Eine Rekordjagd der etwas anderen Art. Die Gewinner und Verlierer der Offseason 2020.

NBA Offseason 2020: Die Gewinner

NBA - Offseason-Gewinner: Los Angeles Lakers

Der amtierende Champion ist noch besser geworden. Klingt ein wenig unfair, ist aber so - außer Immer-Noch-Free-Agent Anthony Davis legt ein Sabbatjahr ein, aber davon gehen wir jetzt mal eher nicht aus, auch wenn die Konkurrenz darin vielleicht ihre einzige Chance sieht. Angefangen beim Trade für Dennis Schröder über die Verlängerung mit Kentavious Caldwell-Pope bis hin zur Verpflichtung von Marc Gasol: General Manager Rob Pelinka hat in der Offseason einen sehr guten Job gemacht, das kann man nicht anders sagen.

Die Abgänge wie Rajon Rondo, Danny Green oder Dwight Howard konnten allesamt ersetzt und teilweise mit einem Upgrade versehen werden. DS17 ist dafür das beste Beispiel, aber das gilt auch unter dem Korb, wo statt eines alternden Ex-Superman und Shaqtin'-a-Fool-Legende JaVale McGee nun eben Gasol und Sixth Man of the Year Montrezl Harrell wüten.

Dass man letzteren nicht nur für relativ wenig Geld bekommen (2 Jahre/19 Mio. Dollar), sondern auch noch dem Stadtrivalen wegstibitzt hat, dürfte den Lakers doppelt gefallen. Allerdings war man im Lager der Clippers angeblich gar nicht so traurig, Harrell ziehen zu lassen. Der war gegen Ende der Saison angeblich nicht mehr ganz so gut auf Paul George zu sprechen.

Zwar haben die Clippers in Person von Serge Ibaka ebenfalls einen starken Fang in der Free Agency gelandet, doch viel passiert ist beim Team von Kawhi Leonard und Co. nicht - außer ein Trade für Luke Kennard und ein irrer 64-Mio.-Dollar-Vertrag über vier Jahre für einen 31-jährigen Marcus Morris. Der Abstand zum Stadtrivalen ist scheinbar etwas angewachsen, vielleicht ist bei den Clippers aber noch etwas im Busch. Zuletzt kursierten Trade-Spekulationen um Lou Williams.

NBA - Offseason-Gewinner: Portland Trail Blazers

Die Blazers agierten in dieser Offseason etwas im Hintergrund, fädelten leise, still und heimlich aber einen starken Move nach dem anderen ein. Am Draft-Abend füllte GM Neil Olshey die wohl größte Lücke im Kader: Per Trade kam Robert Covington aus Houston und damit dringend benötigte 3-and-D-Verstärkung. Vor allem die Verteidigung war vergangenes Jahr eine Schwachstelle in Portland.

Um Damian Lillard, C.J. McCollum und Jusuf Nurkic steht damit eine schlagkräftige Starting Five, auch in Sachen Tiefe kommt der Kader deutlich verbessert daher als im Vergleich zur Vorsaison. So dunkt sich Derrick Jones Jr. künftig im Blazers-Trikot durch die Top 10, Enes Kanter gibt zumindest in der regulären Saison einen soliden Backup-Big hinter Nurkic.

Carmelo Anthony konnte für wenig Geld (1 Jahr/2,6 Mio. Dollar) gehalten werden, deutlich mehr legte Portland für Rodney Hood (2 Jahre/20,9 Mio.) auf den Tisch. Der 28-Jährige verpasste nach einem Achillessehnenriss Anfang Dezember 2019 einen Großteil der vergangenen Saison, hatte nun aber immerhin viel Zeit zur Regeneration. Sollte der Scorer von der Bank nicht an sein altes Leistungsniveau anknüpfen, sein zweites Vertragsjahr ist nicht garantiert. Portland geht somit kaum Risiko ein. Gleiches gilt für die Verpflichtung von Harry Giles, der 22-Jährige bringt zum Minimum jede Menge Upside mit.

