Bostons Veteranen fordern die Superstar-Truppe der Heat heraus. Vor allem Kevin Garnett flößt Respekt ein - aber reicht den Celtics das? Die früher drögen Spurs erinnern an Michael Jordan und die Bulls.
San Antonio Spurs (1) - Oklahoma City Thunder (2)
Saisonbilanz: 2-1 (96:108, 107:96, 114:105)
Ausgangslage: Es sind Zahlen, die an die von Michael Jordan angeführten Chicago Bulls erinnern: Die Spurs ziehen nach 2 Sweeps in den ersten zwei Runden (erst Jazz, dann Clippers) in die Conference Finals ein, wobei sie 6 der 8 allesamt siegreichen Spiele mit einem zweistelligen Vorsprung für sich entschieden. Insgesamt gewann San Antonio 31 der letzten 33 Partien. Fast schon nebensächlich, dass bei einer der beiden Niederlagen Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili nicht eingesetzt wurden.
Die ansehnliche Spielweise der früher drögen Spurs brachte ihnen enorm viele Sympathien und den ersten Platz in der Kategorie "Offensive Effizienz" ein. Auf Platz zwei: Oklahoma City.
Der Run der Thunder ist zwar nicht ganz so anhaltend, aber nicht minder beeindruckend. In den ersten zwei Runden gegen stark eingeschätzte Kontrahenten (erst Mavs, dann Lakers) verlor OKC nur 1 von 9 Spielen. Daher ist ob der unbeständigen Konkurrenz im Osten folgende These legitim: Der Sieger dieses Duells wird sich auch im NBA Finale durchsetzen.
Players to watch: Kawhi Leonard vs. Kevin Durant. Noch immer gehört Leonard zu den Unbekannten der NBA, obwohl der Nummer-15-Pick von 2011 in der kommenden Saison ein Kandidat für das All-Star-Game sein könnte. Der 20-Jährige ist ein Rollenspieler mit dem Talent eines Go-to-Guys.
Zwar ist er 5 Zentimeter kleiner als Small-Forward-Gegenspieler Durant (2,01 zu 2,06 Meter), aber: Mit seinen langen Armen, dem Basketball-Verständnis und dem hervorragenden Rebounding (4,9 in den Playoffs) ist es Leonard zuzutrauen, den NBA-Topscorer empfindlich zu stören. Zumal Durant auch defensiv gefragt sein wird, da Leonard den Dreier zu treffen versteht (45,5 Prozent in den Playoffs).
Prognose: Die Starting Fives sind ähnlich stark. Beide Teams bieten jeweils auf: einen Scoring-First-Point-Guard (Parker vs. Westbrook), einen herausragenden Sixth Man (Ginobili vs. Harden) und einen Franchise Player erster Güte (Duncan vs. Durant). Bleibt entsprechend die Bank als entscheidende Variable - und die spricht eindeutig für San Antonio.
Während OKC von James Harden abgesehen nur über gehobenes Mittelmaß verfügt (Fisher, Cook, Collison, Mohammed), sind die Spurs derart tief aufgestellt, dass selbst ein DeJuan Blair (9,5 Punkte in der Regular Season) und ein Patrick Mills (10,3) kaum Minuten erhalten. Deswegen: Spurs in 6.
Miami Heat (2) - Boston Celtics (4)
Saisonbilanz: 1-3 (115:107, 72:91, 107:115, 66:78)
Ausgangslage: Wenn Miami die Wahl gehabt hätte, wer Spiel 7 des parallel laufenden Conference Halbfinals erfolgreich gestaltet, die Entscheidung wäre nicht schwer gefallen. Während die Heat 11 der letzten 12 Spiele gegen die am Ende ausgeschiedenen Philadelphia 76ers gewannen, verloren sie gegen die Celtics die jüngsten 3 Partien in Folge.
Nach den Ausfällen zu urteilen gehen Miami wie auch Boston aber ähnlich gehandicappt in die Serie: Bei den Heat wird Power Forward Chris Bosh (Bauchmuskelverletzung) frühestens in einem möglichen Finale wieder einsatzbereit sein, die Celtics wiederum vermissen Avery Bradley (Schulter-OP).
Combo-Guard Bradley verfügt nicht über Boshs Strahlkraft, als einer der athletischsten und schnellsten Spieler im Boston-Kader wäre ihm jedoch die Aufgabe zugefallen, Dwyane Wade und gelegentlich auch LeBron James zu verteidigen. Nicht zufällig ist Bradley Teil des mit Abstand effektivsten Lineups der Celtics in der Postseason (die anderen: Rondo, Pierce, Bass, Garnett).
Players to watch: Ronny Turiaf/Joel Anthony vs. Kevin Garnett. Wer sind die dominanten Center der NBA? Dwight Howard? Andrew Bynum? Falsch, in den Playoffs dominieren zwei 36-Jährige: Spurs' Duncan - und eben Kevin Garnett. Zeit seiner Karriere als Power Forward tätig, läuft er dieser Tage fast ausschließlich als Center auf - und liefert für Boston Zahlen, die an den Garnett von vor 5 bis 10 Jahren erinnern. Seine Playoffs: 19,3 Punkte (51,3 Prozent), 10,6 Rebounds, 1,6 Blocks.
Entsprechend bedeutsam wird es sein, wie das offensiv inkompetente, aber dafür emsige Heat-Center-Duo Turiaf/Anthony sich abmüht. Denn: Wenn Garnett kontrolliert wird und Brandon Bass' Wurf nicht fällt, ist Boston am offensiven Korb quasi nicht existent. Die Backups Greg Stiemsma und Ryan Hollins gehören eher in die D-Leaugue als in ein Conference Finale.
Prognose: Bostons Altherren-Cinderella-Story setzt sich sogar im Conference Finale fort, doch dort findet sie ein Ende. Miami geht im Vergleich zu San Antonio und Oklahoma City die Tiefe ab, für die ebenfalls dünn besetzten Celtics genügt jedoch die Two-Men-Group LeBron James/Dwyane Wade.
Nur zur Illustration: In den letzten drei Partien der Pacers-Serie legte James 32,7 Punkte, 11,3 Rebounds und 8,0 Assists auf. Nicht weniger beeindruckend Wade mit seinen 33,0 Punkten, 7,3 Rebounds und 3,7 Assists. Heat in 5.
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