NBA - Offseason-Gewinner: Phoenix Suns

Die Bubble-Suns haben in der Wüste von Arizona eine Menge Euphorie ausgelöst, auch wenn es trotz der perfekten 8-0-Bilanz nicht ganz für die Playoffs reichte. In Zukunft wollen Devin Booker und Co. Playoff-Basketball aber nicht mehr nur am TV verfolgen, diese Ambitionen haben die Suns in der Offseason nochmals unterstrichen.

Der Trade für Chris Paul gibt dem Team natürlich sportlich eine ganz neue Dimension, Booker wird enorm von seinem neuen Backcourt-Partner profitieren. Dazu bringt der Point God - genau wie Jae Crowder, der einer der Steals der Free Agency ist - Erfahrung und Toughness mit, was dem jungen Team um Booker, Deandre Ayton und Mikal Bridges nur guttun wird.

Diese Deals machen den Pick von Jalen Smith an Position zehn im Draft zwar nicht besser, CP3 als Aushängeschild der Offseason hilft aber beim Verdrängen. Vor allem, da sich die Suns-Fans nach zehn Jahren Abstinenz endlich wieder berechtigte Hoffnungen auf die Playoffs machen dürfen.

Chris Paul und Devin Booker werden kommende Saison gemeinsam um die Playoffs kämpfen.getty

NBA - Offseason-Gewinner: Zahltag für die zweite Reihe

Man muss kein Superstar sein, um in der NBA ordentlich abzukassieren. Vor einigen Jahren genügte schon eine gewisse Körpergröße, damit die Teams lechzend an der Tür anklopften, mittlerweile sitzen die Scheckbücher vor allem bei der Aussicht auf Spacing locker.

Etwa 80 Millionen Gründe für diese Annahme lieferten die Wizards mit dem Fünfjahresvertrag für Davis Bertans, der abgesehen von einer überragenden Dreierquote von 42,4 Prozent in der vergangenen Saison (bei 8,7 Versuchen!) wenig auf dem Parkett beiträgt. Dennoch ist der Vertrag durchaus berechtigt, schließlich ist Shooting in der modernen NBA das A und O. Davon profitierte unter anderem auch Joe Harris (4 Jahre/75 Mio. Dollar).

Deutlich mehr als einfach nur Shooting liefert derweil Fred VanVleet, der dafür mit einem höheren Jahreseinkommen und insgesamt 85 Millionen Dollar für vier Jahre von den Toronto Raptors entlohnt wurde - und dabei ließen ihn vor nicht einmal vier Jahren alle 30 Teams (manche sogar zweimal) im Draft 2016 links liegen. Nun unterschrieb FVV den höchstdotierten Vertrag eines Undrafted Spielers aller Zeiten.

Apropos Zahltag: De'Aaron Fox, Jayson Tatum, Donovan Mitchell und Bam Adebayo gehören zwar definitiv nicht zur zweiten Reihe (selbst über VanVleet lässt sich da durchaus streiten - hey, immerhin bekam er 2019 eine Stimme als Finals-MVP ...), doch auch dieses Quartett sahnte in der Offseason ordentlich ab: viermal Max-Verlängerungen, die beim Triggern bestimmter Klauseln fast 200 Millionen Dollar schwer werden können. Auch das wäre übrigens Rekord für Rookie Extensions.

Weitere Gewinner der Offseason:Atlanta Hawks, Philadelphia 76ers, Dallas Mavericks, Draft-Pick-Sammler Sam Presti

NBA Offseason 2020: Die Verlierer

NBA - Offseason-Verlierer: Milwaukee Bucks

Vor gut eineinhalb Wochen sahen die Milwaukee Bucks wie der große Gewinner der Offseason aus. Ein neuer Backcourt aus Jrue Holiday und Bogdan Bogdanovic? Da schwand wohl selbst bei den größten Mavs-, Heat- und Raptors-Fans die Hoffnung auf einen Free Agent namens Giannis Antetokounmpo im Sommer 2021. Kaum drei Tage später war diese Hoffnung aber schlagartig wieder da.

Innerhalb weniger Tage verkam die Bucks-Offseason vom großen Wurf zur Lachnummer, als erst der Bogdanovic-Deal platzte und dann auch noch die NBA eine Untersuchung einleitete. Thema Tampering und so, bei einem angeblichen Sign-and-Trade mit einem Restricted Free Agent knapp eine Woche vor dem Start der Free Agency überraschte das nicht. Genauso wenig, dass mindestens ein rivalisierendes Team laut Bleacher Report die Bucks und Kings beim Ligabüro anschwärzte.

Wirklich besser lief es selbst mit den eigenen Free Agents nicht. General Manager Jon Horst handelte einen Zweijahresvertrag über 8 Mio. Dollar mit Pat Connaughton inklusive Spieleroption aus, nur um kurz darauf festzustellen, dass dieser Deal unter dem CBA gar nicht möglich ist. Der Vertrag musste neu ausgehandelt werden, für Connaughton ging dies mit einer Gehaltserhöhung (3 Jahre/16 Mio. Dollar) einher.

Und dennoch war die Offseason der Bucks alles andere als katastrophal, Holiday ist eine gute Verstärkung, auch wenn drei Erstrundenpicks (und zwei Pick-Swaps) ein stolzer Preis sind. Wenn aber Giannis vor dem Saisonstart seine vorzeitige Vertragsverlängerung in Wisconsin unterschreibt, dann wandern die Bucks ganz schnell in die Gewinner-Spalte. Bogdanovic-Dilemma hin oder her, so blöd es derzeit auch aussehen mag.

NBA - Offseason-Verlierer: Charlotte Hornets und Boston Celtics

Eigentlich begann die Offseason für die Hornets-Fans relativ vielversprechend. Im Draft schnappte sich Charlotte an Position drei LaMelo Ball, der nicht nur einen großen Namen, sondern auch das Versprechen für Spektakel auf dem Court mitbringt. Dann machte das Team von Michael Jordan aber Michael-Jordan-Dinge. Also Michael-Jordan-der-Besitzer-Dinge. Und das bedeutet selten etwas Gutes.

Als Gordon Hayward aus seinem Vertrag bei den Boston Celtics ausstieg, sah MJ offenbar die Chance auf den Nr.9- oder Nr.10-Seed im Osten - bei so einer Gelegenheit muss man ja förmlich zuschlagen, oder? (Spoiler: Muss man nicht) Das Resultat war ein Angebot über vier Jahre und 120 Millionen Dollar - deutlich mehr als Hayward wohl von anderen Interessenten erwarten durfte - und die wohl verwirrendste Free-Agency-Entscheidung dieser Offseason.

Anstatt sich kommendes Jahr in die Verlosung um einen hohen Draft-Pick in einem vielversprechenden Jahrgang zu werfen, planen die Hornets einen Angriff auf das Mittelmaß im Osten. Klar, Charlotte muss überbezahlen, um bei Free Agents zu landen. Aber muss es unbedingt ein 30 Jahre alter, zuletzt verletzungsanfälliger Forward sein inmitten eines Rebuilds? Immerhin suchen die Hornets derzeit noch einen Abnehmer für Nicolas Batum in einem Sign-and-Trade, um den Vertrag des Franzosen nicht stretchen und faktisch knapp 40 Mio. Dollar im Jahr für Hayward hinblättern zu müssen.

Selbst das zweite in dem Hayward-Deal involvierte Team geht als Verlierer aus der Offseason. Die Celtics verlieren einen wichtigen Playmaker ohne Gegenwert und liegen dennoch über dem Salary Cap. Mit Tristan Thompson holte Danny Ainge immerhin gute Verstärkung für den Frontcourt, dennoch hat sich der Celtics-GM, der in Sign-and-Trade-Verhandlungen mit den Pacers offenbar zu gierig wurde, diese Offseason sicherlich anders ausgemalt

Ach ja, einen Gewinner gibt es bei der Geschichte doch noch: Gordon Hayward. Die 120 Mio. Dollar kann ihm keiner mehr nehmen.

NBA - Offseason-Verlierer: Trevor Ariza

Vor einigen Jahren krönte Bleacher Report Drew Gooden zum "Most-Traded Man" der NBA. Damals, 2015, war der Big unter allen Aktiven mit sechs Trades tatsächlich der Spieler, der am häufigsten von einem Team zum anderen verschifft wurde. Darüber kann Trevor Ariza heute nur müde lächeln.

Allein in der vergangenen Woche erhöhte der 34-Jährige sein Trade-Konto um drei auf insgesamt zehn Trades in seiner 16-jährigen Karriere in der Association. Das dürfte locker zum Rekord reichen.

Innerhalb von sieben Tagen ging es für Ariza von den Blazers zu den Rockets, dann weiter zu den Pistons und schließlich zu den Thunder. Allzu gemütlich sollte es sich Ariza in Oklahoma City wohl eher nicht machen - Sam Presti wittert schon die nächste Chance auf einen zukünftigen Draft-Pick.

NBA - Offseason-Verlierer: Detroit Pistons

In den ersten Stunden der Free Agency gehörten die Pistons zu den aktivsten Teams der Liga, vier Signings und ein Trade standen nach den ersten acht Stunden der Wechselperiode zu Buche. Und mindestens genauso viele Fragezeichen in den Gesichtern der Beobachter ob der eingeschlagenen Richtung der Franchise.

Auch am Draft-Abend tobte sich der neue General Manager Troy Weaver ordentlich aus und schnappte sich mit drei Erstrundenpicks Point Guard Killian Hayes (Nr.7), Center Isaiah Stewart (Nr.16) und Flügelspieler Saddiq Bey (Nr.19). Was nach Rebuild aussah, wurde in der Free Agency aber schnell wieder verworfen.

Jerami Grant erhielt 60 Mio. Dollar für drei Jahre, um vom Nuggets-Rollenspieler zum Pistons-Star aufzusteigen, jedoch ohne Garantie, dass er dieser Rolle gewachsen ist. Hinzu kam in Person von Mason Plumlee (3 Jahre/25 Mio.) Center-Neuzugang Nummer zwei und in Jahlil Okafor (2 Jahre/4 Mio.) Center-Neuzugang Nummer drei.

Dass in der Small-Ball-Ära zwischenzeitlich auch noch Center Nummer vier (Tony Bradley, weiterverschifft zu den Sixers) und Center Nummer fünf (Dewayne Dedmon) in Detroit Platz fanden, machte die Sache nicht zwingend besser. Dass Dedmon auch noch gestretcht wurde und somit die nächsten fünf Jahre knapp 2,9 Mio. Dollar von den Pistons kassiert ebenfalls nicht.

Es werden sicherlich noch Moves während der Saison folgen (Blake Griffin, Derrick Rose), ansonsten scheint Detroit in einem tiefen Graben zwischen Rebuild und Playoff-Hoffnung festzustecken. Ach ja: Zu guter Letzt ließ man mit Christian Wood den wahrscheinlich vielversprechendsten Big von all den bisher genannten als eigenen Free Agent Richtung Houston ziehen. Unverständlich. Die Rockets landen übrigens trotz dieser gelungenen Verpflichtung (3 Jahre/41 Mio.) in den Honorable Mentions der Offseason-Verlierer, schlicht und einfach aufgrund der Unruhen um James Harden und Russell Westbrook.

Weitere Verlierer der Offseason: Houston Rockets, Denver Nuggets, Toronto Raptors

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